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Die weiße Frau von Devils Rock

Die weiße Frau von Devils Rock

Titel: Die weiße Frau von Devils Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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der sie noch immer fest hielt.
       "Du bist einfach in den See gelaufen", berichtete der Junge zornig. "Ich hatte schon so ein komisches Gefühl, deshalb wollte ich nachsehen, was du treibst. Und da hab ich dich ins Wasser gehen sehen – einfach so. Ich hatte den Eindruck, jemand würde dich rufen und du bist gefolgt. Ich verstehe es nicht."
       "Ich doch auch nicht." Das Mädchen begann zu schluchzen. "Es war wie in meinen Alpträumen. Zum ersten Mal habe ich ganz deutlich den Traum erlebt. Das hatte ich vorher noch nie." Sie hielt sich an ihm fest als hätte sie Angst davor, der Unbekannte würde kommen, um sie zu holen.
       "Soll ich Mum holen?"
       Das Mädchen schüttelte den Kopf. "Ich geh heim zu meiner Mum", entschied sie, als sie sich wieder etwas beruhigt hatte. "Es tut mir Leid", fügte Christina verlegen hinzu. "Kann ich morgen wiederkommen?"
       "Natürlich", antwortete Benjamin. "Ich hab jetzt sowieso keine Zeit mehr. Mein Dad wollte uns beide heute Mittag mitnehmen nach Stonston. Das ist sehr wichtig. Aber so wie du aussiehst geht das nicht. Du kommst eben nächstes Mal mit."
       Christina fröstelte. Die nassen Kleider klebten schwer und kalt an ihrem Körpe und sie fror entsetzlich. Doch das wollte sie Benjamin nicht sagen, denn sonst hätte er womöglich drauf bestanden, dass sie doch noch mit ihm zu Lady Angela gegangen wäre. Dann hätte der Laird sie vermutlich nach Hause gebracht, und Mum wäre vor Schreck in Tränen ausgebrochen.
       All das ging dem Mädchen durch den Kopf, als es eilig den verwinkelten Park in Richtung Ausgang durchquerte. Noch immer spürte es die Angst im Nacken vor dem Mann, der dieser wunderschönen Frau so wehgetan hatte. Wer war überhaupt diese Frau gewesen? Mum war es nicht. Und doch hatte Christina in dem Moment so ein Gefühl für die Fremde gehabt als sei sie ihre Mutter gewesen.
       Verwirrt begann Christina zu rennen. Sie wollte nur noch zu ihrer Mutter, nur noch ins Bett. Schon von weitem sah sie Mum vor der Tür stehen und nach ihrer Familie Ausschau halten. Sie blieb abrupt stehen. Hatte sie dieses Bild nicht schon oft gesehen, und war es nicht stets mit einer abgrundtiefen Traurigkeit verbunden gewesen?
       Tränen liefen über Christinas Gesicht. Die Erinnerung an etwas, das es in ihrem Leben bis jetzt noch nicht gegeben hatte, war so übermächtig, dass sie zunächst nicht weitergehen konnte. Ihr Blick hing wie festgefroren an der Mutter, die nicht in ihre Richtung blickte und sie somit nicht sehen konnte.
       Doch noch etwas anderes kam dazu. Die Frau, die sie auf dem Bild vor ihrem geistigen Auge sah, war nicht diese Frau, nicht Mum, die sie innig lieb hatte. Das war die Frau aus ihrem Traum vorhin. Sie hatte wunderschöne kastanienbraune Haare, die bis fast zu ihren Hüften reichten, während Mum blond war.
       Charlene bemerkte ihr Töchterchen erst, als es schon fast da war. Entsetzt sah sie, dass es ganz nass war. Sogar die Haare klebten noch immer an ihrem Kopf wie ein Helm. "Um Himmels willen, was ist denn geschehen?"
       Christina konnte nicht viel erzählen. Und das wenige, was sie wusste, wollte sie für sich behalten, schon um die Mutter nicht unnötig zu ängstigen. So erzählte sie nur, dass sie zu dicht ans Wasser gegangen war und nicht aufgepasst hatte. Deshalb war sie in den See gefallen.
       Charlene zog ihrem Kind trockene Wäsche an und packte es ins Bett. In der Nacht bekam Christina hohes Fieber. In ihren Fantasien sah sie immer nur den bösen Mann, der ihre geliebte Mutter grausam geschlagen hatte. Und als sie in einem wachen Moment einmal die Augen öffnete, da war es schon Nacht, sah sie an ihrem Bett jene Frau stehen, die sie am See von Rochester Castle zum ersten Mal bewusst wahrgenommen hatte. Sie streckte die Hand nach ihr aus. "Mummy, da bist du ja", flüsterte sie. Dann sank sie in ihren Traum zurück.
       Der Vorhang am geschlossenen Fenster bewegte sich leicht, als würde er von einer sanften Hand berührt. In der Luft lag ein süßer Geruch nach Jasmin, der die Sinne betörte. Doch das merkte Christina nicht. Ihr Fieber stieg, sie glühte am ganzen Körper.
       Die fremde Frau stand an ihrem Bett und streichelte über die schweißnasse Stirne des Mädchens. "Ich warte auf dich", flüsterte sie. "Endlich habe ich dich wieder. Jetzt kann uns nichts mehr trennen." Sie lächelte…
     
    10. Kapitel
     
       Charlene schlief in dieser Nacht sehr unruhig, obwohl es Christina am späten Abend

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