Die weiße Frau von Devils Rock
normaler Menschenverstand sich bislang hartnäckig weigert, an so etwas zu glauben."
"Wir sind hier in den Highlands", gab Lady Angela zu bedenken und lächelte dabei tiefgründig. "Bei uns ist alles ein wenig anders als in der Stadt. Das wirst du auch noch feststellen."
"Ich weiß nicht, warum sich Ashton immer wieder so verändert. In einem Moment ist er der beste Mann, den man sich vorstellen kann, und nur wenig später erkenne ich ihn kaum wieder."
"Hast du ihn schon danach gefragt?"
Charlene schüttelte den Kopf. "Das ist gar nicht möglich", antwortete sie nach kurzer Überlegung. "Wenn ich nur mit einem Wort auf sein seltsames Verhalten zu sprechen komme ist er wie ausgewechselt. Manchmal fürchte ich sogar um unser Leben."
"Er wird Christina nichts tun, davon bin ich überzeugt", wiederholte der Laird noch einmal. "Doch wenn Sie möchten werde ich gleich anspannen lassen und Ihre Tochter abholen."
"Ich weiß auch nicht, was besser ist. Ashton hat in den vergangenen Wochen ein sehr seltsames Verhältnis zu unserer Tochter aufgebaut. Manchmal habe ich sogar das Gefühl, er würde sie jetzt erst richtig als seine Tochter akzeptieren, und dann wieder sehe ich in seinen Augen einen Hass aufblitzen, der überhaupt nicht zu dem Mann passt, den ich einmal aus Liebe geheiratet habe."
"Gab es denn heute einen Auslöser für diese – diesen Zornausbruch?", fragte Angela und nippte erneut an ihrer Teetasse. "Oder wäre es möglich, dass dein Mann sich in dieser Situation einfach überfordert fühlt?"
"Ich weiß nur von dem Keller."
Zweifelnd schaute Angela ihren Mann an. "Nur weil die beiden in den Keller wollten ist das noch lange kein Grund für so ein Verhalten. Oder was meinst du, Darling?"
Ian zuckte die Schultern. "Im Grunde nicht", antwortete er, "außer es befindet sich im Keller etwas, das verborgen bleiben soll. Etwas, von dem Ashton weiß, es aber niemandem erzählen will."
"Ashton war meines Wissens noch nie allein im Keller. Er meidet diesen Ort, als würde er sich davor sogar fürchten", murmelte Charlene. "Das kann es also auch nicht sein."
"So einfach würde ich diese Vermutung nicht abtun." Laird Ian war noch immer nicht ganz zufrieden. "Was habt ihr da untergebracht? Benützt ihr den überhaupt?"
"Nicht direkt." Die Frau überlegte. "Es sind da einige Kisten, die wir mitgebracht haben. Aber die sind allesamt leer, wir haben sie nur für den Transport unserer Sachen benützt. Einige kamen hinzu mit den Dingen, die mit der Eisenbahn gekommen sind."
"Wir sollten uns den Keller einmal in Ruhe ansehen." Der Laird war von dieser Idee nicht mehr abzubringen. "Ich habe so ein Gefühl, als würden wir dort zumindest einen Teil des Rätsels lösen können."
Charlene sagte nichts dazu. Insgeheim musste sie eingestehen, dass es ihr immer seltsam zumute war, wenn sie die Treppe nach unten stieg. Doch an irgendein Geheimnis hatte sie dabei nie gedacht sondern dieses Gefühl ganz einfach auf das aus der Kindheit bekannte Gruseln vor dunklen Gemäuern. "Ich weiß nicht…", murmelte sie.
"Denken Sie darüber nach, Charlene", meinte Ian, dann stand er auf. "Ich werde noch einmal nach den Pferden sehen. Falls ihr schon zu Bett gegangen seid, bis ich zurück komme wünsche ich Ihnen noch eine gute Nacht", sagte er freundlich, zu Charlene gewandt.
Lady Angela wartete, bis ihr Mann den Raum verlassen hatte. "Ich glaube, Ian hat Recht. Mit dem Keller stimmt etwas nicht", überlegte sie laut. "Ich erinnere mich noch daran, dass ich vor Jahren einmal in Dragon House war und auch ein ganz komisches Gefühl hatte, als ich an der Tür vorbei ging, die zum Treppenabgang führt."
"Kann es nicht sein, dass wir alle uns das nur einbilden? Ich weiß ja, dass die Menschen hier anders sind als wir aus in der Stadt", fügte sie hinzu. "Und inzwischen lehne ich auch die Möglichkeit nicht ab, dass es Dinge gibt, die ich bis jetzt noch nicht gekannt habe. Aber…"
"Du bist jetzt erst einmal müde, Charlene, und völlig fertig. Das sehe ich dir an. Ich werde dir das Gästezimmer gegenüber unserem Schlafzimmer geben. Da bist du immer in meiner Nähe und kannst mich verständigen, wenn etwas passiert", überlegte Angela und legte einen Arm um ihre neue Freundin.
"Danke, du bist sehr gut zu mir, Angela. Ich wüsste wirklich nicht, was ich jetzt ohne euch machen würde", gestand die junge Frau ehrlich.
"Wir schaffen
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