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Die weiße Hexe

Titel: Die weiße Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Maria Hilliges
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zeigen, wo ihre Wurzeln waren. Und so traf ich die verrückteste Entscheidung meines Lebens - zurück nach Afrika.
    Als ich am Abend wieder nach München flog, hatte ich den unterschriebenen Vertrag in der Tasche. Nur einen Haken hatte die Sache: Ich mußte in Kürze in Köln ein zweimonatiges, firmeninternes Training durchlaufen, um mich mit Organisation und Interna der Firma vertraut zu machen. Noch von Köln aus hatte ich die Spedition angerufen. Ich bat um ein paar Wochen Aufschub für die Autoverladung. Ich hatte ja dazugelernt: Diesmal würden die Ersatzteile gleich beigepackt werden, um die Autos sofort reparieren lassen zu können.
    „Mutti“, sagte ich zu Hause, „ich werde wieder nach Afrika reisen.“
    „Ich denke, es hat dir nicht gefallen?“
    „Diesmal wird es anders werden, Mutti.“ Ich erklärte ihr alles.
    „Wenn du meinst, Ilona“, sagte Mutter zum Abschluß, „du hast dir das ja sicher gut überlegt.“ Wenigstens die Kinder wußte ich bei ihr in guten Händen. Gedankenverloren drehte ich meinen Elefantenhaarreif.
    „Das ist hübsch“, sagte Mutti, „was ist das?“
    „Ein Glücksbringer.“
    „Dann paß gut drauf auf. Wir werden in nächster Zeit eine Menge Glück brauchen.“ Dann nahmen wir uns in die Arme und hielten uns ganz fest.
    Ich wurde Freizeit-Mutter. Alle 14 Tage zahlte die Strengfurt AG mir während meiner zweimonatigen Einarbeitungszeit in Köln einen Heimflug nach München. Ich brachte Geschenke für die Kinder mit, widmete meine Zeit vor allem Gesprächen mit meinen Eltern. In der Regel ging es ums Geld: Vater war im Begriff, das Haus zu verkaufen, um ein anderes, weit entfernt von München im niederbayerischen Bäderdreieck, zu mieten. Seine Pläne täuschten nur unzulänglich darüber hinweg, daß er völlig pleite war. Die übrigen Geschäfte hatte er mit Hypotheken aufs Haus finanziert, das nun bis zum Dachfirst überschuldet war. Vater ging es zwar wieder gut, aber es war klar, daß er nicht mehr arbeiten konnte.
    Meine Schwester Monika hatte gerade Abitur gemacht, wollte studieren. Der Ernährer meiner Großfamilie war plötzlich ich.
    Die Personalabteilung meines neuen Arbeitgebers hatte mir Prospekte von der deutschen Schule in Lagos besorgt. Stolz legte ich sie meinen Eltern vor.
    „Janet und Bobby werden bei uns leben“, sagte Vater schroff, stand auf und ging hinaus.
    „Was hat er denn, Mutti?“
    „Er glaubt, daß die Kinder es in Deutschland besser haben. Vater war von Afrika nicht so begeistert.“
    „Wir wohnen im weißen Viertel, in einer Villa“, sagte ich.

    „Vater hat ein schönes Haus in Niederbayern ausgesucht. Es hat einen großen Garten“, antwortete Mutti.
    Vier Wochen später fuhren meine Eltern und meine Kinder mit mir nach Bad Griesbach. Stolz zeigten sie mir das schöne, großzügige Haus, für das ich die Miete zahlte.
    Der Umzug fand an einem Wochenende statt, das ich in London verbrachte, wo ich an einer internationalen Schulung teilnahm. Ich schenkte mir das abendliche Sightseeing und blieb in unserem feudalen Hotel, wartete an der Restaurantbar auf einen freien Tisch.
    Ich mochte die etwas biedere, aber gemütliche Atmosphäre mit dem dunklen Teak an den Wänden und den schön polierten Messingleuchtern. Ein Mädchen in Janets Alter kippte sich seinen roten Saft über die weiße Bluse. Wahrscheinlich Johannisbeere. Der K. o. für jedes mir bekannte Waschmittel. Angesichts der hilflosen Versuche der verzweifelten Mutter, das Desaster wieder zu entfernen, mußte ich lächeln.
    „Es kann ganz schön hart sein, erwachsen zu werden“, sagte eine männliche Stimme neben mir in einem leicht singenden, amüsierten Tonfall. Ich hatte ihn nicht bemerkt. Ein hochgewachsener, sehr eleganter Mann mit kurzen schwarzgelockten Haaren, dunklem Teint in einem schwarzen Zweireiher lächelte mich aus wachen, etwas spöttischen Augen an.
    „O ja“, sagte ich leidenschaftlich, „mein Vater hätte mir bei so einer Gelegenheit eine geschmiert.“
    „Ich hätte den Fleck zu Hause auswaschen müssen. Da paßt man beim nächsten Mal verteufelt gut auf“, sagte der junge Mann gut gelaunt.
    „Ihr Vater muß ein guter Pädagoge sein“, meinte ich anerkennend.
    „Mein Vater?!“ Er lachte wie über einen guten Witz. „Um Kindererziehung hat er sich nie gekümmert. Er ist Afrikaner. Waren Sie schon mal in Afrika?“

Ich nickte stumm.
    „Scheint Ihnen nicht gefallen zu haben?“
    „Es ist anders.“ Höflich fügte ich hinzu: „Es kommt

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