Die weiße Frau von Devils Rock
Zukunft mehr um dich und weniger um meine Bücher kümmern werde." Er lächelte, sein Gesicht war jetzt über ihrem.
Charlene zuckte zusammen. Nur schwer konnte sie ihr Erschrecken vor ihm verbergen. Zu deutlich war in ihr noch sein Gesichtsausdruck letzte Nacht, als er beinahe fluchtartig das Haus verlassen und in die Nacht gestürmt war.
"Nun, was sagst du dazu?"
"Das wäre zu schön um wahr zu sein", antwortete die Frau zögernd. "Wir wollten noch so viel zusammen erleben, und jetzt ist alles ganz anders." Nur mit Mühe konnte sie ihre aufsteigenden Tränen zurück halten.
"Wir sind doch noch jung, Darling, und wir können die ganze Welt erobern. Glaub mir, ich liebe dich, und ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen. Versprochen." Seine Hände streichelten ihren schlanken Körper, und an seinem raschen Atmen konnte sie sein Verlangen erkennen.
"Bitte nicht, Ashton." Sie versuchte, seiner Umarmung zu entkommen. "Christina wird bald aufwachen. Ich möchte nicht…"
"Christina, immer nur Christina", fuhr er sie ärgerlich an, beruhigte sich jedoch gleich wieder. "Wie du willst", meinte er nur gleichmütig und stieg aus dem Bett. "Was hast du heute vor? Ich werde nach Lairg fahren, habe dort eine Bibliothek entdeckt, die mir gut gefällt. Da werde ich wohl den ganzen Tag zubringen. Wollt ihr mit?"
"Was sollen wir einen ganzen Tag in der Stadt?", fragte die Frau enttäuscht. "Ich denke, wir werden nach Rochester Castle gehen und Angelas Einladung zum Nachmittagstee annehmen. Ich rede gern mit ihr, sie ist mir schon eine Freundin geworden."
"Das ist schön." Ashton war mit seinen Gedanken schon wieder nicht mehr anwesend. "Dann muss ich mir keine Sorgen machen, dass euch vor lauter Langeweile irgendein Unsinn einfällt." Es sollte ein Scherz sein, doch der ernste Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Wenig später saßen sie zu dritt am gemeinsamen Frühstückstisch, doch es herrschte die meiste Zeit ein unangenehmes Schweigen. So war Charlene erleichtert, als Ashton als erster aufstand. "Wir sehen uns abends", sagte er noch, dann verließ er eilig das Haus.
Christina war schon am Vormittag mit Benjamin verabredet. Der Sohn des Lairds wollte ihr Glannagan zeigen, die wenigen Einkaufsläden und vor allem den Friedhof, auf dem er fast schon zuhause zu sein schien.
Charlene begleitete ihre Tochter noch bis nach Rochester Castle, dann beschloss sie, wieder nach Hause zu gehen. Sie wollte ein wenig sauber machen und danach in dem Tagebuch lesen, das sie nicht mehr aus dem Kopf bekam.
Laird Ian begrüßte Christina überaus freundlich, denn er mochte das bildhübsche Mädchen sehr gern. "Es ist schön, dass du dich mit Benjamin so gut verstehst", meinte er und brachte sie in den Park. "Soll ich euch etwas zu trinken herausbringen lassen? Wir fahren dann etwas später."
Benjamin hatte auf einem Tisch verschiedene Steine ausgelegt. Er schaute nur kurz auf. "Danke, ich mag nichts", antwortete er, dann widmete er sich wieder seiner Tätigkeit.
"Ich möchte ebenfalls nichts, danke", antwortete Christina artig. "Wir haben gerade erst Frühstück gegessen." Sie setzte sich an den Tisch und betrachtete interessiert die vielen Steine, die in allen möglichen Farben, Formen und Größen da lagen. "Was machst du damit?"
"Ich sortiere", kam die einsilbige Antwort. "Du kannst mir aber nicht dabei helfen, denn du weißt nicht, wie ich das mache."
"Das wollte ich ja gar nicht." Christina bereute bereits, dass sie gekommen war. Offensichtlich war der Sohn des Hauses heute nicht für Gesellschaft aufgelegt, obwohl er sie am Vortag ausdrücklich um ihren Besuch gebeten hatte.
Eine Weile saß das Mädchen schweigend am Tisch, dann begann es, mit den Beinen zu schaukeln, und schließlich stand es auf.
"Wohin willst du?" Benjamin schaute nicht einmal auf, als er das sagte.
"Ich schau mich mal um hier, geht das?", fragte Christina leicht verärgert. "Du hast ja keine Zeit für mich. Ich möchte gern mal den Park ansehen ohne dass du dabei bist."
"Kannst du machen. Ich mag heute nicht in die Stadt", antwortete der Junge geistesabwesend. "Aber verlauf dich nicht und ertrink nicht im See." Das sollte vermutlich ein Scherz sein, aber weder er noch Christina lachten darüber.
Traurig ging Christina davon. So hatte sie sich diesen Tag nicht vorgestellt. Einen Moment lang überlegte sie, ob sie Angela und
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