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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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verschwunden. Cerryl atmete tief durch. Er musste die Kanäle säubern.

 
LXV
     
    C erryl trottete den Flur entlang zu seiner Zelle. Sein Hemd, die Tunika, die Hose, alles stank nach Kanal, obwohl er sich sorgfältig gewaschen und die Oberfläche seiner Kleidung vor dem Anziehen mit ein wenig Chaos-Feuer abgebürstet hatte – ein Kniff, den er sich bei Myral abgeschaut hatte. Vielleicht hatten sich die Gerüche der Abwässer aber auch so tief in seiner Nase verankert, dass ein einziger Besuch im Waschraum einfach nicht ausreichte, um den Gestank loszuwerden.
    Fast einen Achttag hatte er nun in dem Seitenkanal gearbeitet und ihn von einem Zugang zum anderen gereinigt – alles in allem etwa dreihundert Ellen. Von dem Abschnitt, den er bearbeitet hatte, zweigte nur eine Hand voll kleiner Zubringer ab, und das war auch gut so, denn Cerryl beherrschte die Technik, Chaos in die kleinen Kanäle aus gebrannten und glasierten Ziegeln zu pressen, nicht sehr gut. Schlamm und Schmutz klebten an manchen Stellen mehr als eine Spanne dick an den Wänden. Cerryl hatte sich oft gefragt, wann die Zubringer wohl das letzte Mal gereinigt worden waren.
    Auf einen Abstecher in seine Zelle verzichtete er, denn er wusste, dass er ohnehin schon zu spät zum Abendmahl kam. Er blieb vor dem Speisesaal stehen und wieder überkam ihn das Gefühl, dass ihn jemand durch ein Glas beobachtete – was übrigens immer öfter vorkam in letzter Zeit. Aber wer nur?
    Cerryl richtete die Schultern gerade und betrat den Saal, er sah sich um und entdeckte Faltar und Lyasa an einem der runden Tische in der Mitte. Lyasa winkte ihm zu, dass er sich zu ihnen setzen sollte.
    »… Kanalschüler … hat einen ganzen Achttag zwischen zwei Gittern zugebracht – zwei nahe beieinander liegenden Gitter.« Kesrik sah auf und lächelte kalt. Neben dem stämmigen blonden Schüler saß ein rothaariger Junge in einer neuen Magierschülertunika, die roten Streifen am Ärmel leuchteten noch hell. Auf der anderen Seite neben dem neuen Studenten saß Bealtur.
    Cerryl erwiderte Kesriks Lächeln und ging weiter zur Anrichte. Sein Magen knurrte nach dem langen Tag.
    »… wird ein langes Jahr für ihn.« Bealtur gab sich nicht einmal die Mühe, in Cerryls Richtung zu sehen.
    »… sollte zumindest einen Zubringer richtig reinigen«, murmelte Kesrik. »Zumindest einen.«
    Davon hatte Myral nichts erwähnt; er hatte Cerryl nur aufgetragen, sie so gut zu reinigen, wie er konnte, und ihm Morgen für Morgen über die Fortschritte zu berichten.
    Jeden Morgen hatte der runde Magier Cerryls Fragen beantwortet und immer die gleichen Anweisungen wiederholt, er war weder erfreut noch sonderlich unerfreut erschienen.
    Cerryl lenkte nun seine ganze Aufmerksamkeit darauf, Geflügeleintopf auf seinen Teller zu häufen, und wie immer suchte er nach Chaos in seinem Essen und fand nichts. Dann ging er zu Faltars und Lyasas Tisch.
    »Man hört, du verbringst eine harte Zeit in den Kanälen«, sagte Faltar leise, während Cerryl es sich am Tisch bequem machte.
    »Ich versuche gerade …« Cerryl hielt inne und überlegte, ob er erwähnen sollte, wie er die Kanäle reinigte. »Ja, es ist härter, als ich gedacht habe.« Er biss in das warme, knusprige Brot.
    »Niemand hat es leicht in den Kanälen«, sagte Lyasa. »Ich auch nicht.«
    »… finde ich gerade heraus …«, murmelte Cerryl und bemerkte dabei, dass er sein Essen viel zu gierig hinunterschlang.
    »Man braucht eine Menge Energie und muss viel mehr essen als sonst.«
    Faltar blickte von Cerryl zu Lyasa.
    »Es ist so«, sagte Lyasa. »Das wirst du schon noch sehen.«
    Cerryl hätte gelacht, wenn sein Mund nicht voller Geflügeleintopf gewesen wäre, denn Lyasa vermied es ebenso wie er, das Chaos-Feuer zu erwähnen.
    »Es ist wirklich harte Arbeit und ich könnte mir vorstellen, dass Cerryl den garstigsten Seitenkanal im ganzen Kanalsystem zugeteilt bekommen hat.« Lyasa stopfte sich den letzten Rest Brot in den Mund.
    Faltar strich sich das blonde Haar aus der Stirn. »Ihr zwei haltet etwas geheim. Ich weiß es genau.«
    »Erst wenn du einmal in den Kanälen gearbeitet hast, wirst du das beurteilen können.« Lyasa wandte sich an Cerryl. »Hast du übrigens gewusst, dass der Rat ein Handelsabkommen mit Certis und Sligo geschlossen hat?«
    Cerryl erkannte sofort, dass Lyasa nicht nur das Thema wechseln wollte, sie dachte wirklich, er sollte etwas über das Handelsabkommen erfahren, was ihm in der Tat nicht schaden konnte. »Und? So wie du

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