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Die weiße Hexe

Titel: Die weiße Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Maria Hilliges
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zusammengebrochen. Leichenblaß lag er im Bett, an Schläuche angeschlossen. Er war wirklich krank! Das sagte auch der Chefarzt.
    Er habe sich viel zuviel zugemutet. Außerdem hatte er in Afrika seine Tabletten gegen zu hohen Blutzuckerspiegel und Blutdruck unregelmäßig genommen. Eigentlich, sagte der Doktor, müßte mein Vater sofort in Rente gehen.
    Du lieber Himmel, die ganzen Schulden! Und Vater arbeitsunfähig!
    Es würde alles an mir hängenbleiben. Ich telefonierte Freunde und Bekannte durch, ob sie einen Job für mich wußten. Flehte bei meinem alten Arbeitgeber vergebens um Gnade. Kramte einen Headhunter, einen professionellen Jobvermittler für Manager, aus meinem Telefonbuch hervor. Was denn? Gutbezahlter Job in München, und zwar sofort? Wo sollte er den herzaubern?
    Zuerst galt es jedoch, alle naheliegenden Katastrophen zu beseitigen: Im Flughafen marschierte ich geradewegs mitsamt wiedergefundenem Koffer und klopfendem Herzen zum Damenklo, durchwühlte meine BH's und Blusen. Ei, wie fein, 10 000 bunte Nairas!
    Es folgte ein Banken-Marathon. Nigerianische Nairas? Nein, tut uns leid! Die nehmen wir nicht. Ich mußte bis in die Schweiz, um aus Nairas schließlich Mark zu machen. Aber: ich hatte insgesamt fast 30 000 Mark. Die Mahnungen der Spedition waren ernst zu nehmen.
    Ich feilschte und pokerte wie auf dem Markt in Lagos, um die Forderungen zu drücken. Nach einer halben Stunde reduzierte der Spediteur unsere Schulden um ein Viertel. Ich lieferte fast mein ganzes schönes Bargeld ab - eine schmerzhafte Trennung! Was hatte ich für dieses Geld geschwitzt, gezittert und gebetet. Um es dann in einer langweiligen Stahlkassette verschwinden zu sehen ...
    Das Entgegenkommen des Spediteurs klärte sich in den nächsten fünf Minuten auf, als seine Sekretärin mit einer Flasche Sekt hereinkam. Der Spediteur entkorkte sie, füllte die Gläser, stieß mit mir an und sagte: „Na, dann, Frau Wowo, auf weiterhin gute Zusam-menarbeit!“ Ich stutzte nur einen kleinen Moment, hielt das für eine normale Redewendung nach einem abgeschlossenen Geschäft.
    „Na ja, man weiß ja nie“, erwiderte ich und dachte: Nie wieder lasse ich mich auf ein solches Abenteuer ein!
    Das Lächeln des Spediteurs gefror: „Wie meinen Sie?“
    „Der Autohandel ist eine ziemlich aufreibende Sache „, antwortete ich vage.
    „Ihr Vater schien mit Ihrer Arbeit ganz zufrieden zu sein. Wie sagte er - ach ja: Das erste Mal sei nur ein Versuchsballon gewesen. Sie alle hätten aus den Fehlern gelernt“, sagte der Spediteur.
    „Das hat mein Vater gesagt?“ Mein Magen verstand als erster die Signale: Vater hatte wieder was angestellt!
    „Ja, diesmal verschiffen wir die Autos gleich in Containern auf Deck. Dann kann beim Entladen nichts kaputtgehen.“
    „Um wie viele Autos handelt es sich denn diesmal?“ fragte ich so ruhig wie möglich.
    „Zwölf.“
    Diesen Unsinn machte ich nicht noch mal mit!
    „Es ist zu spät, Frau Wowo. Die Autos sind schon in Bremen und werden in einigen Tagen verladen“, sagte der Spediteur kalt. „Uns liegt bereits ein Telegramm von John Wowo vor. Das ist doch Ihr Mann, nicht wahr? Darin bestätigt er, daß er die Autos angefordert hat und fristgerecht übernehmen kann.“
    Wütend fuhr ich mit meinem Golf ins Krankenhaus.
    „Ilona, ich habe einen Autohändler gefunden, der den Autohandel mitfinanziert. Er stundet uns alle Rechnungen bis zum Verkauf der Autos“, sagte Papa, als ich ihn ganz sanft im Krankenhaus auf die Autos ansprach. „Und außerdem, Ilona...“ Er sah mich mit ganz lieben Papa-Augen an. „Wir müssen von unseren Schulden wieder runter. Ich wußte keinen besseren Weg. Du etwa?“
    Am nächsten Tag versuchte ich in Köln bei der Strengfurt AG, eine Antwort darauf zu finden. Mein Verhandlungsspielraum war denkbar gering. Bernhard machte es mir wirklich schwer abzulehnen. Die Kinder könnte ich nach Ablauf der Probezeit nachkommen lassen. Das schrieben sie sogar mit Freuden in den Vertrag hinein. Weshalb, wurde mir erst später klar: Die Wahrscheinlichkeit, daß ich den Vertrag verlängerte, war dadurch viel größer.
    Während wir uns über alle Details ausführlich unterhielten, trat all das in den Hintergrund, was mich an Nigeria genervt hatte. Plötzlich erinnerte ich mich an jene Häuser, die Schwager Moses als Gärtner betreut hatte. In so einer Villa würde ich mit Janet und Bobby residieren! Freundliches Personal würde uns umsorgen. Wir würden reisen. Ich könnte den Kindern

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