Die weiße Frau von Devils Rock
war, ohne dass er den Grund dafür kannte.
Er ballte die Hände zu Fäusten, der Drang, diesen Mann, den er gar nicht kannte, erwürgen zu müssen, wurde immer stärker in ihm. Doch wer war er und vor allem, wo war er? Wohl nicht in dieser Gegend, sonst hätte er bestimmt schon einmal von ihm gehört.
Es kostete ihm immer mehr Anstrengung, in dem Buch weiter zu lesen, zumal die Schrift immer verschnörkelter, immer undeutlicher wurde. Fast sah es aus, als hätte die Schreiberin dabei geweint oder sich entsetzlich vor irgendetwas gefürchtet.
" Andrew will mich nicht mehr. Er hasst schwangere Frauen, hat er gesagt. Jetzt kann ich auch nichts mehr verdienen. Was wird Peter sagen, wenn ich kein Geld mehr heim bringe? Wovon sollen wir leben? Ich weiß nicht mehr weiter. Ich werde …"
Hier brachen die Eintragungen ab, als sei die Schreiberin abrupt unterbrochen worden. Die restlichen Seiten waren herausgerissen, warum auch immer.
Ashton fühlte sich nicht wohl. Er war innerlich aufgewühlt und verzweifelt, einmal weil die Eintragungen ihn so durcheinander gebracht hatten und vor allem auch, weil er nicht wusste, was mit Charlene passiert war.
Jetzt war es endlich hell geworden, und er würde sich auf die Suche nach seiner Frau machen. Die Angst um sie wurde immer größer, gleichzeitig aber auch die Erkenntnis, dass er für sie nicht mehr dieselbe Liebe empfand wie damals, als sie noch zuhause gewesen waren.
Etwas war geschehen in den letzten Wochen, das er sich nicht erklären konnte. Aber er spürte, dass es in seinem Leben eine einschneidende Veränderung gegeben hatte und dass diese auch noch nicht abgeschlossen war.
Ashton war froh, dass Christina so einen guten Schlaf hatte, seit sie in den Highlands lebten. Überhaupt lebte das Kind richtig auf hier, als hätte es sein ganzes Leben lang nur darauf gewartet, nach Schottland zurückkehren zu dürfen.
Zurückkehren?
Ashton zuckte zusammen. Wie kam er auf so eine unsinnige Idee? Christina war noch nie zuvor in Schottland gewesen. Man hatte sie gefunden, aber nicht in Schottland. Allerdings hätte die unglückliche Mutter oder wer auch immer sie zumindest von Schottland überall hin bringen können.
Ohne etwas zu essen verließ der Mann nur wenig später das Haus. Er wollte nach Rochester Castle, denn wenn jemand wusste wo Charlene sich aufhielt, dann waren das die McGregors.
19. Kapitel
Christina erwachte, weil Sonnenstrahlen sie an der Nase kitzelten. Sie drehte sich zwar auf die andere Seite, doch der helle Schein blieb. Schließlich öffnete sie eher unfreiwillig die Augen.
Eine Frau stand da, die sie freundlich musterte. Das Mädchen wusste, dass sie die Fremde schon einmal gesehen hatte, doch sie konnte sich nicht mehr erinnern wo das war und in welchem Zusammenhang.
"Mum ist unten", murmelte sie halb verschlafen, "und Dad auch."
"Sie sind nicht da", flüsterte die Frau, ohne ein Lächeln in dem schönen Gesicht. "Nur ich bin da und du. Ist das nicht wundervoll? Komm, steh auf, dann zeig ich dir was."
Christina hätte eigentlich Angst haben müssen, doch sie empfand in diesem Moment überhaupt nichts. Es war, als wäre sie selbst gar nicht anwesend, nur ihr Körper gehorchte den Anweisungen, die man ihm gab.
Wie in Trance stand Christina auf und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Es war noch ziemlich kalt um diese Tageszeit, denn die Sonne war vor kurzem erst aufgegangen. In den Highlands war es immer kühl, und morgens besonders, denn es dauerte lang, bis die Sonnenstrahlen die Umgebung ein wenig erwärmten.
"Wer sind Sie?"
"Ich bin deine Mutter", kam die sanfte Stimme der Frau, die darauf wartete, dass das Mädchen ihr folgte. "Komm jetzt, Thissa."
"Ich bin Christina", antwortete das Kind und griff nach der Puppe, die unter einer Decke versteckt war. "Das ist Thissa." Christina wollte sie der Frau reichen, doch die winkte nur ab und lächelte milde.
"Komm, wir haben nicht mehr sehr viel Zeit." Sie ging Christina voran, und als das Mädchen genauer hinschaute sah es, dass die Füße der Fremden den Boden gar nicht berührten. Sie schwebte einfach die Treppe hinunter. Seltsamerweise empfand sie keine Angst bei diesem Anblick.
"Wohin gehen wir?"
"Ich will dir zeigen, wo du mich finden kannst", antwortete die Frau. Man konnte sie nicht hören, nur ihre Stimme fühlen.
"Du bist nicht meine Mum", beharrte Christina. "Was willst
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