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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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    Draußen vor der Mühle fiel weiter der Regen, hämmerte aufs Dach, auf die Steine und auf Cerryls Kopf.

 
XIII
     
    C erryl hastete aus der Mühle und den Weg entlang und bemerkte plötzlich die Bohnen im Garten, kniehoch standen sie in der Vormittagssonne. Er konnte kaum glauben, dass der Sommer in Hrisbarg Einzug gehalten und er nichts davon bemerkt hatte.
    Die Stimme der grauhaarigen Siglinda tönte von der Veranda zur Mühle hinüber, man konnte sie deutlich verstehen, denn das Mühlrad und die Säge standen still. »Nein! Gestern ging er auf den Markt. Lies, was im Buch steht … Hier muss es Präteritum sein.«
    Cerryl fragte sich, was sie wohl damit meinte. Was war ein Präteritum? Doch jetzt musste er erst einmal Dylert finden.
    Er sah im ersten Holzschuppen nach und blieb sofort wie versteinert stehen, als er die zwei Gestalten bei den Holzstapeln sah. Er wartete und lauschte, so ruhig, dass er beinahe mit dem Stapel Weißeiche zu seiner Linken verschmolz. An der Schmalseite des Seitenganges des zweiten Schuppens wurden die verschiedenen Bretter und Balken der erstklassigen Schwarzeiche gelagert.
    »Ich bin sicher, der Herzog wird Euch seine Gunst erweisen, wenn Ihr mir das, was ich brauche, zu einem vernünftigen Preis verkauft«, sagte der kleine, stämmige Mann in der grauen Tunika. »Seine Gunst …«
    Dylert stand am Rand des Hauptganges und fuchtelte vor dem Stapel Schwarzeichenholz herum. »Gut gebrüllt, Meister Tischler«, sagte der Sägemeister mit einem wohlwollenden Lachen, »aber beim Sägen von Lorkenholz oder Schwarzeiche müssen die Sägeblätter fast nach jedem Stamm neu geschliffen werden. Mit der Gunst des Herzogs kann ich die Arbeit und die Zeit nicht bezahlen. Geschweige denn die Abnutzung der Sägeblätter.«
    »Ich bitte Euch ja gar nicht, die Bretter zu liefern, Dylert. Ich bezahle den Wagen, um die Ladung nach Lydiar zu schaffen.«
    »Euch bleibt keine große Wahl, Erastus. Im ganzen östlichen Lydiar gibt es niemanden, der Schwarzeiche und Lorkenholz auf Lager hat. Wenn Ihr gutes Lorkenholz wollt, müsst Ihr zu mir kommen oder noch ein gutes Stück weiter nach Westen fahren.«
    Erastus zuckte die Achseln. »Der Herzog besteht darauf, dass seine Truhe aus Schwarzeiche und Lorkenholz gebaut wird. Ich habe gedacht, Ihr würdet mich verstehen.«
    »Dann lasst den Herzog dafür bezahlen«, antwortete Dylert.
    »Ich zahle schon für den Wagen. Drei Goldstücke für das Holz«, schlug der Handwerker vor.
    Cerryl stand im Schatten der Holzregale und runzelte nachdenklich die Stirn. Erastus’ Worte fühlten sich irgendwie falsch an. Vielleicht weil er feilschte?
    »Erastus, das Lorkenholz allein kostet schon vier Goldstücke. Da ist das Eichenholz noch gar nicht dabei, das Ihr für die Verstrebungen braucht.«
    »Ihr seid ein Bandit, Dylert, ein schwarzbärtiger Bandit mit dem Lächeln einer Straßenhure und dem Herzen eines Magiers.«
    Dylert lachte. »Ihr wisst es doch selbst, Erastus. Sechs Goldstücke für alles und ich gebe Euch sogar noch einige Kiefernholzbretter dazu, mit denen Eure Lehrlinge üben können.«
    Erastus seufzte. »Mit Euch ist nicht gut feilschen. Wie wäre es mit ein paar zusätzlichen Brettern Goldeiche?«
    »Ein paar«, willigte Dylert ein.
    »Sehr großzügig«, meinte Erastus. »Wenn Euch der Herzog keinen Dank dafür zollt, dann tue ich es.«
    »Ich gebe mehr auf Eure Dankbarkeit als auf die des Herzogs«, antwortete Dylert. »Viel mehr.«
    »Sechs Goldstücke«, Erastus schlug ein. »Wenn das Holz verladen ist und ich jedes Brett vorher gesehen habe.«
    »Ein gerechter Handel. Ihr werdet das beste Holz bekommen.«
    »Ich fahre den Wagen vor die Tür.« Erastus zeigte hinaus.
    Der Sägemeister nickte und sah dem Handwerker nach, der zu seinem Wagen ging und auf dem Weg dorthin dicht an Cerryl vorbeikam.
    Als Erastus draußen war, winkte Dylert Cerryl zu. »Was suchst du hier, Bursche?«
    »Brental hat mich geschickt. Das zweite große Sägeblatt hat einen Riss. Er sagte, Ihr solltet es wissen. Er und Viental tauschen es gerade aus.« Cerryl wartete.
    »Bei der Dunkelheit und den Dämonen! Erst Erastus und jetzt auch noch das. Gut zehn Goldstücke kostet so ein Sägeblatt.« Er schüttelte den Kopf und vergrub die Finger in seinem gestutzten, schwarz und silbern glänzenden Bart. »Zehn Goldstücke … wo …« Seine Augen konzentrierten sich auf Cerryl. »Du bewegst dich wie eine Schlange, Junge. Habe dich gar nicht gesehen, bevor Erastus

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