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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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festgebunden, sodass niemand den Titel des Buches sehen konnte. Cerryl nahm das Bündel vorsichtig in die Hand und wünschte, er könnte sich das Buch ansehen … Er hätte zu gern gewusst, um was es sich bei den wundersamen Erzählungen handelte. Grüne Engel? Er hatte von den Schwarzen Engeln von Westwind gehört, aber noch nie von grünen Engeln.
    »Du gehst schnurstracks dorthin und kommst gleich zurück. Hörst du?«
    »Ja, Ser. Schnurstracks zu Meister Muneat. Das erste Haus hinter dem Marktplatz auf der gegenüberliegenden Seite. Ein Springbrunnen mit zwei Vögeln.«
    »Gut …«
    Cerryl verbeugte sich und umschloss den eingepackten Band vorsichtig mit beiden Händen; Tellis bewegte sich nicht, als Cerryl zur Tür hinausging.
    Draußen war es kalt, aber die helle Sonne wärmte Cerryl ein wenig, während er die Gasse der niederen Handwerker hinunterging. Die Läden der Weberei waren noch geschlossen, der große Webstuhl rumpelte jedoch schon, wie Cerryl im Vorbeigehen hörte.
    Fasses Tür stand angelehnt und ein Wagen parkte am Randstein davor, ein Fuhrmann stand daneben. Wurde ein Schrank abgeholt? Wer besaß so viel Geld – außer den Herzögen oder Vicomtes?
    Cerryl bog in die Hauptstraße ein, ging an der Herberge vorbei – wo es nach frisch gebackenem Brot duftete – und am Stall; dort roch es nach dem Heu, das neben der Stalltür in Ballen gestapelt war. Heu? Noch vor dem Frühjahr? War es über den Winter irgendwo gelagert worden?
    Drei Kutschen standen vor der Getreidebörse, die Kutscher hatten sich beim mittleren Wagen versammelt.
    »Guten Morgen, Junge!«, rief der Ältere der drei.
    »Guten Morgen, Ser.« Die Sonne wärmte Cerryls Gesicht und der Junge lächelte, als er die Straße der Juweliere entlang lief – die Eisentüren waren alle noch geschlossen. Aus dem letzten Geschäft vor dem Platz strömte jedoch schon der Geruch von heißem Metall. Auf dem Marktplatz standen bereits viele bunte Karren, doch nur wenige Käufer waren bislang erschienen.
    Cerryl verlangsamte den Schritt beim Überqueren des Platzes. Das erste Haus auf der gegenüberliegenden Seite … Vor einem schmiedeeisernen Tor blieb er stehen; er sah ein großes Rasenstück, das eingerahmt wurde von Büschen, die an der Wand entlang wuchsen; durchbrochen wurde der gepflegte Rasen von einem Steinweg, der geradewegs zu einem Springbrunnen führte – ein Springbrunnen, auf dem zwei Vögel zu beiden Seiten des Wasserstrahls am Rande des Beckens saßen. Zwei Vögel, hatte Tellis gesagt.
    Cerryl sah sich das Haus genauer an. Der Weg führte um den Springbrunnen herum und endete an der hohen Eingangstür aus polierter Roteiche; die Tür war mit Eisen beschlagen, wurde umrahmt von Steinsäulen und durch ein Dach geschützt. Als er die Häuser das erste Mal gesehen hatte, hatte er nur einstöckige Gebäude vermutet. Seine Vermutung war falsch gewesen, jedoch nur, weil die Häuser viel, viel breiter waren, als auf den ersten Blick angenommen. Das Haus vor ihm schien nur einstöckig zu sein, aber dieses eine Stockwerk maß bestimmt zweimal die Höhe der Werkstätten entlang der Gasse der niederen Handwerker.
    Die Fensterläden standen offen und gaben den Blick frei auf richtiges Fensterglas; mindestens zehn Fenster reihten sich zu beiden Seiten des Eingangs aneinander, jedes davon bestand aus Dutzenden von karoförmigen Scheiben, die in der Morgensonne glitzerten und silberne Lichtstrahlen über den tiefgrünen Rasen warfen, der den Vorgarten des Hauses – oder besser: des kleinen Palastes – schmückte.
    Links und rechts von dem gepflegten Steinweg hatte jemand rechteckige Blumenbeete angelegt: dunkelgrüne Pflanzen mit zarten weißen Blüten wuchsen darauf. Blumenduft verschiedenster Art – Düfte, die er noch nie gerochen hatte – erfüllte die Morgenluft, obwohl er keine Blumen sehen konnte.
    Schließlich atmete Cerryl tief ein und trat durchs Tor; langsam ging er den Weg entlang. Tellis hatte gesagt, er solle die Vordertür benutzen, und darauf hielt er jetzt zu.
    Ein paar Wassertropfen trafen sein Gesicht, als er am Springbrunnen vorbeikam, und er nahm das Buch in die linke Hand, um es vor dem Wasser zu schützen.
    Dann stand er im Schatten der von Säulen eingefassten Vorhalle – der Eingangsbereich war so groß, dass er sich winzig klein vorkam –, hob den schweren, glänzenden Messingklopfer und ließ ihn los.
    Das laute Klopfen auf die Metallplatte hallte durch die morgendliche Stille. Cerryl wartete.
    Ein grauhaariger

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