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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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hinausgegangen ist. Was hast du gehört?«
    »Nur, dass der Herzog eine Truhe aus Schwarzeiche und Lorkenholz will, Ser. Und was danach kam.« Cerryl blickte dem Sägemeister geradewegs in die Augen.
    »Nun … lass dir das eine Lehre sein. Die Leute erwarten immer, dass man an einen Herzog oder einen anderen wichtigen Mann mehr Ware für weniger Geld verkauft. Manchmal tut man es auch. Aber meist erfährt der Adelsmann gar nichts davon. Der alte Erastus, er wollte mich herunterhandeln. Aber glaubst du, er würde dem Herzog auch nur einen Kupferling weniger berechnen, wenn ich ihm das Lorkenholz schenken würde? Ha!« Dylert schnaubte verächtlich. »So … wieder muss ein Sägeblatt neu geschmiedet und gehärtet werden, geschliffen und geschärft … Daran denken sie nicht, wenn sie das Holz so billig haben wollen. Nein, das tut keiner.«
    Cerryl nickte.
    »Und noch etwas, Junge. Glaube ja nicht, ich wüsste nicht, dass du Erhana überredet hast, dir jeden Tag nach dem Abendessen die Buchstaben beizubringen.« Dylert grinste. »Und nicht nur das.«
    »Ich lerne nur, wenn es nichts zu tun gibt, Ser.« Cerryl senkte den Blick auf den sauber gefegten Steinboden.
    »Das stimmt und du arbeitest hart. Härter als jeder Junge, den ich bisher hatte.« Dylert runzelte die Stirn. »Warum die Buchstaben?«
    »Mein Papa, er konnte lesen. Wenigstens die Buchstaben möchte ich lernen«, sagte Cerryl und er wusste, dass er nicht die ganze Wahrheit sagte. Er hoffte darauf, dass Dylert ihn nicht drängte.
    »Du willst also deinem Vater ebenbürtig sein.« Dylert nickte. »Die Leute reden nicht viel über deinen Vater. Weißt du, warum?«
    »Sie sagen, er war ein Magier.«
    »Er versuchte es, Junge. Da gibt es einen Unterschied.« Dylert hielt inne und fügte dann hinzu: »Die Weißen Magier wählen dich aus … wenn sie glauben, du bist einer von ihnen. Keiner kann sie dazu zwingen, etwas zu tun, was sie nicht wollen. Keiner kann sich ihnen widersetzen und ein Magier ohne ihre Zustimmung werden … das gibt mächtig Ärger.« Dylert räusperte sich. »Verstehst du das, Junge?«
    »Ja, Ser.«
    Das Quietschen vor der Schuppentür unterbrach das Gespräch.
    »Dylert! Der Wagen steht bereit. Ich habe eine lange Fahrt vor mir«, rief Erastus.
    »Dann laden wir sogleich auf«, erwiderte der Sägemeister, bevor er auf Cerryl hinunterblickte. Er musste schon nicht mehr so weit hinuntersehen wie noch im letzten Herbst. »Du kannst den Handkarren nehmen. Hol die besten zehn Goldeichenbretter aus dem zweiten Schuppen. Du hast ein gutes Auge. Er bekommt die besten von der zweiten Wahl. Verstanden?«
    »Ja, Ser.«
    »Lauf erst zu Brental und sag ihm, dass ich komme, sobald Erastus weg ist. Dann holst du die Bretter.«
    »Ja, Ser.«
    »Gut.« Dylert lächelte. »Hinaus mit dir.«
    Cerryl huschte hinaus aus dem Schuppen und in die Mühle. Am liebsten hätte er vor Erleichterung geseufzt, während er über den Weg rannte, um Brental die Nachricht zu überbringen. Dylert hatte ihm nicht verboten, die Buchstaben zu lernen, und er hatte ihn nicht zu einer Lüge gezwungen.

 
XIV
     
    I m Hintergrund hörte Cerryl beide Mühlräder rumpeln und schlagen. Das Wasser rauschte das Mühlgerinne hinunter. Er saß mit der Bürste in der Hand im Schatten. Weder die gelegentliche Brise noch der Schatten konnten ihn an diesem heißen Nachmittag vom Schwitzen abhalten und auch die Fliegen nicht, die um ihn herum summten und es vornehmlich auf seinen Nacken abgesehen hatten. Abwesend wischte er eines der lästigen Biester beiseite, es kam jedoch sogleich zurück.
    Cerryl sah auf, als der Lärm der Säge ertönte, er ließ jedoch die harte Bürste nicht los, die er zum Saubermachen des Ochsenjoches brauchte. Das Joch zu schrubben war eine langwierige und vor allen Dingen langweilige Arbeit: Er musste Schmutz und Staub herausbürsten und durfte dabei auf keinen Fall das Holz zerkratzen.
    In der Mühle am anderen Ende des Hauptganges waren Brental, Viental und Dylert gerade mit dem ersten von mehreren Arbeitsgängen beschäftigt, um einen Kiefernholzstamm zu zersägen. Auf der einen Seite überprüfte Brental die Walzen, mit deren Hilfe der Stamm der Säge zugeführt wurde. Der Stamm ruhte auf einem Schlitten, der vom oberen, kleineren Mühlrad gezogen wurde. Auf der anderen Seite stand Dylert und überwachte alles, eine Hand auf der Schlittenbremse und die andere auf dem Kupplungshebel. Viental schob den Stamm nach jedem Durchgang zurück und verstellte den

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