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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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dem Guten der Weiße keinen Platz gewährte.
    Und tatsächlich wurden ihre Befürchtungen aufs Schmerzlichste bestätigt: Die dämonischen Frauen der Schwarzen Türme – dem Herzen des bösen Königreichs von Westwind – legten ihren Griff um die Westhörner wie eine Würgeschlange um ihr Opfer. Ihre ehernen Straßen umschlangen selbst die höchsten Gipfel und der Handel beugte sich ihren Schwarzen Klingen.
    Die dunklen Wälder von Naclos nahmen wieder Besitz von ihrem angestammten Land, jenem Land, das die alten Weißen Magier befreit hatten; die Wälder tränkten das Land erneut mit Dunkelheit. Dort lebten der böse Druide Nylan und die Sängerin und Magierin Ayrlyn; ihre Nachkommen machten sich Naclos Untertan und die Schatten ihrer Macht verdunkelten ganz Candar von den Westhörnern bis zum Westmeer.
    … und die Zeit kam, da die Weißen Magier Fairhaven besiedelten und erneut darum kämpften, Candar aus den Fängen der Dunkelheit zu befreien …
    D IE F ARBEN DER W EISSE
    (Handbuch der Gilde von Fairhaven)
    Vorwort

 
X
     
    C erryl trat auf die Veranda. Die Bohnensuppe, die es zum Abendmahl gegeben hatte, füllte auf angenehme Weise seinen Magen. Im Schutz des Dachsimses blickte er hinaus in den Regen, die Tropfen prasselten auf den Weg, der die Holzschuppen mit der Mühle verband.
    »Wird nicht so bald aufhören«, meinte Viental, der am Geländer stand. »Entweder setzen wir uns und warten oder wir rennen. Ich für meinen Teil bin schon lange nicht mehr gerannt.« Der untersetzte Arbeiter drehte sich um, ging zur leeren Bank an der Hauswand und ließ sich darauf fallen.
    »Nass wirst du ohnehin, egal ob du rennst oder gehst.« Rinfur schüttelte den Kopf. »Du gehst in deine Kammer und hängst deine Kleider auf, dann haben sie bis zum Morgen Zeit zum Trocknen.«
    »Während ich unter den Decken zittere«, antwortete Viental. »Nein, danke, das ist nichts für mich.«
    Cerryl saß mit untergeschlagenen Beinen auf dem Verandaboden, seine Augen hingen an den dunklen Wolken, die im Südwesten über den Minen und über dem alten Haus schwebten, in dem er gelebt hatte, so lange er denken konnte, bis er in die Mühle gekommen war. Stand Syodor draußen im Regen, um frei gewaschene Steine zu finden? Oder saß er mit Tante Nall vor dem warmen Ofen? Er rieb sich die Stirn; der dumpfe, pochende Schmerz hinter seinen Augen wurde immer stärker.
    »Wird lange regnen«, sagte Rinfur mit einem Schulterzucken. Langsam ging er die Verandastufen hinunter und schlug den Weg zu seiner Kammer in der ersten Hütte ein. »Ich werde genauso schnell trocken, wie ich nass geworden bin.«
    »Nass kann ich immer noch werden«, antwortete Viental darauf mit einem tiefen Lachen. »Ist besser, als trocken zu bleiben, würde ich sagen.«
    Der Regen tropfte stetig von der Traufe, in einem Rhythmus, der sich in Cerryls Kopf einzuhämmern schien. Abrupt stand er auf.
    »Du willst wohl auch nass werden?«, fragte Viental.
    »Früher oder später werde ich das sowieso«, antwortete der Junge und ging die Steinstufen hinunter.
    »Ohne mich«, rief Viental ihm hinterher.
    Cerryl marschierte durch den Regen und die hereinbrechende Dämmerung zu seiner Kammer. Drinnen angekommen, zog er seine feuchte Segeltuchjacke aus und hängte sie an den Haken neben der Tür.
    Im Zimmer hörte er den hämmernden Regen zumindest nicht mehr so deutlich. Cerryl saß eine Weile auf der Bettkante und versuchte, den klatschenden Regen und das Pochen in seinem Schädel zu vergessen, das sich dem Rhythmus des Regens angeglichen hatte.
    Es klopfte an die Tür.
    Cerryl runzelte die Stirn und ging zur schmalen Tür, um sie zu öffnen.
    Eine breitschultrige Gestalt stand draußen, eine Klappe über einem Auge.
    »Onk …«
    »Psst!« Syodor hielt seine Hand auf Cerryls Mund. »Sei still. Folge mir.«
    »In den Regen?«, fragte Cerryl. Unbewusst massierte er sich die Stirn, versuchte damit die Schmerzen hinter den Augen zu lindern.
    »Der einzig sichere Weg«, sagte Syodor, während das Wasser von seinem gewachsten Lederzeug tropfte. Er drehte sich um und schleppte sich über die Wiese vor der Hütte.
    Cerryl warf sich die schon zu kleine Jacke über und folgte seinem Onkel zu den Eichenbäumen auf dem Hügel.
    Blitze zuckten am Himmel, gefolgt vom Grollen des Donners.
    Cerryl zuckte zusammen. Die Blitze – oder der Donner – trommelten unaufhörlich auf seinen Schädel ein, aber Syodor stapfte unbeirrt auf die alten Eichen zu.
    »Kann das nur tun, wenn es regnet.

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