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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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irgendwoher.
    Er hörte ein dumpfes Pochen.
    »Komm schon, du schläfriger Lehrling. Das Abendessen ist fertig!«
    Cerryl kämpfte sich durch den weißlichen Nebel. War ihm die rothaarige Weiße Magierin wirklich im Traum erschienen? Gesehen hatte er sie nicht, aber die Stimme hatte ihr gehört. Wie hätte er so eine Stimme vergessen können? Er schauderte.
    »Cerryl!«
    »Ich komme«, krächzte er. »Ich komme schon.« Sein Kopf fühlte sich an, als hätte man ihn in die Stockpresse gequetscht.
    »Wird auch Zeit.« Benthanns Stimme entfernte sich, als Cerryl sich aufraffte und seine Stiefel anzog.
    Er stand auf und taumelte beinahe, als ihn der Kopfschmerz überkam. Er nahm sich zusammen und ging hinüber in den Wohnraum.
    »Hast du ein Nickerchen gemacht?« Tellis blickte auf von der Burkha, die auf seinem Teller dampfte.
    »Ja, Ser. Ihr hattet Recht. Ich war wirklich müde.« Cerryl ließ sich auf seinem Ende der Bank nieder, vorsichtig, um Beryal nicht zu nahe zu kommen. Er brach sich einen Kanten Schwarzbrot ab und legte ihn auf den Tellerrand. Mit der Schöpfkelle bediente er sich aus dem Topf mit dem scharfen, braunen Minzeintopf. »Riecht gut.«
    »Tut es doch immer und du sagst es auch immer.« Beryal lachte.
    Der Lehrling zuckte mit den Schultern und schaufelte sich einen Mund voll Eintopf mit Brot in den Rachen. Er versuchte, nicht zu sehr zu schlingen.
    »Der Sommer wird bald kommen, der richtige Sommer«, brummte Tellis und nahm sich noch von der Burkha.
    »Es war heute schon richtig heiß«, meinte Cerryl. Er trank einen kräftigen Schluck Wasser und staunte wie so oft darüber, dass das Wasser in Fairhaven trinkbar war.
    »In einem Achttag wird es noch heißer sein. Dann treiben sich alle Leute nur noch auf den Straßen herum.« Beryal schnaubte. »Zu heiß, um im Haus zu bleiben.«
    »Ich war heute Nachmittag im Hof und ich bin mir ganz sicher, dass mich jemand beobachtet hat.« Benthann wandte sich zu Beryal. »Tellis und Cerryl arbeiteten im Haus und du warst auf dem Markt. Als ich auf die Gasse ging, war keiner zu sehen.« Sie runzelte die Stirn. »Es war nicht das erste Mal, ich hatte schon öfter das Gefühl im letzten Achttag.«
    »Ich könnte schwören, dass ich letzte Nacht jemanden in der hinteren Gasse gehört habe.« Beryals Augen wanderten vom Teller zu Cerryl. »Hast du nichts gehört?«
    »Ich bin über dem Geschichtsbuch eingeschlafen.« Cerryl lächelte verlegen und schlug die Augen nieder. Schon mehr als einmal war er wirklich über diesem Buch eingeschlafen.
    »Junge …« Tellis räusperte sich.
    »Auch der pflichtbewussteste Lehrling kann sich nicht immer über diesen angestaubten Büchern wach halten.« Benthann lachte. »Das beweist schließlich, dass er ein ganz normaler Junge ist.«
    »Das ist er, ganz recht.« Ein kleines Lächeln umspielte Beryals Lippen.
    Cerryl wurde rot.
    Benthann lachte.
    »Ein Schreiber schläft nicht über Büchern ein«, bemerkte Tellis scharf, »ganz gleich ob normal oder nicht.«
    »Du bist ein Spielverderber.« Benthann zog einen Schmollmund.
    »Iss«, befahl Beryal.
    Cerryl folgte der Anweisung, zum einen, weil es einfacher war, besonders mit diesen Kopfschmerzen, und zum anderen, weil er noch immer Hunger hatte.
    Nach dem Abendessen zogen sich Tellis und Benthann in ihre Kammer zurück. Cerryl half Beryal in der Küche, mit den Gedanken war er jedoch immer noch bei dem Mädchen im Spiegel und der Macht, die sie beinahe durch das Glas auf ihn geschleudert hätte. Danach überquerte er den Hof, ging durchs Tor und auf die Straße. Das Mädchen – eigentlich war sie schon eine Frau – oder ihre Familie musste wohlhabend sein, doch nicht so reich wie Muneat, vermutete Cerryl. Muss man denn all das Geld besitzen, all die Seide?
    Muss man denn unbedingt das Chaos beherrschen? Er lachte leise über seine eigene Frage, während er in die nächste Straße einbog.
    Durch die Dämmerung schlenderte er zum Platz der Handwerker und Cerryl fühlte ein Augenpaar auf sich gerichtet. Er sah sich nicht um, da er wusste, er würde niemanden sehen, und versuchte das Kribbeln im Nacken und die pochenden Kopfschmerzen zu vergessen.
    »Cerryl!« Pattera platzte aus der Tür zur Weberei. »Wo bist du in den letzten Achttagen gewesen?«
    »Meister Tellis hat einen großen Auftrag von … einen großen Auftrag erhalten und ich musste die normalen Schreibarbeiten erledigen, zusätzlich zur Hausarbeit.« Cerryl zuckte die Achseln. »Außerdem will er, dass ich die

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