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Die weiße Garde

Die weiße Garde

Titel: Die weiße Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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und spürte heftigen Schmerz und Wehmut in der Brust.
    So sieht die Revolution aus, fuhr es ihm durch den gepflegten rosigen Kopf. Schöne Revolution! Man hätte sie alle hängen müssen. Jetzt ist es zu spät.
    »Wassilko, zieh die Schuhe an«, sagte der Wolf zärtlich zu dem Riesen. Der Riese setzte sich auf die Sprungfedermatratze und zog die zerfetzten Schuhe aus. Die Schuhe paßten nicht über die dicken grauen Socken. »Gib dem Kosaken ein Paar Socken«, sagte der Wolf streng zu Wanda. Sie bückte sich rasch zur unteren Schublade des gelben Schrankes und holte Socken heraus. Der Riese zog die grauen Socken aus, zeigte die Füße mit den roten Zehen und schwarzen Wunden und streifte Socken über. Mit Müh und Not zwängte er die Füße in die Schuhe, der Schnürsenkel am linken riß krachend. Der Riese zog die abgerissenen Enden zusammen und stand mit entzücktem kindlichem Lächeln auf. Und plötzlich schien es, als wäre in den gespannten Beziehungen dieser fünf merkwürdigen Menschen, die gemeinsam durch die ganze Wohnung gingen, etwas geplatzt. Alles wurde einfacher. Als der Verstümmelte die Schuhe des Riesen sah, nahm er rasch Wassilissas Hose vom Haken neben dem Waschtisch. Der Wolf sah Wassilissa mißtrauisch an, ob er etwas sagte, aber Wassilissa und auch Wanda sagten nichts, ihre Gesichter waren gleichermaßen blaß, die Augen riesig. Das Schlafzimmer sah aus wie ein Konfektionsladen. Der Verstümmelte stand in zerlumpter gestreifter Unterhose da und betrachtete Wassilissas Hose gegen das Licht.
    »Ein teures Stück, Cheviot«, sagte er näselnd, setzte sich in einen blauen Sessel und zog die Hose an. Der Wolf wechselte seine schmutzige Uniformjacke gegen Wassilissas graue Anzugjacke, wobei er Wassilissa seine Papiere zurückgab mit den Worten: »Hier sind irgendwelche Dokumente, nehmen Sie, Herr, vielleicht brauchen Sie sie.« Vom Tisch nahm er eine gläserne Uhr in Form eines Globus mit dicken schwarzen römischen Ziffern.
    Der Wolf zog den Mantel an, und man hörte die Uhr unter dem Mantel ticken.
    »Eine Uhr braucht man. Ohne Uhr ist man wie ohne Hände«, sagte der Wolf zum Verstümmelten und zeigte sich Wassilissa gegenüber immer milder. »Nachts kann man sehen, wie spät es ist – großartig!«
    Dann gingen die drei wieder durchs Wohnzimmer ins Arbeitszimmer. Wassilissa und Wanda folgten schweigend. Im Arbeitszimmer überlegte der Wolf einen Augenblick, schielte Wassilissa an und sagte dann:
    »Geben Sie uns eine Quittung, Herr.« (Ein Gedanke beunruhigte ihn, seine Stirn faltete sich wie eine Ziehharmonika.)
    »Wie bitte?« flüsterte Wassilissa.
    »Eine Quittung, daß Sie uns die Sachen ausgehändigt haben«, erklärte der Wolf und blickte zu Boden.
    Wassilissa wechselte die Farbe, seine Wangen wurden rosiger. »Wieso denn … ? Ich habe doch …« (Nach alldem auch noch eine Quittung? wollte er schreien, aber diese Worte kamen nicht über seine Lippen.) »Sie … Sie müßten doch unterschreiben.«
    »Man müßte dich abknallen wie einen Hund. Duu – Blutsauger! Ich weiß, was du denkst. Ich weiß. Wenn du könntest, würdest du uns wie Ungeziefer vernichten. Ich sehe schon, im guten ist mit dir nicht auszukommen. Jungs, stellt ihn an die Wand. Ich knalle ihn …«
    Wütend und nervös packte er Wassilissa am Hals, wovon dessen Gesicht rot anlief, und drängte ihn gegen die Wand.
    »Ach!« schrie Wanda entsetzt und faßte den Wolf an der Hand. »Was machen Sie, ich bitte Sie … Wassja, schreib, schreib!«
    Der Wolf ließ den Hals des Ingenieurs los, krachend sprang der Kragen wie eine Feder zur Seite. Wassilissa merkte nicht, wie er sich in den Sessel setzte. Seine Hände zitterten. Er riß ein Blatt aus dem Notizbuch und tauchte die Feder ein. Es wurde still, man hörte in der Tasche des Wolfs den gläsernen Globus ticken.
    »Was soll ich schreiben?« fragte Wassilissa mit schwacher, heiserer Stimme.
    Der Wolf überlegte, plinkerte mit den Augen.
    »Schreiben Sie … Auf Anordnung des Stabs der Setsch-Kosaken die Sachen … die Sachen … in der Anzahl … in ordentlichem Zustand abgeliefert.«
    »In der Anz …«, brachte Wassilissa knarrend heraus und verstummte gleich wieder.
    »Abgeliefert bei der Haussuchung. Und erhebe keine Ansprüche. Und unterschreib.«
    Wassilissa raffte die Reste seines Muts zusammen und fragte, zur Seite blickend:
    »Und an wen?«
    Der Wolf sah Wassilissa mißtrauisch an, hielt aber seine Empörung zurück und seufzte nur.
    »Schreiben Sie: Unversehrt

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