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Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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funkelten grell und golden, was der hinter ihm gehende Monsignore nicht sehen konnte.
    Am Ufer war ein Betonsteg gebaut worden. Zur Wasserseite hin hatte man ihn mit Autoreifen abgesichert. Gegen die schrammte die Bootwand, ohne beschädigt zu werden.
    Vom Steg aus konnten die beiden Männer direkt auf das Deck klettern.
    Amber ging wieder vor. Er wollte Bentini helfen, der aber schwang sich gewandt von der Außenleiter auf die Planken und blieb neben Lorenzo in der grellen Sonne stehen.
    Niemand war gekommen, um sie zu begrüßen. Bentini drehte den Kopf.
    Er schaute zum Steuerstand hin, der schon mehr einer kleinen Brücke glich. Die Radarantenne blinkte ebenso in der Sonne wie die leicht getönten Scheiben. Ob sich dahinter jemand bewegt hatte, konnte er nicht genau erkennen. Es mußte aber nicht sein.
    »Gehen wir?«
    »Unter Deck.«
    »Sicher.«
    Bentini dachte darüber nach, ob sich ein Delinquent, der zur Hinrichtung schreitet, ebenso fühlte wie er in dieser Lage. Es konnte sein, mußte aber nicht. Sein Herz klopfte, der Schweiß war noch dicker geworden, und in den Knien spürte er ein bleiernes Gefühl. Manchmal rann auch ein kalter Schauer seinen Nacken hinab, dann wieder hatte er den Eindruck, als würde eine feurige Lohe durch den Körper tanzen. Dieses Wechselbad machte ihm schon zu schaffen, und als er nach oben schaute, da spürte er den Druck der Sonne.
    Er ging weiter und geriet in den Schatten der Aufbauten. Amber hatte eine Tür geöffnet. Dahinter lag der Niedergang, der die beiden unter Deck brachte.
    Dort war es nur wenig kühler, und Bentini zeigte sich leicht beeindruckt von der Eleganz. Die holzgetäfelten Wände, die Messingleuchten in der Decke, die blanken Haltestangen, all das ließ darauf schließen, daß der Eigentümer der Yacht nicht eben zu den Armen gehörte.
    »Wer ist der Eigner?« fragte er.
    »Sie!«
    Bentini nickte. Er hatte sich etwas Ähnliches gedacht und blieb stehen, als der vor ihm gehende Mann eine schmale Tür nach innen aufdrückte.
    »Bitte…«
    »Was soll ich dort?«
    »Hineingehen, Monsignore und warten.«
    »Auf Sie?«
    »Natürlich.«
    Bentini zögerte. Er hatte plötzlich das Gefühl, freiwillig in sein Grab schreiten zu müssen. Am liebsten hätte er auf der Stelle kehrtgemacht und wäre zurückgelaufen. Möglicherweise sorgten derartige Gedanken auch für seine innere Versteifung, die sehr wohl von Amber bemerkt wurde. Deshalb faßte er Bentini auch an und drehte ihn herum, so daß er praktisch über die Schwelle gehen mußte.
    »Die Schrankwände sind zu öffnen, Monsignore. Sie werden dort etwas zu trinken finden.«
    »Ist schon gut.«
    »Sie wird sicherlich bald erscheinen.«
    Bentini nickte. Er war froh, als Lorenzo Amber die Tür hinter sich zuzog, aber er hörte auch, daß sie abgeschlossen wurde, und nun war er endgültig davon überzeugt, ein Gefangener zu sein. Den Gedanken daran drückte er zurück und inspizierte die Kabine.
    Er schaute aus den beiden Fenstern, zwinkerte mit den Augen, weil ihn das helle Licht blendete, und stellte fest, daß diese Fenster für eine Flucht zu klein waren. Wenn es einen Weg zur Flucht gab, dann nur durch die Tür, aber die hätte er ebenfalls aufbrechen müssen.
    Seine Kehle war ausgetrocknet. Wenn sie jetzt eintrat, würde er kaum ein Wort sprechen können. Es war gut, wenn er ein Glas Wasser trank.
    Die Bar fand er schnell. Er brauchte nur eine Tür an der Wandverkleidung aufzuschieben. Das Funkeln der Flaschen und Gläser überraschte ihn, und er entschied sich für ein prickelndes Bitter Lemmon.
    Das Getränk perlte ins Glas, zischte und als er den ersten Schluck nahm, hatte er den Eindruck, einen Eisstrom durch die Kehle fließen zu spüren. Für die folgenden Minuten konzentrierte er sich einzig und allein auf das Getränk und dachte nicht mehr an seine eigene Lage. Dann setzte er sich auf das Bett.
    Still war es um ihn herum. Von außen hörte er nur das leise Klatschen der Wellen. Der Druck in seinem Magen wollte nicht weichen. Hinter der Stirn tuckerten leichte Kopfschmerzen, und seine Lippen fühlten sich trocken an wie Papier.
    Eine zweite Flasche wollte er nicht öffnen, blieb sitzen und starrte zu Boden.
    Zwangsläufig kamen die Gedanken, die sich mehr mit der Vergangenheit beschäftigten als mit der Zukunft.
    Damals – es lag fast dreißig Jahre zurück – hatte er etwas getan, das nun auf ihn zurückflog wie ein schwerer, nicht zu verdauender Brocken.
    Konnte er sich deswegen einen Vorwurf machen?

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