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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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    Das ergab Sinn … wenn auch auf sehr abenteuerliche Weise. Cerryl schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Plötzlich zuckte er zusammen und riss die Augen auf … beinahe wäre er eingeschlafen.
    Bei der Dunkelheit, er war wirklich hundemüde. Trotz dessen las er noch die nächsten Zeilen.
     
    … die Herausforderung, der sich jeder Magier gegenübersieht, besteht darin, die Macht des Chaos, die im Licht eine Form erhält, zu stärken, ohne das Licht zu bloßen Farbströmen herabzuwürdigen, die keine wirkliche Macht besitzen …
     
    Bloße Farbströme ohne wirkliche Macht … Was bedeutete das? Besaßen einige farbige Lichtstrahlen echte Macht? Wie konnte das sein? Cerryls Augen wollten zufallen, doch er hielt sie krampfhaft offen.
    Die Folge daraus musste sein, dass das Licht der Sonne weniger mächtig war, als es sein könnte … und irgendwie hing das mit einer Trennung oder Verstärkung des Lichts durch Trennung in verschiedene Farbstrahlen zusammen.
    Morgen vielleicht …
    Cerryl gelang es gerade noch, seine Stiefel auszuziehen und die weiße Tunika aufzuhängen, bevor er ins Bett fiel.
    Er erinnerte sich nicht daran, aufgewacht zu sein oder gefrühstückt zu haben, während er erneut in den Seitenkanal hinabstieg, um seine Pflichten wieder aufzunehmen. War er so müde gewesen?
    Egal … er stand wieder unter der Erde in einem langen, schlammigen, schleimigen Kanal … einem Seitenkanal, in dem der Schaum des Abwassers nach seinen Stiefel zu grapschen schien, mit astdicken Armen, die ihn zu umklammern versuchten.
    Cerryl probierte ein Chaos-Feuer, aber seine Feuerstöße waren nichts als kleine Flammenkügelchen, die über die grün überzogenen Ziegelwände spuckten, ohne irgendetwas zu verbrennen. Nach jedem Schritt musste er seine Stiefel befreien. Selbst wenn er sich nicht bewegte, musste er mit heftigem Gestampfe seine Beine vor dem klebrigen Schaum und Schleim bewahren.
    Er warf einen Blick zurück über die Schulter, aber die Weißen Lanzenkämpfer waren verschwunden, zusammen mit der Lampe. Das Gitter über den Stufen hatte jemand zugeklappt, mit einem Bronzeschloss verriegelt und mit doppelter Ordnung und zweifachem Chaos gesichert.
    Cerryl spürte etwas Warmes auf seinem Rücken und er drehte sich um. Ein Feuerstoß aus Chaos türmte sich plötzlich vor ihm auf. Licht über Licht, Licht, das wie Chaos-Feuer brannte, jedoch noch heller, loderte aus dem Chaos-Ball; seine Tunika ging in Flammen auf, Blasen bildeten sich auf seinem Gesicht und die Lanzen des Lichts durchbohrten ihn wie Feuerspeere.
    Cerryl fuhr entsetzt auf. Schweiß lief ihm über die Stirn. Es war nur ein Traum gewesen, ein sehr wirklichkeitsnaher Traum zwar, aber nur ein Traum.
    Und doch konnte er das Chaos fühlen – und noch etwas ganz in seiner Nähe. Seine Augen und Sinne durchsuchten die Zelle, doch er fand nichts. Cerryl massierte sich die Schläfen. Es musste der Traum gewesen sein.
    Doch er hielt es nicht länger aus und trottete barfuß über die kalten Steine zur Tür, hob den Riegel hoch und öffnete sachte die Tür zum Flur nur einen Spalt breit. Seine Augen sagten ihm, dass niemand durch die Dunkelheit huschte, so lange vor der Dämmerung; seine Sinne jedoch wussten, dass jemand in der Nähe war, gleich neben seiner Tür. Dann wurde Faltars Tür geöffnet und wieder geschlossen.
    Cerryl schluckte. Er hatte niemanden gesehen, nicht einmal Faltar. Und doch war jemand vorbeigegangen. Er schnupperte in die Luft. Ein Duft … ein leichter Geruch … irgendwie vertraut … Sandelholz.
    Die Einzige in den Hallen, die sich in Düfte hüllte war Anya – zumindest war sie die Einzige, von der er es wusste. Aber … Anya – in Faltars Zelle? Warum? Faltar war doch nur ein Magierschüler und wahrscheinlich noch ein gutes Jahr davon entfernt, ein vollwertiger Magier zu werden; vielleicht auch noch mehr, denn Faltar lernte schon länger in den Hallen als Cerryl und hatte seinen Kanaldienst noch nicht abgeleistet.
    Anya … warum? Warum stieg sie heimlich zu Faltar ins Bett? Was hatte Cerryl noch alles nicht mitbekommen? Er rieb sich das Kinn und fühlte den Bart, von dem er schon gedacht hatte, er würde niemals sprießen. Wie hatte Anya es fertig gebracht, unsichtbar zu werden?
    Licht? Hatte sie Ordnung benutzt, um sich in Licht zu hüllen?
    Plötzlich bemerkte Cerryl, dass seine Füße eiskalt geworden waren und er noch immer an der angelehnten Tür stand. So leise wie möglich verriegelte er die Tür und

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