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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Nall gesagt hatte, als sie geglaubt hatten, er schliefe: sein Vater hätte behauptet, er hätte Erzmagier von Fairhaven werden können, wenn er nur aus reichem Hause gekommen wäre. Cerryl glaubte nicht daran, dass man sich den Titel des Erzmagiers mit Münzen erkaufen konnte. Oder hatte sein Vater etwas anderes gemeint? Oder hatte Syodor die Worte seines Vaters nicht richtig wiedergegeben?
    Cerryl atmete tief ein und wieder aus, fand jedoch keine Antworten auf seine Fragen. Der Atem bildete keine Wölkchen mehr vor seinem Mund und der ärgste Winter war bereits vorüber, das hoffte er zumindest. Während eines Achttags war es so kalt gewesen, dass er und Rinfur vor dem Herd in der Küche geschlafen hatten. Die grauhaarige Frau, die Erhana die Buchstaben lehrte, war seit vier oder fünf Achttagen nicht mehr im Haus gewesen.
    Brental hatte einen zwei Stein schweren Schwarzeichenstamm hernehmen müssen, um das Eis im Brunnen zu brechen. Cerryl schauderte bei diesem Gedanken und war froh, dass diese Kälte nur einen Achttag angehalten hatte.
    Seine Augen wanderten zu dem Brett in der Nischenwand. Mehrere Achttage hatte er gebraucht, bis er es gelockert hatte. Dahinter hatte er das Buch versteckt, über dem er noch immer brütete, wenn er Zeit dazu fand.
    Auch das konnte er hinter dem Holz fühlen, wenn auch auf andere Weise. Das Buch strahlte nämlich ein schwaches, weißes Glühen aus, nicht so rot zwar wie Feuer, aber mit der gleichen Wirkung. Dieses Buch enthielt einen Schlüssel, das wusste er, aber wie konnte er ihn finden, wenn er des Lesens nicht kundig war?
    Er seufzte, seine Augen starrten ausdruckslos auf die Bretter über seiner Liege.

 
VIII
     
    E ine kalte Frühlingsbrise wehte durch die offene Mühlentür herein und brachte den Geruch von feuchter Erde und Birnapfelblüten mit – und Fetzen eines Gesprächs, das Dylert gerade mit einem Schreiner in brauner Kleidung vor der Mühle führte.
    Cerryl kniete, sehr zur Erleichterung seiner Füße, zur Hälfte unter dem Stapel frisch geschnittener Kiefernholzbretter; er stieß und fegte die Sägespäne mit der schmalen Seite des Besens unter dem niedrigen Gestell heraus. Er versuchte, das Jucken in der Nase und auf den nackten Unterarmen nicht zu beachten; bei Kiefernholzspänen kratzte es am ärgsten.
    »Cerryl!«, rief Dylert vom mittleren Gang. »Wo bist du?«
    »Ja, Ser?« Cerryl richtete sich auf, mit der linken Hand hielt er sich am Holz fest, um das Gleichgewicht zu halten. »Ich habe unter dem Holzstoß sauber gemacht.«
    »Gut.« Dylert nickte, er hatte Cerryl selbst aufgetragen, dort zu fegen.
    »Im zweiten Holzschuppen steht ein Handkarren. Hol damit drei Dutzend von den schmalen, groben Fußbodenbrettern. Die besten, die wir haben, wohlgemerkt.«
    »Ja, Ser.« Cerryl lehnte den Besen vorsichtig an den Holzstoß und beobachtete dabei Dylert.
    Der Sägemeister wandte sich an den Mann in brauner Kleidung. »Was braucht Ihr an Balken? Wir haben …«
    Cerryl drückte sich an dem Bretterstapel vorbei und ging so schnell er konnte zur Schiebetür, wobei sich jeder Schritt wie ein quälender Messerstich im Bein anfühlte.
    Draußen stand ein Wagen, vor den ein braunes Maultier gespannt war, dünn und knochig. Die Zügel und auch der Halfterstrick waren am Eisenring des Mühlgerinnes festgebunden.
    Cerryl blickte nach oben auf die dichter werdenden Wolken, er stolperte und musste sich am Türrahmen festhalten, um nicht zu fallen.
    »Hüaahh!« Brental führte den leeren Lastenkarren Richtung Mühle und hielt die Ochsen an, als sie sich dem Maultierkarren näherten.
    Mit einem verkrampften Lächeln auf den Lippen bemühte sich Cerryl, nicht zu humpeln, aber seine Zehen und Waden verkrampften sich bei jedem Schritt.
    »Cerryl, was ist los?«, fragte Brental.
    »Nichts. Ich habe unter den Holzstapeln gefegt. Ich bin ganz steif davon.«
    »Cerryl …«, sagte der Rotschopf streng. »Setz dich auf die Mauer dort. Neben den Pfosten. Gleich.«
    »Dylert hat mir aufgetragen, ich soll mit dem Handkarren drei Dutzend von den schmalen, groben Fußbodenbrettern holen.« Cerryl blieb neben dem Pfosten stehen, setzte sich jedoch nicht.
    »Ich helfe dir, wenn es so weit ist. Setz dich«, drängte Brental.
    Cerryl setzte sich.
    »Herunter mit den Stiefeln.«
    Der kleine Junge blieb regungslos stehen, als hätte Brental nichts gesagt.
    »Herunter damit …« Brental bückte sich und zog Cerryl einen Stiefel aus und dann den zweiten.
    Cerryl sah weder seine Füße noch die

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