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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Stiefel an.
    »Deine Zehen sind blutig.« Brental schüttelte den Kopf. »Dunkelheit … wie lange geht das schon so?«
    Cerryl starrte ausdruckslos auf den Weg.
    »Deine Füße sind zu groß für diese Stiefel.«
    Cerryl blickte nicht auf.
    Brental seufzte. »Du wirst Chaos-Blasen bekommen und nie wieder arbeiten können; nie wieder gehen können.«
    »Dein Papa hat gesagt, ich solle nicht ohne Schuhe ins Sägewerk gehen.« Cerryl kämpfte mit seinem bebenden Unterkiefer. »Ich habe schon beinahe genug Kupferstücke für neue Stiefel gespart.«
    Brental lachte, nicht höhnisch, sondern traurig. »Junge … Cerryl … du würdest niemals um etwas bitten, nicht wahr?«
    Cerryl sah Brental ruhig an. »Lieber nicht.«
    »Manchmal muss man um etwas bitten. Wenn du nicht mehr laufen kannst, ist es an der Zeit zu fragen.« Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe noch ein altes Paar Stiefel. Das wird dir besser passen als diese hier. Warte, ich hole sie.«
    »Die Bretter …« Cerryl schaute zur Mühle.
    »Also gut. Hol die Bretter – barfuß. Wir treffen uns wieder hier, bevor du zurück zur Mühle gehst.« Brental stand auf und winkte. »Rinfur! Pass auf die Ochsen auf.«
    Rinfur überquerte die Straße. »Muss das Gespann holen.«
    »Ich bin in einer Sekunde wieder zurück.«
    »Ja, Meister Brental.« Rinfur schüttelte den Kopf.
    Bevor Rinfur einen Blick auf seine Füße werfen konnte, war Cerryl schon aufgesprungen; er ging langsam, aber immerhin schneller als mit Schuhen, zum zweiten Holzschuppen. Der Handkarren stand drinnen gleich neben der Tür und er schob ihn nach rechts. Die Fußbodenbretter lagen auf dem untersten Stapel ganz rechts an der Wand, und barfuß wie er war, freute er sich, dass er am Tag zuvor den Boden gefegt hatte.
    Er untersuchte jedes Brett, ließ die Augen darüber schweifen und prüfte kurz mit der Hand. Er versuchte, das Holz zu fühlen, bevor er es auf den Handkarren legte. Eine Goldeichensorte, irgendwo zwischen Schwarz- und Weißeiche anzusiedeln, für Fußbodenbretter nicht schlecht. Drei Bretter legte er beiseite, weil die Astknoten zu sehr auffielen, und zwei andere, weil er fühlte, dass die Bretter irgendwie zu schwach waren.
    Als er die Goldeichenbretter auf vier Stapel aufgeschichtet hatte, schob er den Karren langsam aus dem Schuppen und über die kühlen Wegsteine zurück zur Mühle.
    Brental stand bereits bei den Ochsen, als Cerryl mit dem Karren neben dem Maultier beim Mühlgerinne angelangte.
    »Papa … er schwatzt noch mit Meister Hesduff. Hier habe ich die Stiefel und einen Eimer Wasser. Setz dich wieder.«
    Cerryl ließ sich auf der Mauer nieder.
    Brental nahm einen Schwamm und wusch Staub und Blut ab. Seine Augen wurden groß. »Dunkelheit … was hast du getan!« Der Rothaarige schüttelte den Kopf. »Cerryl. Du musst deine Füße mehrmals am Tag waschen, unbedingt. Bis alles verheilt ist. Hast du verstanden?« Brentals Augen bohrten sich in Cerryls. »Und wasch sie auch, bevor du zu Bett gehst.«
    »Ja, Brental.«
    »Cerryl?«, rief Dylert.
    »Du bleibst hier.« Brental stand auf und schob den Handkarren zur Mühle. Er rief: »Cerryl hat die Bretter geholt. Ich bin gerade vorbeigekommen, da dachte ich, ich bringe sie dir.«
    »Gut.«
    »Guten Tag, Meister Hesduff«, sagte Brental.
    »Guten Tag, junger Brental. Kaum zu glauben, dass ich schon zu dir aufsehen muss.«
    Während sich die drei in der Tür zur Mühle unterhielten, sah Cerryl zu, wie das frische Blut aus seinen gequetschten und blasenübersäten Füßen quoll, dann richtete er sich auf.
    »Gute Bretter für den groben Schnitt … Hast du sie ausgesucht, Brental?«
    »Nein, Meister Hesduff. Der junge Cerryl. Er hat ein Auge für Holz, würde ich sagen.«
    »Da magst du Recht haben … Könntest du sie mir auf den Wagen laden? Und jetzt … zu den Balken, Dylert.«
    Brental schob den Handwagen wieder aus der Mühle.
    Cerryl stand auf und ging hinüber zum Maultier. »Ich kann sie aufladen.« Er nahm die zwei obersten Bodenbretter.
    »Zusammen schaffen wir es doppelt so schnell«, meinte Brental freundschaftlich.
    Cerryl hatte nichts dagegen. Seine Füße schmerzten noch, wenn auch nicht mehr so sehr wie vorhin. Keiner der beiden sprach ein Wort, während sie die Bretter umschichteten.
    »Brental! Bring den Wagen zurück.«
    Brental nickte und schob den Karren wieder in die Mühle, zurück kam er gleich darauf mit acht je sechs Ellen langen Balken quer darüber.
    Wieder half Cerryl beim Umladen der Balken

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