Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
ins Ohr. Der untersetzte Schüler nickte einmal, dann zuckte er die Achseln.
    Cerryl hielt den Kopf gesenkt, doch er beobachtete die beiden weiter aus den Augenwinkeln. Kesrik sah nicht zu Cerryl hinüber, sondern lange quer durch den Saal in Richtung Esaak. Dann ging Bealtur eilig zur Anrichte. Im Vorbeigehen streifte er Faltar an der Schulter.
    »Was es wohl damit wieder auf sich hat?«, fragte Heralt.
    »Wen interessiert das schon«, antwortete Faltar, nachdem er einen Löffel von der Gerstensuppe hinuntergeschluckt hatte. »Kesrik benimmt sich, als hätte er bereits vor der Gilde gestanden und als wäre Bealtur sein Schüler.«
    »Das ist allein Bealturs Problem.« Cerryl trank von dem Dünnbier, das ihm nach dem langen Tag im Kanal mehr als willkommen war.
    Lyasa ließ ihre anmutige Gestalt auf den letzten freien Hocker am runden Tisch gleiten, ihren Blick richtete sie sofort auf Cerryl. »Ich habe gehört, du bist fast fertig mit deinem ersten Seitenkanal.«
    Von wem wusste sie das nun schon wieder? Von Leyladin? »Fast. Myral ist der Meinung, dass ich vielleicht noch einen säubern muss.«
    Lyasa nickte. »Das kann vorkommen.«
    Faltars Augen wanderten zwischen den beiden hin und her. »Ihr zwei sprecht nicht immer alles aus.« Dann schlürfte er weiter seine Gerstensuppe und brach sich einen Kanten Brot ab.
    »Du wirst schon noch erfahren, warum. Ich habe gehört, dass du in wenigen Achttagen ebenfalls in den Kanälen anfangen wirst.«
    »Dann sag mir, was du ausgelassen hast.«
    »Nachdem du deinen Dienst in den Kanälen begonnen hast«, antwortete Lyasa.
    »Das ist nicht gerecht.«
    »Glaubst du, dass das Chaos gerecht ist?«, entgegnete die schlanke, schwarzhaarige junge Frau.
    »Oder die Ordnung?«, fügte Heralt hinzu.
    »Ihr seid alle gegen mich«, beschwerte sich Faltar und ließ die anderen mit einem Grinsen wissen, dass er es nicht ganz so ernst meinte.
    Cerryl hörte nur mit einem Ohr zu, denn er hatte beobachtet, dass Bealtur an Kesriks Tisch zurückgekehrt war; doch keiner der beiden Schüler sprach ein Wort, beide schlangen ihr Essen hinunter und verließen eilig die Halle.
    »Cerryl … hörst du mir zu?«
    »Oh …« Er wandte sich an Lyasa. »Es tut mir Leid. Ich habe gerade nachgedacht.«
    »Über was wohl?« Faltar grinste übers ganze Gesicht. »Oder sollte ich sagen, über wen?«
    »Lieber nicht«, erwiderte Cerryl, »oder ich verrate deine Träume.«
    Faltar wurde puterrot.
    »Seht ihn an … seht ihn nur an«, höhnte Heralt.
    »Und was … was ist mit deinen Träumen?«, stichelte Faltar, der sein Brot noch immer in der Hand hielt, mit Blick auf Lyasa.
    »Meine Träume gehören mir. Und das wird auch so bleiben.« Sie zog beide Augenbrauen zu spitzen Bögen hoch.
    Cerryl konnte nur noch grinsen.
    »Ihr alle … alle seid ihr gegen mich …«, protestierte Faltar.
    »Armer Faltar …«
    Alle lachten, sogar Faltar.
    Später, nach dem Abendessen, saß Cerryl in seiner Zelle am Schreibtisch und starrte auf die aufgeschlagenen Seiten der Grundlagen der Mathematik. Die Formeln und Ziffern aus dunkler Eisengallustinte wirkten, als hätte jemand sie mit der vergänglichen Weiße des Chaos niedergeschrieben und nicht mit solider, geordneter schwarzer Tinte.
    Je mehr er lernte, desto weniger wusste er.
    Anya besuchte Faltar in der Dunkelheit und versteckte sich hinter geordnetem Chaos … und Cerryl wusste nicht, warum. Faltar stammte nicht aus einer so reichen Familie wie Kesrik und er war nicht mächtig, so wie Jeslek oder Sterol.
    Dazu kam, dass die Zubringertunnel, die Kesrik eigentlich hatte säubern sollen, von jemand anderem geschrubbt worden waren.
    Und … Myral hatte Cerryl gewarnt, weil Cerryl zu viel Chaos abstrahlte, und ihn über die Kanäle informiert, die Kesrik zugewiesen worden waren. Der alte Magier hatte auch Leyladin über Cerryls Fortschritte in Kenntnis gesetzt. Hatte sie ihn womöglich danach gefragt?
    Ein Lächeln erhellte Cerryls Gesicht, doch dann schüttelte er energisch den Kopf. Sie war lediglich freundlich gewesen. Nicht mehr als freundlich und gleichzeitig unnahbar, mahnte er sich selbst.
    Doch was konnte Cerryl tun? Wie konnte er sich schützen?
    Myral hatte von Magiern gesprochen, die sich selbst förmlich ausbrannten, und anderen wiederum, wie Sterol, die ihre Chaos-Macht abschirmten. Warum sollte er nicht das Gleiche tun? Die anderen glauben lassen, er hätte einen Teil seiner Macht eingebüßt … aber verbergen, zu was er im Stande war? Sollte er das tun?
    Er

Weitere Kostenlose Bücher