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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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entdeckte eine große Gestalt, die unter der Fackel auf die Straße torkelte.
    »Ein stattlicher Mann war er … war er … ein stattlicher Mann war er …«
    Das Zuschlagen der Tür hallte durch die Straße, dann vernahm Cerryl ein leises Rascheln, was er auf die Ratten schob.
    »… und ein stattlicher Mann … bin auch ich … auch ich …«
    Die dunkle Gestalt schwankte auf Cerryl zu, der nun erkennen konnte, dass der Trunkenbold groß und breitschultrig war, zweimal so groß wie er selbst, und einen weiten Umhang trug. Cerryl besaß keine nennenswerten Waffen, außer einem kurzen Messer aus Weißbronze. Sollte er umkehren? Doch dann bestand erneut die Gefahr, dass die Torwächter auf ihn aufmerksam wurden.
    Er saß auf dem Wallach und wartete.
    Als der Betrunkene auf Cerryl zutorkelte, hüllte sich dieser mitsamt dem Braunen in einen Lichtschild; sobald der Mann nur noch drei Ellen entfernt stand, ließ er ihn fallen.
    »Stattlicher … Mann … bin auch ich … Wo kommst du denn her, mein Freund?«
    Cerryl ließ sich und das Pferd erneut verschwinden und führte den Braunen ein wenig zur Seite, sodass der Trunkenbold ungehindert an ihnen vorbeischwanken konnte. Der Magierschüler zog das Messer. Der große Mann stand für einen Augenblick da und kratzte sich am Kopf. »Wenn du … meinst …« Er ging weiter, an dem verborgenen Magier vorbei.
    Als der Mann neben dem Pferd hertorkelte, ließ Cerryl den Schild fallen, beugte sich hinunter und packte den langen Umhang; die Kordel um den Hals des Mannes schnitt er ab.
    Der Säufer drehte sich um und wirbelte mit einem großen Schlagstock herum, doch Cerryl und der Umhang waren bereits wieder verschwunden.
    Cerryl ritt langsam die Straße entlang, vorbei an der rauchenden Fackel, und bog an der nächsten breiteren Straße links ab. Dort blieb er schließlich stehen und warf sich den Umhang über die weiße Jacke. Das lange Kleidungsstück verdeckte seinen Oberkörper und einen Teil der Beinkleider.
    Dann trieb er den Braunen weiter. Die Gebäude waren meist nicht höher als zwei Stockwerke, die Vorderfronten mit Balken und Verputz verschönert, die zweiten Stockwerke ragten eine Elle oder zwei weiter in die Straße als die Erdgeschosse. Ein dicker Nebel waberte um die Häuser, die Luft war durchtränkt mit dem Gestank der offenen Kanäle und dem Rauch aus den Kaminen.
    Jemand tauchte plötzlich vor Cerryl auf. Er schluckte und sammelte sofort Chaos zusammen, in der Hoffnung, dass er es nicht einsetzen musste.
    Die kleine Gestalt huschte in eine enge Seitengasse hinein. Cerryl atmete erleichtert auf. Der nächste Häuserblock war etwas heller erleuchtet, obwohl Cerryl keine Lampen oder Fackeln entdecken konnte. Durch Fenster und Läden der Häuser auf der linken Straßenseite fiel etwas Licht auf die Straße.
    Das Scharren von Stiefeln auf dem Kopfsteinpflaster erregte Cerryls Aufmerksamkeit. Zwei dunkle Gestalten sprangen ungestüm aus den Schatten der Gasse, die Cerryl gar nicht richtig wahrgenommen hatte.
    »So, Bursche … du wirst uns jetzt dieses Pferd überlassen – und deine Börse.«
    Cerryl starrte die zwei an. Beide trugen verdreckte Hemden und Hosen und breite Gürtel mit Scheiden. Beide hatten mittellange Eisenschwerter in der Hand. Sonst schien keiner mehr in der Nähe zu sein. »Es tut mir Leid.«
    »Nicht so Leid, wie es dir noch tun wird.« Der größere der beiden, er besaß eine Statur ähnlich wie Kinowin, lachte laut.
    Cerryl lächelte traurig und sammelte einstweilen weiter Chaos aus der Umgebung.
    Ein Feuerblitz fauchte durch die Gasse.
    Der größere der beiden fiel vornüber. Der kleinere Straßendieb stand für einen Augenblick mit offenem Mund da.
    »Weißer …!«
    Der nächste Feuerstrahl traf ihn mitten in der Brust.
    Cerryl schwankte leicht im Sattel, dann stieg er ab. Er warf einen prüfenden Blick von einer Seite zur anderen, aber die enge Straße lag dunkel und einsam da – nur der schwache Lichtschein einer Lampe oder einer Fackel spiegelte sich an der Ecke des Gebäudes, das an die größere Straße grenzte.
    Mit einem lauten Platschen landete Cerryls rechter Stiefel im Abwassergraben. »Dunkelheit …«
    Seine durch Chaos bedingte gute Nachtsichtigkeit half ihm, als er den kleineren Mann auszog und Börse und Scheide samt Schwert abschnitt; eine Klinge, die er kaum zu gebrauchen wusste.
    Er sah sich vorsichtshalber noch einmal um, bevor er die schmutzige Hose mit Chaos säuberte und sie anschließend über seine eigene weiße

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