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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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sei deshalb viel zu klein. Dann folgt die Diagnose: Malaria im Anfangsstadium.
    Ängstlich frage ich, welche Folgen das für mein Kind hat. Er winkt ab und meint, erst müsse ich mich erholen, dann passiert auch dem Kind nichts mehr. Wäre ich später gekommen, hätte der Körper infolge Blutarmut die frühzeitige Geburt selber eingeleitet. Aber es besteht gute Hoffnung, auf jeden Fall lebt das Kind. Bei diesen Worten bin ich so glücklich, daß ich alles daran setzen will, so schnell wie möglich gesund zu werden. Ich werde in der Geburten-Abteilung in einem Vierbett-Zimmer einquartiert.
    Draußen blühen rote Blumenbüsche, alles ist anders als in Maralal. Ich bin froh, so schnell gehandelt zu haben. Die Schwester kommt und erklärt mir, ich werde täglich zwei Spritzen bekommen und gleichzeitig eine Infusion mit Kochsalzlösung. Dies sei dringend nötig, sonst trockne der Körper aus. So ist also Malaria zu behandeln, und ich begreife, wie knapp ich in Maralal mit dem Leben davongekommen bin. Die Schwestern kümmern sich rührend um mich. Am dritten Tag bin ich endlich von der Infusion befreit. Die Spritzen muß ich allerdings zwei weitere Tage über mich ergehen lassen.
    Im Geschäft sei alles bestens, höre ich von den Schwestern. Ich fühle mich wie neu geboren und kann es nicht erwarten, endlich nach Hause zu meinem Mann zu kommen. Am siebten Tag erscheint er mit zwei Kriegern. Ich freue mich sehr, wundere mich aber trotzdem, wieso er das Geschäft verlassen hat. »No problem, Corinne, my brother is there!« antwortet er lachend. Dann erzählt er, Anna habe er rausgeworfen, da sie uns bestohlen und zum Teil Lebensmittel verschenkt habe. Das kann ich nicht glauben und frage ängstlich, wer mir in Zukunft helfen soll. Er habe einen Burschen eingestellt, der von seinem älteren Bruder und von ihm kontrolliert werde. Nun muß ich fast lachen, denn wie zwei Analphabeten einen ehemaligen Schüler kontrollieren wollen, ist mir ein Rätsel. Außerdem sei der Shop fast leer. Deshalb sei er mit dem Landrover hier und wolle weiter nach Maralal, um mit den beiden Kriegern einen Laster zu organisieren. Entsetzt frage ich: »Mit welchem Geld?« Er zeigt mir seine Tasche voller Geldscheine. Er habe alles bei Pater Giuliani geholt. Ich überlege fieberhaft, was zu tun ist. Wenn er mit diesen beiden Kriegern nach Maralal fährt, wird er ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Das Geld liegt ungebündelt in seiner Plastiktasche, und er weiß nicht mal, wieviel es ist.
    Noch während ich nachdenke, kommt die Arztvisite, und die Krieger müssen hinaus. Der Arzt meint, die Malaria sei für diesmal besiegt. Ich bitte um meine Entlassung, die er mir für morgen verspricht. Nur arbeiten soll ich nicht viel, mahnt er. Spätestens drei Wochen vor dem Geburtstermin solle ich mich im Spital einfinden. Ich bin erleichtert über meine Entlassung und teile es Lketinga mit. Auch er freut sich und verspricht, mich morgen abzuholen. Sie selber werden in Wamba ein Lodging nehmen.
    Für die Fahrt nach Maralal übernehme ich das Steuer, und wie immer, wenn mein Mann dabei ist, gibt es keine Schwierigkeiten. Wir können bereits für den nächsten Tag einen Lastwagen buchen. Im Lodging zähle ich das Geld, das Lketinga dabei hat. Zu meinem Entsetzen stelle ich fest, daß einige tausend Kenia-Schillinge fehlen, um die Ladung zu bezahlen. Ich befrage Lketinga, und er meint ausweichend, es gebe noch einiges im Lager. So bleibt mir nichts anderes übrig, als wieder Geld abzuholen, statt Gewinn auf die Bank zu bringen. Aber ich freue mich, daß wir so schnell nach Barsaloi zurückkehren können. Schließlich war ich mehr als zehn Tage nicht mehr zu Hause.
    Der Laster nimmt in Begleitung eines Kriegers den Umweg, wir fahren durch den Urwald. Ich bin glücklich, bei meinem Mann zu sein, und körperlich fühle ich mich wohl, da mir das regelmäßige Essen im Spital gut getan hat.

Am Todeshang
    Unterwegs stellen wir fest, daß der Weg vor uns befahren worden ist. Es sind frische Fahrspuren, und Lketinga erkennt am Profil, daß es fremde Fahrzeuge gewesen sein müssen. Wir passieren den »Todeshang« ohne Probleme, und ich versuche, meine Gedanken an das grauenvolle Erlebnis mit der Totgeburt zu verdrängen.
    Wir biegen um die letzte Kurve vor den Felsen, und ich bremse augenblicklich ab. Zwei alte Militär-Landrover stehen mitten im Weg. Zwischen den Fahrzeugen bewegen sich aufgeregt mehrere Weiße. Wir können unmöglich vorbeifahren und steigen aus, um

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