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Die Weiße Ordnung

Titel: Die Weiße Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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bestellt ist. Ich möchte nicht durch ihre Gläser beobachtet werden.«
    »Ihr? Beobachtet? Warum sollten sie das tun?«, fragte Cerryl unschuldig.
    »Wer weiß?« Tellis zuckte die Schultern. »Ich habe nichts zu verbergen, aber in Fairhaven haben selbst die kahlsten Wände Augen. Denk daran, junger Cerryl. Auch wenn du mit deiner Weberfreundin zusammen bist.« Ein breites Grinsen strahlte aus dem Gesicht des Schreibers, bevor er kurz nickte und zum Waschtisch ging.
    »Ja, ja«, stimmte Beryal zu. »Es entgeht ihnen nichts.«
    Cerryl schlang den letzten Bissen Brot hinunter.
    »Und wasch dir die Hände«, fügte Tellis noch hinzu, bevor er in den Arbeitsraum ging, um seine Sachen zusammenzusuchen.
    Cerryl nickte. Saubere Hände und ein langer Arbeitstag … und die Sorge, ob er sich wohl selbst schon verdammt hatte – wie sein Vater.
    Er dachte an das Amulett, das er in seiner Kammer versteckt hielt. Würde er auch so enden? Würde nur die Erinnerung bei einigen wenigen Menschen und ein Stück Gold von ihm übrig bleiben?
    Cerryl trank den bitteren, gelben Tee aus, weil er wusste, dass er die Wärme gut gebrauchen konnte.

 
XLII
     
    A m frühen Nachmittag saß Cerryl am Schragentisch und aß das frisch gebackene Brot, das Beryal für ihn hingestellt hatte. Von dem gelben Laib Käse hatte er sich einige dünne Scheiben abgeschnitten.
    »Tellis wird nicht nach Hause kommen, bevor die Schenken geschlossen sind«, hatte Beryal mit einem Schnauben gemeint, gleich nachdem Tellis am frühen Morgen das Haus verlassen hatte. »Meine Tochter kann sich etwas kochen, wenn sie will. Das Brot und der Käse sind für dich. Ich besuche heute Assurala – die Tochter der Schwester meiner Mutter. Sie wohnt in Ghuarl – das liegt kurz vor Weevett.« Und damit war Beryal hinausmarschiert, noch bevor Cerryl sie hätte fragen können, wie sie dort hingelangte.
    So hatte er also geschrieben, bis seine Finger ganz taub geworden waren, dann war er in die Küche gegangen, um etwas zu essen … und zu trinken. Wenn er sich am Nachmittag Mühe gab, könnte er das Kräuterbuch noch vor dem Abend fertig stellen.
    Ein leichter Wind wehte vom Hinterhof herein durch die Tür, die Cerryl geöffnet hatte, bevor er sich hingesetzt hatte. Der Wind wehte den Duft von Rosen und anderen Blumen ins Zimmer, obwohl im Hof keine Blumen wuchsen. Tellis gab nichts auf solchen Tand.
    Im Hof herrschte Totenstille und die Tür zum Schlafzimmer, das Tellis und Benthann sich teilten, war verschlossen, die Läden neben der Tür standen jedoch offen.
    Cerryl massierte sich mit der linken Hand den steifen Hals. Wenn Tellis nur die Farben der Weiße nicht mitgenommen hätte. Er versuchte die Verspannungen aus Nacken und Schultern wegzumassieren. Wenn er mehr darin lesen könnte, wäre ihm das Buch bestimmt von Nutzen.
    Schließlich stand er auf und trug den Käse zum Küchenschrank und legte das Brot in den großen Brotkasten auf dem Vorratsschrank. Dann ging er hinaus, um sich an der Pumpe zu waschen. Die Sonne schien warm, und wenn er sich draußen wusch, musste er die Schüssel nicht leeren und den Krug im Wohnraum nicht auffüllen.
    Als Cerryl ins Sonnenlicht trat, bemerkte er, wie heiß es geworden war, das Licht stürzte auf ihn ein wie ein warmer Regen, ein Feuerregen. Er blieb stehen und versuchte das Licht zu fühlen.
    Nach einer Weile schluckte er. Das Licht glich dem Chaos-Feuer … und doch auch wieder nicht. Eine Zeit lang badete er im Licht, ließ seine Sinne durch die Lichtstrahlen gleiten.
    Kopfschüttelnd ging er schließlich weiter zur Pumpe. Er wusch sich schnell und richtete sich auf, als er eine Tür hörte. Er sah zum Hoftor, aber niemand zeigte sich.
    »Du hast ja fast geglüht, als du hier auf den Steinen standest.« Benthann lehnte im Schatten der Tür, die zu ihrem – und Tellis’ – Zimmer führte.
    Cerryl schüttelte seine Hände trocken und vermied es, die blonde Frau anzusehen, die sich nun an die Mauer stellte.
    »Ja, wirklich. Ein Goldjunge.« Ihr Gesicht verdunkelte sich. »Und du weißt es nicht einmal. Dein kleines Webermädchen vermutlich auch nicht.«
    Cerryl wusste nicht, was er dazu sagen sollte.
    »Wir sind die Einzigen hier«, bemerkte Benthann. »Mutter ist in Weevett, um mit ihrer Base Assurala zu schwatzen.« Ihre raue, schnurrende Stimme schwoll an zu einem schrillen Keifen: »Früher war alles anders, Assurala, oh, ja, das war es, als das Jungvolk noch auf uns hörte.« Benthann grinste so mädchenhaft, wie es Cerryl

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