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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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zum Hoftor, davon überzeugt, dass er Pattera dort entdecken würde. Nichts bewegte sich. Cerryl runzelte die Stirn. Wurde er beobachtet?
    Dann drehte er sich um und blickte zum Haus, aber niemand stand in der Tür zum Wohnraum. Er schaute wieder zum Tor und dann zur Seitentür, die zu Tellis’ und Benthanns Zimmer führte. Die Türen waren alle geschlossen und das Tor verlassen.
    Langsam trottete Cerryl zu seiner Kammer. Das Gefühl, dass er beobachtet wurde, ließ ihn nicht los, auch als er die Tür öffnete. Das Zimmer war leer.
    So schnell wie es gekommen war, verschwand dieses Gefühl jedoch auch wieder. Cerryl durchlief ein Schauder, als er die Tür verriegelte.
    Die Kälte in seinen Knochen ließ ihn jeden Gedanken an Schlaf vergessen. Er überprüfte die Fenster – fest verschlossen. Dann holte Cerryl fast verstohlen das Spähglas hinter dem Holzbrett hervor, das er gelockert hatte, die Bücher ließ er dahinter.
    Sollte er? Er blickte hinein in das silbern umrahmte Glas und sah das schmale Gesicht eines Jugendlichen, das lediglich den Ansatz eines Bartes zeigte – wenn überhaupt. Noch nicht einmal ein Mann … Warum wollte er das Glas überhaupt benutzen? Seine Augen wanderten zum verschlossenen Fenster. Irgendetwas musste er ja schließlich tun. Er bekam immer mehr das Gefühl, dass die anderen ihn drängten, ihn führten, dass alle anderen die Antworten wussten und er immer weniger bestimmen konnte, je älter er wurde.
    Cerryl sah wieder ins Glas, dann runzelte er die Stirn. Sollte er es wagen? Oder doch nicht? War es das Mädchen mit den rotblonden Haaren? Oder die Rothaarige?
    Er hätte das Mädchen mit den grünen Augen längst vergessen sollen und doch dachte er immer noch an sie. Warum? Ein Schreiberlehrling sollte nicht einmal im Entferntesten an eine Gemahlin denken.
    »Gemahlin?«, murmelte Cerryl halblaut. Welch törichte Vorstellung! Er konnte nicht einmal ernsthaft daran denken, ein Weißer Magier zu werden, trotz seines Talents und seiner heimlichen Studien. Er konnte sich nicht einmal Hoffnung auf Reichtum machen, wie er ihn bei Muneat gesehen hatte.
    Er schob diese Gedanken beiseite, schluckte und blickte in den Spiegel. Cerryl konzentrierte sich und plötzlich waberte weißer Nebel und lichtete sich.
    Die junge Frau saß an einem Schreibtisch, einem Goldeichentisch, in einem kleinen Raum. Die Wände waren mit grüner Seide verhangen und hinter der Frau stand ein hohes Bett, auf dem sich blaugrüne Seidenkissen türmten. Die geölten Fensterläden aus Goldeiche waren geschlossen.
    Mit dem Federkiel in der Hand betrachtete sie das Geschriebene. Dann stellte sie die Feder in den Halter. Plötzlich hielt sie inne und runzelte die Stirn.
    Sie war älter geworden, stellte Cerryl fest. Er selbst war es schließlich auch. Sie blickte fragend auf, ihre Augen wanderten suchend durch den Raum.
    Sie stand auf und ging zum Fenster, dort drehte sie sich um und ihr Blick fiel auf das Glas an der Wand.
    Blitzschnell ließ Cerryl von dem Glas ab. Sie hatte gewusst, dass sie beobachtet wurde, aber wie?
    Das Glas strahlte Wärme aus, als hätte jemand Chaos-Feuer darauf geschleudert, gerade in dem Moment, als er seine Augen abgewendet hatte. Er wischte sich über die Stirn und fühlte sich plötzlich noch müder.
    Rasch, als fürchtete Cerryl, noch von anderen Spähern beobachtet zu werden, steckte er den Spiegel zurück ins Versteck. Dann atmete er tief durch, erleichtert, dass das Gefühl der Beobachtung nicht wiederkehrte. Dieses Mal war er davongekommen.
    Dieses Mal, ermahnte ihn eine leise Stimme in seinem Kopf. Dieses Mal noch.
    Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen zog er die Stiefel aus und legte sich aufs Bett; sobald er sich ausgestreckt hatte, fielen ihm auch schon die Augen zu.
    Bereits im nächsten Augenblick schritt er durch einen Raum mit hoher, gewölbter Decke, durch eine Halle genaugenommen, die Decke wurde von kannelierten weißen Steinsäulen gestützt. Der Raum schien leer zu sein und war es doch nicht.
    »Du … du gehörst nicht hierher, Schreiberlehrling. Er wird dich zu Asche verwandeln, wenn du bleibst.«
    Die Stimme klang erotisch, aber Cerryl konnte das Gesicht nicht erkennen. Er drehte sich um, doch neben ihm stand niemand.
    »Mich können sie nicht sehen, nicht, wenn ich es nicht will. Die Weißen kontrollieren das Licht, musst du wissen. Wenn du etwas taugen würdest, könntest du es auch. Im Ansatz jedenfalls.« Das unsichtbare Lachen klang grausam, Cerryl kannte es von

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