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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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keinen eigenen Herd, um das Wasser zu erhitzen. Er schauderte erneut, als ein Windstoß durch den Hinterhof fuhr.
    Cerryl runzelte die Stirn. Im Herd brannte Feuer. Im Chaos auch. Das wusste er, er hatte die Wärme gespürt und gesehen.
    In Gedanken versunken starrte er auf den Eimer und das Eis darin, als wäre es ein Spähglas. Er versuchte sich das Gefühl des Weißen Feuers ins Gedächtnis zu rufen, das die Bücher bei ihm hervorriefen – und das er bei dem abtrünnigen Weißen Magier beobachtet hatte.
    Plötzlich hielt er inne, hob den Eimer auf und ging damit in seine Kammer. Sollte es ihm wirklich gelingen, das Wasser zu erhitzen, würde er sich keinen Gefallen tun, wenn er es der ganzen Welt vorführte – oder Tellis, der ohnehin etwas ängstlich war, wenn die Sprache auf die Weißen Magier kam. Der Sohn eines Weißen? Einerseits kaum zu glauben, andererseits … aber ohne weiteres vorstellbar.
    Im Zimmer angelangt, konzentrierte sich Cerryl auf das Wasser. Er spürte eine Flamme – ein winziges Weißes Feuer erschien über dem Eimer –, aber wenn er es zum Wasser führte, verschwand es. Was war im Wasser enthalten? Ordnung?
    Cerryl schüttelte den Kopf. Ein echtes Feuer enthielt Chaos und damit konnte man Wasser erhitzen.
    »Du Dummkopf«, murmelte er. »Eine Fackel kann man auch nicht ins Wasser tauchen, ohne sie zu löschen.« Oder den brennenden Holzsplitter zum Anzünden von Schießpulver einfach in einen Krug Wasser werfen. Wie aber konnte er das Wasser nun erhitzen? Wenn er das Feuer unter den Eimer führte, verbrannte das Holz und die Rußspuren würden Beryal und besonders Tellis zu unangenehmen Fragen veranlassen.
    Er sah sich in seiner kleinen Kammer um und sein Blick fiel auf den einfachen Messingkerzenständer. Mit dem Taschenmesser schnitt er ein kurzes Stück der Schnur ab, die er immer in der Hosentasche trug, dann tauchte er die Schnur zur Hälfte ins kalte Wasser und ließ die andere Hälfte über den Rand hängen. Er nahm die Kerze aus dem Halter und legte sie aufs Bett, den Messingständer stellte er auf den Steinfußboden neben den Holzeimer.
    Cerryl schluckte. Würde sein Plan gelingen?
    Er umhüllte das Messing mit Chaos, so lange bis die Hitze das Messing fast abblättern ließ. Dann schlang er die nasse Schnur um das Metall und hob damit den Kerzenständer ins Wasser. Zischend stieg eine Dampfwolke aus dem Eimer.
    Sein Kopf schmerzte … auch wenn er das Wasser nur lauwarm erhitzt hatte, hatte es ihn gehörige Anstrengung gekostet. Cerryl räusperte sich. Er hatte unter einer derartigen Anspannung gestanden, dass er beinahe vergessen hätte zu atmen, wodurch sein Hals ganz rau geworden war.
    Er tauchte den Waschlappen ins Wasser und wusch sich. Selbst mit dem nur lauwarmen Wasser wusch es sich schon angenehmer, und wenn er ein wenig übte, würde er sicher geschickter werden, so wie beim Schreiben.
    Übung … sollte er es wagen?
    Er schluckte und sah auf den Wasserdampf, der in die eiskalte Luft stieg. Langsam fischte Cerryl den Kerzenständer – das Metall war nun angelaufen – aus dem Eimer und stellte ihn zurück auf den Tisch.
    Er musste sich eine bessere Methode ausdenken. Das Messing würde die Hitze nicht lange aushalten. Er massierte sich die Stirn. Und sein Kopf auch nicht.
    Mit einem Seufzer stieg er in seine Hose, schnell, denn wenn er nicht bald zum Frühstück ginge, würden Beryal oder Tellis bestimmt an die Tür klopfen.
    Er ließ die Tür zu seiner Kammer nur angelehnt und hoffte, dass der kalte Wind den Geruch von heißem Metall und Chaos hinauswehen würde; dann lief er schnell über den Hof.
    Dennoch … mit warmem Wasser wusch es sich viel angenehmer als mit eiskaltem – bedeutend angenehmer.

 
XXXV
     
    … u nd als sie die öde Insel Recluce erreicht hatten, meuchelte Creslin, der Schwarze, all jene aus der Garnison des Herzogs, die ihm nicht bedingungslose Treue schwören wollten; die wenigen anderen legte er in die Ketten der dunklen Ordnung.
    Als die teuflische Tat vollbracht war, tauchten noch mehr dunkle Magier aus den Schatten auf und stellten sich hinter Creslin; Düsternis verdunkelte selbst die Sonne.
    Eine Hand voll treuer Schwertkämpfer erkannte die Macht Creslins und die Dunkelheit, die ihn und die gesichtslosen Schwarzen umgab; und sie schworen einen mutigen Eid: nämlich sich dem Bösen zu widersetzen und Recluce in den Schoß der Weißen zurückzubringen, der Insel zu Frieden und Wohlstand zu verhelfen.
    Megaera, die Gerissene, salbte

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