Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weiße Frau von Devils Rock

Die weiße Frau von Devils Rock

Titel: Die weiße Frau von Devils Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
Vom Netzwerk:
mir alles ansehen", beschloss die Frau, um den Besuch etwas abzukürzen. Sie wollte so schnell wie möglich zurück zum Castle in der Hoffnung, dass Ashton inzwischen gekommen war.
       Doch dann kam alles ganz anders. Geschickte Hände hatten das Innere des Hauses vollständig renoviert, waren aber gleichzeitig darum bemüht, den Charme der Vergangenheit nicht zu zerstören.
       Fasziniert stand Charlene da und konnte ihren Blick nicht von dem wunderschönen offenen Kamin wenden. "Der ist neu, das sieht man", stellte sie lächelnd fest.
       Natürlich stimmte Marvin ihr zu. "Er wurde erst vor kurzem eingebaut. Der Laird überlegt, ob er das Haus nicht auf Dauer vermieten soll. Es ist ja schade, wenn so etwas einfach nur leer steht und mit der Zeit verfällt. Willst du dir auch noch die restlichen Räume ansehen?"
       Für einen kurzen Augenblick hatte Charlene ihre Probleme fast vergessen. Alles, was sie sah, gefiel ihr sehr gut, und sie war fest davon überzeugt, dass sie sich hier wohl fühlen konnte.
       "Noch sind die Wände weiß", begann Marvin zögernd. "Aber im Keller sind Unmengen von Bildern, die über die Jahre hinweg gesammelt wurden. Wenn du magst, können wir hinunter gehen und ich zeig dir alles."
    "Gern, und…" Sie legte eine Hand auf Marvins Arm. "Bitte verzeih mir, wenn ich vorhin etwas schroff war. Das hat nichts mit dir zu tun", versicherte sie. "Es entspringt einzig und allein meiner ziemlich schlechten Gemütsverfassung. Langsam wird mir alles zuviel."
       "Ich verstehe dich ja, Charlene", antwortete Marvin sanft. "Du stehst auf der einen Seite und auf der anderen sind dein Mann und deine Tochter. Beide machen dir große Sorgen, und du weißt nicht, wie du dich verhalten sollst, weil dies Krankheiten sind, die man weder greifen noch begreifen kann."
    "Ja, so ist es. Ich bin richtig verzweifelt in meiner Hilflosigkeit", gab sie mit zitternder Stimme zu. "Deshalb bin ich auch sehr froh, in dir einen kompetenten Freund gefunden zu haben. Ich möchte dich nicht vertreiben mit meinen Launen."
       "Darüber mach dir keine Sorgen, Charlene. So einfach kann man mich nicht vertreiben. Ashton kenne ich schon viele Jahre. Wir waren zwar nie beste Freunde, aber wir mochten uns ganz gern, solange wir nicht zuviel Zeit miteinander verbringen mussten. Da konnte es schon mal Differenzen geben, und trotzdem haben wir uns nie ganz aus den Augen verloren", fügte er lächelnd hinzu.
       "Das bedeutet nicht…"
       "Das bedeutet nicht, dass ich nur deshalb dein Freund sein möchte", unterbrach er sie. "Du bist eine bezaubernde Frau, und ich bewundere dich für deine Stärke und dein Durchhaltevermögen. Es ist mit Sicherheit nicht leicht, was dir da vom Schicksal auferlegt wurde. Und wenn ich darf, werde ich dir, solange du es zulässt, nach besten Kräften dabei helfen, deine Welt wieder in Ordnung zu bringen, soweit das möglich ist."
       In einem plötzlich aufwallenden Gefühlssturm, den sie bei sich noch nie zuvor erlebt hatte, legte Charlene ihre Arme um Marvins Hals und hielt sich wie eine Ertrinkende an ihm fest. Sie dachte nicht über ihr Tun nach und auch nicht, was ein Mann von so einer Reaktion denken konnte. Eigentlich war es ihr auch gleichgültig, denn dieses unerträgliche Gefühl der Einsamkeit, das sie in letzter Zeit immer wieder überfiel, hatte ihre ganze kleine Welt zum Einstürzen gebracht.
       "Danke", konnte sie nur sagen, dann brach sie in Schluchzen aus. Sie spürte seine Arme, die sich mitfühlend um sie legten und sie fest hielten, und sie fühlte sich an seiner Brust so geborgen wie noch nie zuvor in ihrem Leben.
       "Entschuldige bitte, dass ich mich so hab gehen lassen." Nach einer Weile, die ihr wie eine beglückende Ewigkeit vorgekommen war, machte sie sich sanft von ihm los und wischte sich das Gesicht ab. "Ich wollte dich nicht überfallen", fügte sie verlegen hinzu.
       "Du darfst mich immer überfallen, wenn dir danach ist", versicherte er sanft. "Und jetzt zeige ich dir die Dachkammer, die früher als Kinderzimmer und später auch als Rumpelkammer benutzt wurde. Danach können wir auch noch den Keller anschauen, wenn du das möchtest."
       Sie stiegen schweigend die schmale Wendeltreppe nach oben, die unter jedem ihrer Schritte knarrte. Ein muffiger Geruch nach altem Holz und frischer Farbe machte ihr das Atmen schwer, doch Charlene hatte auf einmal ihren Lebensmut und einen Teil ihrer Kraft wiedergefunden. Das machte mit Sicherheit Marvins Nähe

Weitere Kostenlose Bücher