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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Frühstück im Speisesaal gab.
    »Es ist schon eine Weile her, seit der Tunnel das letzte Mal gereinigt wurde. Wie war es?«
    »Der Graben selbst war verstopft, etwa ein Dutzend Ellen von der Treppe entfernt.« Cerryl nahm noch einen Schluck, obwohl das Getränk dampfend heiß war.
    »Das passiert oft. Die Leute werfen einfach ihren Unrat durch die Gitter. Der Müll schwimmt ein wenig dahin, manchmal auch über ganz beträchtliche Entfernungen, und fängt sich irgendwo, wodurch dann eine Blockade entsteht.« Myral hob leicht den Kopf. »Hast du gesehen, was es war?«
    »Nein, Ser. Ich habe etwas aus dem Schlamm ragen sehen und sofort Feuer darauf geworfen. Da war es schon zu spät.«
    »Es ist verbrannt, nehme ich an.«
    »Der Schlamm verbrannte und damit auch das, was den Graben verstopfte.«
    »Es hätte schlimmer kommen können. Du kannst einen ganz ordentlichen Schlag bekommen, wenn du unvorbereitet poliertes Eisen oder Stahl mit deinem Feuer triffst. Einen ziemlich heftigen Schlag sogar.« Myral strich sich nachdenklich über das bärtige Kinn. »Hast du die Stelle im Süden erreicht, an der die Zubringer abzweigen?«
    »Nein, Ser.«
    »Wie weit konntest du vordringen?«
    »Nicht sehr weit, Ser. Gestern vielleicht vierzig Ellen. Der Schlamm an den Wänden reichte mir fast bis zu den Schultern.«
    »Dieser Seitenkanal wurde das letzte Mal vor drei oder vier Jahren gründlich sauber gemacht, wenn ich mich nicht irre. Die Abzweigung befindet sich ungefähr fünfzig Ellen hinter deinem erreichten Punkt. Wenn du dort angelangt bist, versuch die Zubringer zu reinigen, so weit dein Chaos-Feuer hineinreicht.«
    »Wie weit sollte ich kommen?«
    Myral zuckte die Achseln. »Du hast eben erst begonnen, dein Chaos-Feuer zu lenken. Ich kann es nicht genau sagen. Du solltest es schon fünfzehn bis zwanzig Ellen tief hineinpressen können und der Dampf sollte noch weiter reichen. Du kannst dir den Dampf zu Nutze machen, weißt du das? Versperre die Kanalröhre mit einem Schild und der Dampf kann nur in die andere Richtung ausweichen.«
    »Ah … ja, Ser. Darauf wäre ich selbst nicht gekommen.« Auf wie vieles andere kam er noch nicht von allein?
    »Du wirst es lernen. Du lernst während der Arbeit.« Myral lächelte freundlich und stand auf. »Oh, es gibt etwas, das ich vergessen habe, dir zu sagen. Gebrauche niemals deine gesamte Chaos-Kraft.«
    Cerryl nickte.
    »Das meine ich ernst. Du fühlst doch die Kraft, die sich in dir zusammenbraut, bevor du sie loslässt?«
    »Ja, Ser, auf gewisse Weise.«
    »Wenn du jedes Mal deine gesamte Kraft einsetzt, wirst du schnell müde. Auch wirst du feststellen – es sei denn, du besitzt so viel Macht wie Jeslek, dass es keine Rolle spielt –, dass deine Fähigkeit, das Chaos zu lenken, über die Jahre hinweg abnimmt.«
    »Chaos zurückhalten …?« Cerryl wusste nicht genau, was er eigentlich sagen wollte.
    »So in etwa … Obwohl ich das nicht so ausdrücken würde. Mache Gebrauch von der Kraft, über die du verfügst, aber nicht über die Maßen. Versuche nicht, das letzte bisschen aus dir herauszupressen, über das du am Ende gar nicht verfügst.«
    Das ergab schon mehr Sinn.
    »Nun geh zurück an deine Arbeit. Komm morgen wieder – jeden Morgen von jetzt an – und erstatte mir Bericht.«
    »Ja, Ser.« Cerryl stand auf.
    »Überlege dir, was du tust. Handle nicht einfach.« Myral deutete mit dem Kopf in Richtung Tür.
    Cerryl nickte und verließ den Raum, er schloss die Tür und stieg die Treppe hinunter. Als er Schritte hörte, die von unten heraufkamen, hielt er inne.
    Auf dem Treppenabsatz blieb er stehen, denn eine rotblonde Gestalt in Grün bog um die Ecke. »Guten Morgen.« Er drückte sich an die Wand, um der grünäugigen jungen Frau Zugang zu Myrals Zimmer zu gewähren.
    »Guten Tag.« Leyladin lächelte freundlich, sie machte jedoch keine Anstalten, zu Myral zu gehen oder die Stufen weiter hinauf zu steigen.
    Cerryl stand nur verlegen da, er hätte gern eine Unterhaltung begonnen, wusste jedoch nicht, was er sagen könnte – oder wagen könnte zu sagen. Schließlich lächelte er verkrampft und brachte nur ein »Guten Tag« heraus. Dann lief er hastig die Stufen hinunter und spürte dabei ihren Blick im Nacken; er wünschte, er hätte etwas Tiefgründigeres herausgebracht – oder etwas weniger Einfallsloses.
    Seit Jahren träumte er von ihr und alles, was er nun zu ihr gesagt hatte, war »Guten Tag«. Er sah noch einmal zurück, doch sie war schon in Myrals Gemächern

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