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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sich mit duftenden Essenzen und verzauberte die Schwertkämpfer; unter ihrem Bann enthüllten sie ihre Gesinnung und Treue zum Herzog von Montgren und zum Weißen Weg der Wahrheit und Megaera lachte nur.
    Sie traf sie mit all ihrer Macht und verbrannte die Treuen; alle Fragenden wollte sie glauben machen, dass die treue Anhängerschaft der Weiße sich auf sie zu stürzen versucht und sie allein ihre Tugend verteidigt hatte.
    Creslin und die dunklen Magier erklärten dies zur Wahrheit und so wurde es niedergeschrieben; nur nicht in den wahren Aufzeichnungen der Gilde …
    D IE F ARBEN DER W EISSE
    (Handbuch der Gilde von Fairhaven)
    Vorwort

 
XXXVI
     
    C erryl prüfte die Tinte, legte die Federkiele bereit und schlug das dünne Buch mit dem abgegriffenen Ledereinband auf, das Tellis ihm vor zwei Tagen gegeben hatte. Dieses Buch war nicht nur viel kürzer als das Gesetzbuch des Handels, das er und Tellis für einen Händler an der Getreidebörse abgeschrieben hatten, Die Wissenschaft der Messung und Berechnung ließ die Geschichte Candars geradezu zum Lesevergnügen werden.
    Cerryl warf einen Blick in den Ausstellungsraum und fragte sich, wo Tellis wohl sein mochte und ob er die Vordertür öffnen sollte – oder zumindest die Läden. Der Meisterschreiber hatte schon nicht am Frühstückstisch gesessen, als Cerryl seinen Haferschleim gegessen hatte; Beryal hatte nichts gesagt, sie hatte Cerryl nur gedrängelt, damit er schnell mit der Arbeit beginnen konnte.
    »Mach die Läden auf!«, tönte Tellis’ Stimme krächzend durch den Ausstellungsraum.
    Cerryl legte die Messung auf den Vorlagenhalter und beeilte sich, dem Befehl nachzukommen.
    Tellis schleppte sich zum Arbeitstisch und ließ sich auf den Hocker fallen. Mühsam erhob er sich wieder – jede Bewegung schien ihm Schmerzen zu bereiten – und schlurfte zur Vitrine im Vorraum, sperrte eine Tür auf und holte etwas heraus. Dann schleppte er sich zurück an seinen Arbeitstisch und sah mürrisch auf den ausgebleichten grünen Samt, der um ein dünnes Buch geschlagen war.
    »Kann ich noch etwas für Euch tun, Ser?«
    »Du musst sogar. Habe es versprochen … Ich würde es ja selbst tun, aber dieser Bauchfluss …« Tellis hustete, dann hielt er sich den Kopf und schloss die Augen.
    »Überlasst es nur mir, Ser«, sagte Cerryl und betrachtete dabei den grünen Samt.
    »Ich weiß. Auf dich kann ich mich verlassen.« Tellis massierte seine Schläfen und sah dann auf. »Meister Muneat braucht es so bald wie möglich.« Cerryl ging zum Arbeitstisch. Ein dünner Band in grünem Leder lag auf einem Stück grünem Samtstoff. Er wusste, dass Tellis an dem Buch geschrieben hatte, doch es hatte zu den Sachen gehört, die der Schreiber Cerryl vorenthalten hatte.
    »Schlag es nicht auf.«
    »Aber was ist es … wenn ich fragen darf, Ser?«
    »Es ist … Poesie … einer ganz besonderen Art.« Tellis wurde rot.
    »Oh …«
    »Es heißt Der Grüne Engel – Wundersame Erzählungen. Warum, weiß ich auch nicht.« Tellis hustete und würgte, dann richtete er sich auf. »Muneat, er braucht es … aber es ging nicht so schnell, wie ich dachte … kann doch nicht zwei Goldstücke ablehnen für ein Buch mit weniger als achtzig Seiten …«
    Zwei Goldstücke?
    »Ich habe es versprochen und es muss geliefert werden.« Tellis sah Cerryl an. »Du kannst es ihm doch bringen, oder nicht?«
    »Ja, Ser … äh … wohin?«
    »Zu Meister Muneat. Kennst du die Häuser bei der Börse? Hinter der Straße der Juweliere?« Tellis versuchte, sich zu räuspern.
    »Ja, Ser, gleich hinter dem Marktplatz?«
    »Seines ist das erste Haus auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes, das allererste. Im vorderen Hof steht ein Springbrunnen mit zwei Vögeln. Du klopfst an die Vordertür.« Tellis hielt inne und schluckte schwer. »Dieses Buch musst du Meister Muneat persönlich übergeben. Er ist klein, nicht viel größer als du, und er trägt einen buschigen weißen Schnurrbart. Ansonsten ist er fast kahl.«
    »Was …«
    »Wer auch immer die Tür öffnet, du sagst, dass du das Buch nur an Meister Muneat übergeben darfst, nur an ihn allein, und dass du wartest – oder wiederkommst, wann immer er es wünscht. Sei so höflich wie immer, aber gib es nur ihm – oder bring es zurück.«
    »Ja, Ser.«
    »Und zieh deine gute Tunika über. Geh, zieh dich an und komm wieder hierher.«
    Als Cerryl zurückkam, hatte Tellis den Band wieder in den Samt eingeschlagen und mit dünnen Pergamentstreifen

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