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Die weiße Frau von Devils Rock

Die weiße Frau von Devils Rock

Titel: Die weiße Frau von Devils Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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das schon."
    "Hoffentlich", gestand Charlene, "denn so kann es nicht mehr lange weiter gehen. Wir werden noch alle verrückt, wenn nicht endlich ein Licht am Horizont erscheint. Ich bin am Ende meiner Kräfte, und Christina, deretwegen wir eigentlich gekommen sind, ist nur noch ein Nervenbündel."
       "Das ist auch nur zu verständlich."
       "Wir müssen es schaffen." Charlene wiederholte Angelas Worte noch einmal, als müsse sie sich damit selbst Kraft geben. Dann erhob sie sich. "Du hast Recht, Angela, ich kann mich kaum mehr auf den Beinen halten. Und morgen früh sehen wir im Keller nach. Du… gehst doch mit, oder?"
       "Ich lasse dich nicht im Stich, werde nachher Ian fragen, ob er uns begleitet."
       "Das möchte ich eigentlich nicht. Bitte verzeiht mir, aber ich würde lieber erst einmal mit dir zusammen nachsehen. Wenn da wirklich etwas sein sollte, können wir immer noch deinen Mann verständigen."
       "Das ist ja richtig spannend." Angela lachte, nickte aber dabei.
       "Du bist nicht böse?"
       "Natürlich nicht. Dann gehen wir beide morgen Vormittag gemeinsam nach Dragon House und auf Spurensuche im Keller. Leslie kann bei Ian und Benjamin bleiben."
       "Glaubst du, dein Mann wird das verstehen?"
    "Ian versteht alles", antwortete Lady Angela. Dann zögerte sie einen Moment lang und fügte lächelnd hinzu: "Fast alles."
     
    18. Kapitel
     
       Der Regen schlug ihm ins Gesicht. Kalt und spitzig fühlten sich die einzelnen Tropfen an, als wollten sie seine Haut zerstechen. Er spürte, wie ihm das unangenehme Nass in die Kleidung und den Rücken hinunter lief.
       Er schaute sich um.
       Überall war es grau und diesig, die Wiesen sahen verdorrt und tot aus. In der kühlen Luft lag der Geruch nach Moder und Spätherbst.
       Er war auf der Flucht. Ganz deutlich spürte er die Angst im Nacken, den kalten Hauch des Todes auf seiner Haut. In seinen Händen konnte er noch die Wärme fühlen, die er vorhin zerstört hatte, das Leben, das durch seine Kraft beendet worden war. Er stöhnte.
       Wohin sollte er gehen? Er kannte niemand, es gab auf dieser Welt keinen einzigen Menschen, der zu ihm gehörte. Die Panik wurde immer stärker, nahm ihm die Kraft zum Atmen.
       Endlich hatte er den kleinen Wald erreicht, die niedrigen Bäumchen, die ihm ein wenig Schutz und Nähe boten. Doch dann hatte er auch ihn hinter sich gelassen. Das schützende Dunkel wich der weiten Fläche unendlicher magerer Wiesen, die sich vor ihm ausbreiteten.
       Sein Atem ging stoßweise, manchmal glaubte er sogar, ersticken zu müssen. Dennoch rannte er weiter, immer auf der Flucht vor einem Schreckgespenst, das er nicht einmal in Worte fassen konnte, weil er es vergessen hatte.
       "Thissa, wo steckst du?"
       Hatte er die Worte laut ausgesprochen, sie gar gerufen, oder hatte er es sich nur eingebildet? Er blieb erneut stehen und lauschte. Doch es kam keine Antwort, das einzige Echo, das er hören konnte, war die Stille.
       Er begann zu schluchzen, wusste nicht, weshalb. Es war einfach da, in ihm, und es musste geschehen.
    Dann stand er vor dem großen Felsen. Er erschien ihm wie ein Freund, als hätte er auf ihn gewartet. Und da war auch das Tau, er kannte es, hatte es von seinem Schiff mitgebracht.
       Wozu?
       Das wusste er nicht mehr, hatte es vergessen. Wohl hatte er sich etwas dabei gedacht, als er es mitgenommen hatte bei seinem letzten Landgang.
       Aber was?
       Vergangenheit…
       Hauptsache, es war da. Und er brauchte es. Wie selbstverständlich nahm er es und stieg auf den Felsblock. Es ging ganz leicht, als würde ihn jemand schieben. Dann war er oben und atmete erleichtert auf.
       Fast schien ihm, als würde er etwas nachspielen, dass er vor einiger Zeit schon einmal erlebt hatte. Doch auch daran konnte er sich nicht mehr erinnern, nur, dass er diese Situation schon einmal durchlitten hatte. Auch jetzt litt er wieder furchtbar, sein Inneres fühlte sich an als würde alles verbrennen, der Körper und auch die Seele.
       Hastig schlang er das Seil um den Baum, der schon fast keine Blätter mehr hatte. Auch wie man eine gute, haltbare Schlinge macht hatte er gelernt. Ein richtiger Schifferknoten, der allem Stand hielt.
       Und dann spürte er das Tau um seinen Hals. Ein Schritt zur Seite, und er würde seine Angst für immer überwunden haben.
       Noch zögerte er, denn er wollte nicht sterben. Doch die Stimme in ihm war stärker, eindringlicher als alle Furcht vor dem,

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