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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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Vertrauen entgegenbringt. Schließlich kann ich nichts dafür, daß der Wagen immer schlapp macht, wenn er nicht dabei ist. Ich lege mich schlafen und lasse mich auf keine weitere Diskussion ein.
    Am nächsten Tag gehe ich lustlos arbeiten. Kaum habe ich geöffnet, erscheint der Lehrer und bedankt sich überschwenglich für meine Hilfe, fragt dabei aber nicht einmal, wie es seiner Frau ergangen ist. So ein Heuchler!
    Etwas später kommt Pater Giuliani und läßt sich von mir berichten. Ihm tut es leid, was wir durchmachen mußten, und es ist für mich kein Trost, daß er mir die Fahrt großzügig entschädigt. Der Frau gehe es der Situation entsprechend gut, was er über Radiocall erfahren habe.
    Der Streß im Laden nimmt mich mehr mit, als ich wahrhaben will. Seit diesem Erlebnis schlafe ich schlecht und träume in Hinblick auf meine Schwangerschaft nur schreckliche Dinge. Am dritten Morgen nach dem Ereignis bin ich so zerschlagen, daß ich Lketinga allein in den Shop schicke. Er soll mit Anna arbeiten. Ich sitze zu Hause mit Mama unter dem großen Baum. Nachmittags kommt der Arzt vorbei und erzählt mir, die Lehrersfrau sei über dem Berg, müsse aber noch ein paar Wochen in Maralal bleiben.
    Wir unterhalten uns über das Geschehen, und er versucht, mein Gewissen zu beruhigen, indem er sagt, es sei nur so gekommen, weil sie dieses Kind gar nicht haben wollte. Sie hätte mit ihrer mentalen Kraft den Wagen zum Stillstand gebracht. Zum Abschied fragt er mich, was mit mir los sei. Ich erwähne meinen schlappen Zustand, den ich den letzten Aufregungen zuschreibe. Besorgt warnt er mich vor einer eventuellen Malaria, weil meine Augen einen gelben Stich haben.

Angst um mein Kind
    Abends wird bei uns ein Schaf geschlachtet. Noch nie hatte ich hier Schaffleisch, deshalb bin ich richtig neugierig. Mama bereitet unseren Anteil zu. Sie kocht mehrere Stücke einfach in Wasser. Tassenweise trinken wir den fetten, aber faden Sud. Mama meint, das sei gut, wenn man schwanger ist und kräftiger werden muß. Offensichtlich vertrage ich es nicht, denn in der Nacht bekomme ich Durchfall. Gerade noch kann ich meinen Mann wecken, der mir hilft, das Tor vom Dornengestrüpp zu öffnen, dann schaffe ich keine zwanzig Meter mehr. Der Durchfall nimmt kein Ende. Ich schleppe mich zurück zu unserer Manyatta, und Lketinga ist ernsthaft besorgt um mich und unser Kind.
    Am frühen Morgen erlebe ich das gleiche und muß anschließend erbrechen. Mich fröstelt trotz der enormen Hitze. Nun bemerke ich auch meine gelben Augen und schicke Lketinga zur Mission. Ich habe Angst wegen des Kindes, denn ich bin sicher, daß das der Anfang der nächsten Malaria ist. Es dauert keine zehn Minuten, bis ich den Missionswagen höre und Pater Giuliani unsere Hütte betritt. Als er mich sieht, fragt er, was passiert ist. Zum ersten Mal erzähle ich ihm, daß ich im fünften Monat schwanger bin. Er ist überrascht, weil er nichts davon bemerkt hatte. Sofort schlägt er vor, mich nach Wamba ins Missionsspital zu bringen, da ich sonst vielleicht das Kind durch eine Frühgeburt verlieren könnte. Ich packe gerade noch ein paar Sachen, dann fahren wir. Lketinga bleibt zurück, weil wir ja den Shop geöffnet haben.
    Pater Giuliani besitzt einen Wagen, der komfortabler als meiner ist. Er fährt halsbrecherisch, doch er kennt die Straße sehr gut. Trotzdem habe ich Mühe, mich festzuhalten, weil ich mit einer Hand meinen Bauch stütze. Gesprochen wird nicht viel auf der knapp dreistündigen Fahrt zum Missionsspital. Wir werden von zwei weißen Schwestern erwartet. Von ihnen gestützt werde ich in ein Untersuchungszimmer geführt, wo ich mich auf ein Bett legen kann. Ich staune über die Sauberkeit und Ordnung. Dennoch erfaßt mich, so hilflos auf dem Bett liegend, eine tiefe Traurigkeit. Als Giuliani hereinkommt, um sich zu verabschieden, schießen mir die Tränen aus den Augen. Erschrocken fragt er, was los ist. Ich weiß es ja selbst nicht! Ich habe Angst um mein Kind. Außerdem habe ich meinen Mann mit dem Shop allein gelassen. Er versucht, mich zu beruhigen und verspricht, jeden Tag nach dem Rechten zu sehen und über Radiocall der Schwester die Neuigkeiten durchzugeben. Bei all dem Verständnis, das er mir entgegenbringt, heule ich wieder los.
    Er holt eine Schwester, und ich bekomme eine Spritze. Dann erscheint der Arzt, der mich untersucht. Als er hört, in welchem Monat ich schwanger bin, äußert er besorgt, ich sei viel zu dünn und habe zu wenig Blut. Das Kind

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