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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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hundert Ellen vom Ofen aß und schlief.«
    »Suchten sie? Warum?«
    »Wen sonst. Weiße Lanzenreiter … das sind gemeine Kerle, Cerryl. Halt dich fern von ihnen, ganz gleich, was geschieht.«
    Ein Schauder durchlief Cerryl, als er an den Tag dachte, an dem er die Weißen Lanzenreiter in Howlett beobachtet hatte. Sie hatten wirklich böse ausgesehen.
    »Die Magier … sind Magier, aber die Lanzenreiter sind Mörder ohne Seelen, nicht besser als die alten Schwarzen Dämonen der Westhörner.« Syodor zog sich am Kinn. »Vielleicht sogar noch schlechter, nach dem, was man so hört … Nun, mein Junge, ich muss jetzt gehen, möchte hier weg sein, bevor der Regen aufhört. Will nicht, dass sie mein Bild im Glas sehen, nicht zusammen mit den Büchern.« Syodor klopfte Cerryl mit seiner großen Hand auf die Schulter. »Wir kommen, so oft wir können. Das weißt du doch, Junge, oder?«
    »Das weiß ich.« Cerryl schluckte. »Das weiß ich, Onkel.«
    »Jetzt geh.«
    Cerryl stand unter der dunklen Eiche und sah Syodor nach, bis er im Nebel verschwunden war. Dann ging er langsam zurück zu seiner Kammer.
    Im dunklen Zimmer schlug Cerryl das Tuch zurück, er war froh, dass er im Dunkeln besser sehen konnte als die meisten anderen. Es waren zwei schmale Bücher, gebunden in abgegriffenes dunkles Leder. Seine Augen füllten sich mit Tränen, als er sie betrachtete.
    Dann runzelte er die Stirn. Zwischen den Büchern entdeckte er ein kleines, rundes Plättchen aus Weißbronze. Er drehte es um. Zwei raue Stellen auf der Rückseite des Metalls wiesen darauf hin, dass einst wohl so etwas wie eine Klammer daran befestigt gewesen sein musste.
    Bis auf den etwas stärkeren Rand war das Plättchen, das einen Durchmesser von etwa einer halben Handspanne besaß, gleichmäßig dick gearbeitet und fühlte sich glatt an. Cerryl betrachtete es lange Zeit in der Dunkelheit.
    Schließlich nickte er. Die Verzierung war aus zwei verschiedenen Metallteilen gearbeitet worden, die passgenau aneinandergelegt worden waren, so genau, dass man die Verbindungsstellen nicht ausmachen konnte. Man konnte sie nur erkennen, wenn man sie mit mehr als nur den Augen betrachtete.
    Die Bücher wanderten hinter das Brett, hinter dem er bereits das mitgebrachte Buch versteckt hatte, aber das Plättchen behielt er. Seine Finger schmiegten sich darum herum, als er sich aufs Bett legte und in einen unruhigen Schlaf fiel.

 
XI
     
    E ine Brise wehte über die Veranda und brachte den Duft von Spätapfelblüten und von frisch umgegrabener Erde im Garten südwestlich des Hauses mit sich, aber auch den weniger angenehmen Geruch des Pferdemistes, den Cerryl den ganzen Morgen schon aus dem Stall geschafft hatte.
    Cerryl saß auf den Steinstufen der Veranda und blickte nach Osten, vermutlich in Richtung Lydiar. Die weiter entfernten Hügel verschwanden bereits in der anbrechenden Abenddämmerung.
    »Was machst du in der Mühle, Cerryl?«, fragte Erhana von der Bank hinter ihm.
    »Alles, was gerade anfällt. Du hast mich doch mit der Schaufel und dem Mist gesehen.« Cerryls Haar klebte noch immer nass an seinem Schädel und seine Unterarme juckten, obwohl er sie vor dem Abendessen mit kaltem Wasser abgewaschen hatte. Ohne die allabendlichen Waschungen vor dem Essen, so hatte er herausgefunden, blühte ein hässlicher, roter Ausschlag auf seinen Armen. Wenn er im Stall gearbeitet hatte, musste er sich unbedingt waschen, beinahe am ganzen Körper.
    »Papa … äh Vater – Siglinda meint, ich soll ›Vater‹ sagen – Vater lässt mich nicht in die Mühle. Brental durfte schon hinein, da war er jünger als ich.«
    »Brental wird die Mühle schließlich einmal übernehmen.«
    »Das würde ich gar nicht wollen.« Erhana hob leicht den Kopf. Cerryl wusste es, ohne dass er sich umdrehen musste. »Ich werde einmal einen reichen Mann heiraten und in einem feinen Haus in Lydiar leben.« Ihre Stimme wurde leiser. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, was du wirklich in der Mühle tust.«
    »Ich fege den Boden, schichte Holz auf, trage Dinge umher, säubere die Sägegrube. Brental bringt mir jetzt auch bei, wie man mit den Ochsen umgeht.« Er hielt inne, dann drehte er den Kopf, um das dunkelhaarige Mädchen anzusehen, und fragte: »Was machst du immer mit der feinen Dame im Arbeitszimmer?«
    »Sie ist – sie ist keine feine Dame. Das ist Siglinda, sie gibt mir Unterricht.« Erhana warf den Kopf zurück und lächelte herablassend. »Ich lerne die Buchstaben.«
    »Oh?«
    »Buchstaben

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