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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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züngelte aus seinem Zeigefinger. »Wir fangen mit dem Schild an. Versuch den schwarzen Nebel zu bilden. Dräng die Flammen zu einer dünne Linie zurück.«
    Cerryl konzentrierte sich. Nichts. Warum versuchte er, Myrals Chaos-Kraft zu steuern?
    »Nein. Ordnung ist nicht einfach die Abwesenheit von Chaos. Versuch das: Chaos ist das Feuer, das in alle Richtungen lodern will, und die Ordnung ist das Eis. Du hast doch schon Schneeflocken gesehen, nicht wahr?«
    »Ja, Ser.« In der Hitze des Tunnels – trotz des kalten Windes über ihnen – wischte sich Cerryl den Schweiß von der Stirn.
    »Stell dir eine Schneeflocke vor, jede besitzt ein geordnetes Muster, ein sich wiederholendes Kristallgitter.«
    Cerryl wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
    Myral fuhr sich mit dem Ärmel seiner Tunika über die Stirn. Dann seufzte er. »Pures Chaos besitzt kein Muster, nur Macht. Mit reiner Ordnung verhält es sich wie mit Tod oder Eis, es besitzt einen vollkommenen Aufbau und kein Leben. Denk an ein Muster, irgendein Muster. Stell es dir vor: ein Netz, ein Gewebe, ein Gitter …«
    Cerryl nickte.
    »… und ordne es um das Chaos an.« Myral schwitzte noch heftiger, als die Chaos-Flammen aus seiner Fingerspitze loderten.
    Beim zweiten Mal schuf der Magierschüler das Bild eines Schwarzen Netzes, das sich um das Chaos-Feuer legte. Er blinzelte, als das Chaos-Feuer erlosch.
    »Noch einmal.« Diesmal baute Myral eine hellere Flammenlinie auf, so hell, dass Cerryl die Schweißbäche sehen konnte, die über das Gesicht des Magiers liefen.
    Cerryl konzentrierte sich voll und ganz auf das dunkle Netz – und das Licht verschwand.
    »Gut. Nun bist du dran. Das kleinste Chaos-Feuer, das du zu Stande bringst. Das aller kleinste.«
    Cerryl gehorchte und versuchte ein kerzenflammengroßes Weißes Feuer über seinem Zeigefinger zu formen.
    Ein winziger Lichtpunkt zeigte sich.
    »Gut. Und nun nimm die Ordnung und versuch das Licht damit von dir wegzubewegen.«
    Cerryl gelang es, das Schwarze Nebelnetz heraufzubeschwören – und schon war das Chaos-Feuer gelöscht. Allerdings auch die Lampe, die Myral in der Hand hielt.
    »Die Ordnung ist schwer festzuhalten«, meinte Myral grinsend, »aber sie ist stärker, als die meisten Weißen Magier es für möglich halten.« Die Lampe leuchtete wieder auf, angezündet durch einen Funken Chaos-Feuer. »Nur die, die schon einmal auf einen Schwarzen aus Recluce getroffen sind, wissen es.«
    Cerryl wischte sich noch einmal über die Stirn und bemerkte dabei, wie anstrengend die Arbeit mit Myral war. »Wenn die Ordnung so stark ist, warum hat Creslin dann Candar verlassen? Das habe ich mich schon immer gefragt …«
    »Und du hast dich nicht getraut zu fragen?« Myral lachte wohlwollend. »Wenn die Aufzeichnungen aus dieser Zeit auch nur halbwegs stimmen, war er der größte Wetter-Magier, der je lebte, und wahrscheinlich auch der größte Schwertkämpfer seiner Zeit. Und doch ist er geflohen. Du fragst dich nach dem Grund dafür.«
    Cerryl nickte fast unmerklich.
    »Weil der Mann Verstand besaß, junger Cerryl. Er hatte sich der Gilde widersetzt und das mit Recht … Wie viele Magier gibt es in der Gilde?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Na schön. Wie viele kennst du?«
    »Ich habe vielleicht zwanzig gesehen, vielleicht auch doppelt so viele. Ich bin nicht sicher.«
    »Und wie viele Magier waren auf Creslins Seite?«
    »Eine Magierin: Megaera.«
    »Um genau zu sein, gab es am Anfang noch zwei andere Schwarze, doch das tut hier nichts zur Sache. Wärst du in Candar geblieben, wenn Hunderte von Magiern hinter dir her gewesen wären und wenn alle Soldaten östlich der Westhörner es auf dich abgesehen hätten?«
    »Oh …«
    »Aber Creslin war schlau. Eine Insel war so ungefähr der einzige Ort, der die vielen Weißen Magier aufhalten konnte. All das Wasser … und was noch ärger war für den armen Jenred: Creslin hatte sich eine Insel mit einem Eisenkern ausgesucht.« Myral schüttelte den Kopf. »Aber diese Geschichte verbessert deine Fähigkeiten mit der Chaos-Kraft nicht. Noch etwas mehr Chaos – nur ein wenig mehr.«
    Cerryl ließ etwas mehr Chaos-Energie an seinen Fingern glimmen, bis sie so viel Licht verströmte wie die Lampe. Dann wob er langsam ein Schwarzes Netz darum und verwandelte den Finger in eine lange glühende Kerze.
    »Jetzt … stoße die Kraft weg von dir, auf die Ziegel der Tunnelwand oder des Fußweges.«
    Cerryl versuchte es … und das wurmförmige Chaos-Feuer fiel zischend auf die

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