Die Weiße Rose
aufzunehmen bereit war.
Bevor Hitler eine Invasion Englands wagen konnte, musste er versuchen, die Luftherrschaft über der britischen Insel zu erringen. Görings siegesgewohnte Luftwaffe scheiterte aber an der Royal Air Force, die sich mit dem Mut der Verzweiflung den zahlenmäßig überlegenen deutschen (und italienischen) Luftstreitkräften entgegenstemmte.
Ende 1940 zeichnete sich ab, dass Großbritannien sehr viel mehr Widerstand leistete, als vorherzusehen war. Hitler wechselte seine Strategie und ließ Pläne für das „Unternehmen Barbarossa“ ausarbeiten, dem Angriff auf die Sowjetunion. Noch immer gingen die deutschen Russlandexperten davon auf, dass Stalins Regime bald nach einer deutschen Invasion zusammenbrechen würde.
Anders als die bisherigen deutschen Feldzüge war „Barbarossa“ von Anfang an als ideologisch motivierter Raubund Vernichtungskrieg geplant. Nach Hitlers Plänen sollten die selbst ernannten deutschen „Herrenmenschen“ das Land in Besitz nehmen und ausplündern. Die angeblichen „slawischen Untermenschen“ mussten dazu vertrieben, versklavt oder ermordet werden. Schließlich sollten in das neu erworbene „Ostland“ deutsche Wehrbauern ziehen und eine Zivilisationsgrenze gegen die „asiatischen Horden“ errichten.
Der deutsche Angriff war eigentlich für den April 1941 geplant. Er musste aber verschoben werden, weil deutsche Truppen auf dem Balkan benötigt wurden. Mussolinis Italien hatte versucht, Jugoslawien und Griechenland zu erobern, war aber stecken geblieben. Den deutschen Truppen gelang es, die beiden Länder in wenigen Wochenniederzuwerfen. „Barbarossa“ musste dafür um sechs Wochen nach hinten verschoben. Diese Verzögerung sollte fatale Konsequenzen für den Kriegsverlauf haben.
Am 21. Juni 1941 war es schließlich soweit: Der Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion hatte begonnen. Ohne Kriegserklärung fielen deutsche Truppen in das Land ein. Gleich zu Beginn des Feldzuges wurde der berüchtigte „Kommissarbefehl“ verlesen. Gefangene sowjetische Politoffiziere, die einen roten Stern auf dem Ärmel trugen, waren als „bolschewistisch-jüdische Untermenschen“ sofort zu erschießen. Von Anfang an war klar, dass die üblichen Regeln des Völkerrechts in diesem Krieg nicht gelten würden.
Die sowjetische Militärführung überraschte der deutsche Angriff. Auf der russischen Seite hatte niemand so schnell mit einer Invasion gerechnet. War die Sowjetunion nicht ein verlässlicher Partner gewesen und ihren Lieferverpflichtungen nicht pünktlich nachgekommen?
In den ersten Wochen war die sowjetische Abwehr chaotisch. Die Soldaten der Roten Armee wurden sinnlos hin und her beordert. Oft hatten sie zu wenige Gewehre, nicht ausreichend Munition oder kaum Verpflegung. Bei russischen Sturmangriffen musste ein Teil der Soldaten erst fallen, damit alle Überlebenden ein Gewehr bekamen.
Die Deutschen hatten ihr Blitzkrieg-Konzept weiter verfeinert und kesselten mit ihren schnellen Panzervorstößen ganze sowjetische Armeen ein. In den ersten Wochen machte die Wehrmacht fast drei Millionen russische Gefangene.
Nach einigen Wochen zeigte sich, dass die Wehrmachtsführung die riesige Weite des russischen Kriegsschauplatzes unterschätzt hatte. Bald schon gingen diedeutschen Panzervorstöße ins Leere. Die überdehnten Nachschubwege wurden ein zunehmendes Problem. Die gewaltigen Distanzen, die überwunden werden mussten, überforderten die deutsche Technik zunehmend. Ausfälle an Waffen und Material konnten kaum noch ersetzt werden.
Ab Herbst gelang es der Sowjetführung, die Landesverteidigung besser zu organisieren. An einigen Stellen ging die Rote Armee zum Gegenangriff über. Die russische Infanterie wurde dabei verstärkt von T-34-Panzern unterstützt. Dieser neue Panzertyp war eine böse Überraschung für die Deutschen, denn er war den deutschen Kampfwagen in fast jeder Hinsicht überlegen.
Ab Mitte September setzte der Herbstregen ein. Die schlechten russischen Straßen wurden zu grundlosen Schlammpisten, die jedes Vorankommen gewaltig erschwerten. Der deutsche Angriff blieb im russischen Morast stecken. Im November sank die Temperatur immer tiefer. Die hart gefrorenen Wege waren zwar wieder passierbar, gleichzeitig zeigte sich aber, dass die deutsche Waffentechnik für die Kälte des russischen Winters nicht ausgelegt war. Viele Fahrzeugmotoren platzten, Panzertürme froren ein, durch die Kälte fielen Geschütze aus. Man hatte es versäumt, die
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