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Die weiße Garde

Die weiße Garde

Titel: Die weiße Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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Nägeln, Beil und Hammer in den Spalt. Mit kurzen Brettern nagelten sie den Ausgang zur Straße zu. Nikolka schlug wutentbrannt die langen, dicken Nägel ein, so daß die Spitzen auf der anderen Seite heraussahen. Noch später liefen die drei mit Kerzen durch die Veranda und die kalte Vorratskammer auf den Boden. Über der Wohnung trampelten sie unheilschwer herum, krochen zwischen die warmen Schornsteine und die aufgehängte Wäsche und vernagelten das Dachfenster. Als Wassilissa von der Expedition auf den Boden erfuhr, zeigte er lebhaftes Interesse, schloß sich ihr an und kroch auch zwischen den Balken herum, wobei er Myschlajewski lobte.
    »Schade, daß Sie uns nicht irgendwie benachrichtigt haben. Hätten Sie doch Wanda Michailowna durch den Hintereingang zu uns geschickt«, sagte Nikolka, von dessen Kerze Stearin tropfte.
    »Na, mein Lieber, so einfach ist das nicht«, sagte Myschlajewski. »Als sie schon in der Wohnung waren, mein Freund, wäre das ziemlich mulmig gewesen. Meinst du, die hätten das geduldet? Kaum. Ehe du zur Stelle gewesen wärst, hättest du eine Kugel im Bauch gehabt. Dann wärst du eine Leiche gewesen. So ist das. Er hätte sie gar nicht erst reinlassen sollen.«
    »Sie haben mir gedroht, durch die Tür zu schießen, Viktor Viktorowitsch«, sagte Wassilissa vertraulich.
    »Sie hätten nicht geschossen«, sagte Myschlajewski unter wütenden Hammerschlägen. »Auf keinen Fall. Das hätte doch die ganze Straße rebellisch gemacht.«
    Spät nachts wurde Karausche in Lissowitschs Wohnung verwöhnt wie Ludwig XIV. Dem war folgendes Gespräch vorausgegangen:
    »Die kommen heute nicht mehr, i wo!« sagte Myschlajewski.
    »Doch, doch, doch«, riefen Wanda und Wassilissa auf der Treppe. »Wir bitten, wir flehen Sie an, Sie oder Fjodor Nikolajewitsch, bitte! Tun Sie uns den Gefallen! Wanda Michailowna kocht Ihnen Tee. Sie werden bequem schlafen. Wir bitten Sie darum, morgen auch. Es ist schlimm ohne einen Mann in der Wohnung!«
    »Ich kann sowieso nicht schlafen«, bestätigte Wanda und wickelte sich fester in ihr Wolltuch.
    »Ich habe guten Kognak, wir wärmen uns auf«, sagte Wassilissa auf einmal übermütig.
    »Bleib die Nacht bei ihnen, Karausche«, sagte Myschlajewski.
    Also wurde Karausche verwöhnt. Der Bregen und die mit Öl angerichtete Suppe waren nur Symptome jener widerlichen Geizkrankheit gewesen, mit der Wassilissa seine Frau angesteckt hatte. In Wirklichkeit waren in der Wohnung Schätze verborgen, von denen nur Wanda wußte. Auf dem Tisch im Eßzimmer erschienen ein Glas marinierte Pilze, Kalbfleisch, Kirschkonfitüre und der echte, herrliche Kognak von Schustow mit der Glocke. Karausche verlangte ein Glas auch für Wanda Michailowna und goß ihr ein.
    »Nicht ganz voll, nicht ganz voll«, rief Wanda.
    Wassilissa ließ sich nicht lange bitten, machte eine fast verwegene Handbewegung und trank sein Glas aus.
    »Vergiß nicht, es schadet dir, Wassja«, sagte Wanda zärtlich.
    Nach der kompetenten Erläuterung Karausches, Kognak könne für niemanden schädlich sein und sogar Blutarme bekämen ihn mit Milch zu trinken, leerte Wassilissa noch ein Glas, seine Wangen färbten sich rosa, Schweiß trat ihm auf die Stirn. Karausche trank fünf Kognaks und kam in Stimmung. Sie sähe gar nicht so schlecht aus, wenn man sie ein bißchen herausfütterte, dachte er und betrachtete Wanda.
    Dann lobte er Lissowitschs Wohnung und erörterte ein Signalsystem zur Turbinschen Wohnung: eine Leitung von der Küche, eine zweite von der Diele aus. Wenn was passiert, wird geklingelt. Und dann – bitte schön – geht Myschlajewski zur Tür, und alles sieht ganz anders aus.
    Karausche lobte die Wohnung als gemütlich und gut eingerichtet, aber sie habe einen Mangel – sie sei zu kalt.
    Noch in der Nacht holte Wassilissa Holz und heizte selbst den Wohnzimmerofen. Karausche zog sich aus, legte sich auf das Sofa zwischen zwei herrliche Laken und fühlte sich wohl und gemütlich. Wassilissa, im Hemd, mit Hosenträgern darüber, kam zu ihm und setzte sich in den Sessel.
    »Ich kann nicht schlafen, wissen Sie«, sagte er, »erlauben Sie mir, mit Ihnen zu plaudern.«
    Der Ofen war ausgebrannt. Wassilissa, rund und schon wieder ruhig, saß im Sessel und sprach seufzend:
    »So ist es, Fjodor Nikolajewitsch. Alles, was man sich mühsam angeschafft hat, wandert an einem Abend in die Taschen irgendwelcher Schurken, gewaltsam. Sie müssen nicht glauben, daß ich die Revolution ablehne, o nein, ich verstehe sehr gut die

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