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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Mann, gekleidet in eine grüne Tunika und passende Hose, öffnete die Tür. »Lieferanten zur Hintertür, bitte.«
    »Meister Tellis hat mir aufgetragen, dies hier Meister Muneat zu übergeben, nur an ihn persönlich.«
    »Ich nehme es für ihn, Junge.« Der Diener lächelte wohlwollend.
    »Nein, Ser. Ich gebe es nur ihm persönlich. Ich kann auch warten, wenn Ihr es wünscht. Oder wiederkommen.«
    Der Mann in Grün runzelte die Stirn. »Warte.« Dann schlug er die Tür zu.
    Cerryl trat von einem Fuß auf den anderen. Die Sonne wärmte ihm Rücken und Beine.
    Schließlich wurde die Tür wieder geöffnet und der Diener sah auf Cerryl hinab. »Meister Tellis, hast du gesagt?«
    »Ja, Ser. Der Schreiber.«
    Ein leises Lächeln spiegelte sich auf den Lippen des Dieners. »Ich heiße Shallis und bin kein Ser. Ich bin der Hausseneschall.« Er öffnete die Tür und trat zurück. »Du sollst hereinkommen und hier im Foyer warten.«
    Cerryl ging hinein. Die Decke des Foyers war hoch, mindestens zweimal so hoch wie der Ausstellungsraum in Tellis’ Werkstatt; polierte, dunkle Holzplanken spannten sich zwischen den Granitsäulen. Die Fundamente der Säulen glänzten rosa, sie waren so glatt, dass sie in dem Licht schimmerten, das durch die offene Tür drang.
    »Du kannst dich auf die Bank hier setzen.« Shallis schloss die Tür und deutete auf eine Bank aus Weißeiche mit einer niedrigen Lehne, die vor einer hüfthohen Wandtäfelung aus rosafarbenem Marmor stand. Shallis’ Augen musterten Cerryls Stiefel. Dann nickte er. »Meister Muneat wird dich empfangen, sobald er kann.«
    »Danke.« Cerryl wusste nicht, was er sonst noch hätte sagen können. Er setzte sich auf die Vorderkante der Bank und Shallis ging durch den Bogengang ins eigentliche Haus.
    Cerryls Augen folgten dem Seneschall und saugten alles auf, was sie von den Räumlichkeiten hinter dem Foyer erhaschen konnten: eine Eingangshalle, größer als der Wohnraum in Tellis’ Haus und sogar noch größer als die Küche bei Dylert.
    Der Bogen, den er von der Bank aus sehen konnte, war mit blauem Stoff verkleidet, dessen feiner Faltenwurf im Licht, das durch die verborgenen Fenster einfiel, schimmerte. Der Boden der Eingangshalle bestand aus polierten, ineinander verschachtelten Marmorquadraten, die so glatt und sauber wirkten, dass Cerryl sich nicht getraut hätte, darauf zu gehen.
    Ein Porträt in einem vergoldeten Rahmen hing an der Wand. Cerryl konnte nur erkennen, dass es einen weißhaarigen Mann in einem weißen Hemd darstellte, er trug eine blaue, kurze Jacke und eine dunkle Hose. Zu beiden Seiten des Gemäldes waren Lampen in blank polierten Bronzehaltern angebracht. Selbst die Simse, auf denen die Lampen standen, glänzten.
    Der Blumenduft drängte sich im Foyer noch mehr auf als draußen und erinnerte Cerryl an Dyellas Gärten über der Mühle. Cerryl setzte sich wieder gerade hin und blickte auf das in Samt eingeschlagene Buch.
    Ein leises Rascheln drang an seine Ohren und seine Augen wanderten zurück zur Eingangshalle, wo eine ausnehmend schlanke Frau den Marmorboden überquerte und durch den Bogengang einen Raum rechts von der Eingangshalle betrat. Ihr Kleid – sie trug keine Tunika und Hose, sondern ein eng anliegendes Kleid – schimmerte tiefrot im indirekten Licht. Cerryl dachte, er hätte Silberkämme in dunklem Haar gesehen, aber sie bewegte sich so flink und anmutig, dass er sich nicht sicher war.
    Ein anderer Duft, Sommerfrüchte mit Rosen vermischt, schwebte an ihm vorbei und verflog.
    Cerryl schluckte, er hörte Schritte auf dem Marmor. Eine kleine Gestalt in Tiefblau – sogar die Lederstiefel glänzten blau – schritt durch das Foyer auf ihn zu. Der Mann trug ein glänzendes, weißes Seidenhemd, eine lange Jacke darüber und eine dazu passende Hose aus tiefblauem Samt. Der kahle Kopf, das Silberhaar und der weiße Schnurrbart wiesen darauf hin, dass sich Meister Muneat näherte, und der Lehrling sprang rasch auf. Hinter Muneat folgte der Seneschall mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Mein Junge … Shallis sagte, du kämst von Meister Tellis.« Ein überraschend schüchternes Lachen erheiterte das breite und fleischige Gesicht.
    »Ja, Ser. Meister Tellis schickt mich, um Euch dies zu übergeben.« Cerryl übergab das Samtbündel. »Er sagte, ich dürfte es nur in Eure Hände legen.«
    »Nur in meine Hände, ha!« Muneat lachte und nahm das Buch. »Meine Hand. Würden doch nur andere meine Hände mit solchem Respekt behandeln.«
    Cerryl wusste nicht,

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