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Die Weiße Rose

Die Weiße Rose

Titel: Die Weiße Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Scholl
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Gestapo verhört. Es war bei der Gestapo lediglich bekannt, daß ich mit Hans befreundet war und auch andere des Kreises gekannt haben soll. Erschreckt bemerke ich, daß Namen wie Professor Huber, Professor Muth, Theodor Haecker der Gestapo bereits bekannt waren. Man entließ mich mit der nachdrücklichen Bemerkung, zu niemandem zu gehen, dessen Namen ich hier erfahren, um den Betreffenden zu warnen. Trotzdem gelang es mir, Professor Huber zu verständigen. Er wußte aber schon, daß die Gestapo ihn bewachte.
    Werner Scholl, der in dieser Zeit von Rußland auf Urlaub gekommen war, kam nach München. Man hatte die übrige Familie in Ulm verhaftet. Werner und ich packten die Sachen, die Hans und Sophie gehörten, in der Franz-Joseph-Straße zusammen und schickten sie nach Ulm. Zwischen Sophies Wäschegarnituren fanden wir noch Rollen mit circa 1000 Adressen aus den Telefonbüchern von Frankfurt, Wien und München, dazu Druckerschwärze und ähnliches. Es gelang uns, die Rollen unbemerkt zu verbrennen, und zwar in der Wohnung der Frau Wertheimer in der Lindwurmstraße. Anschließend fuhr ich mit Werner nach Ulm bis zum Ende seines Urlaubs. Als ich am 14 . März nach München zurückkam, war die Gestapo bereits bei meinen Wirtsleuten gewesen und am 15 . März morgens um 7  Uhr wurde ich endgültig verhaftet.
    […] Ich konnte nicht länger leugnen, daß ich ein Flugblatt gesehen hätte, blieb aber – trotz dreiwöchigen Verhören, die nur auf diesen einen Punkt ausgerichtet waren – dabei, daß ich das Flugblatt kurz durchgelesen und dann sofort verbrannt habe […] Ich wurde am 19 . April mit Gisela Schertling und Karin Schüddekopf zusammen zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Die Verhandlung selber ist aus dem Protokoll hinreichend bekannt. Sie dauerte von morgens 9  Uhr bis abends nach 11  Uhr mit einer halben Stunde Mittag. Wiederum unvergeßlich die Fahrt zurück vom Justizgebäude nach Stadelheim. Es war wie nach einem Fest. Die meisten waren wochenlang in Einzelhaft gesessen, und trotz der drei Todesurteile erinnere ich mich, daß wir aufgeregt und laut redeten, ja sogar lachten. Professor Huber zeigte Fotos von seinen Kindern. Wir trösteten uns laut mit den 99  Tagen, die jedem zum Tode Verurteilten noch zuständen und während derer der Krieg schon verloren sein konnte. Scheußlich dann das Aussteigen um Mitternacht auf dem Hof in Stadelheim. Erst die zum Tod Verurteilten, dann die Männer, dann wir. Jeder wußte, daß wir uns lange nicht, wenn überhaupt je wiedersehen würden […] Herr Grimminger, der mit allen Mitteln wie ein Löwe gekämpft hatte, um von der beantragten Todesstrafe abzukommen, äußerte sich etwas enttäuscht über den ganzen Münchner Kreis. Hans habe es ihm so phantastisch geschildert, als sei bereits eine ganze demokratische neue Regierung auf dem Plan, in der er quasi Minister werden sollte.
    Über das eine Jahr Gefängnis ist nichts zu sagen. Öde, gleichförmige Tage, lange Nächte, jedes Klagen verbot sich von selber angesichts des Schicksals der sechs anderen.
    Am 21 . Mai 1943 wurde von einem Dreierausschuß der Münchner Universität beschlossen, daß ich mit dem Ausschluß vom Studium an allen deutschen Hochschulen bestraft werden müsse. Ich glaub, ich hab nicht mal ein Achselzucken für den »einhelligen« Beschluß gehabt.
    Im Juni 1943 kam ich in ein Jugendgefängnis nach Rothenfels am Ammersee.
    Am 14 . März 1944 sollte ich von dort entlassen werden. Drei Tage vor meiner Entlassung ließ mich die Oberin rufen: Es läge ein Befehl vom Volksgerichtshof vor, ich müsse am 22 . März zu einer Verhandlung nach Münster i. Westfalen kommen. Sie hätten angefragt in Berlin, ob ich vorher zu entlassen sei. Wenn keine Antwort bis zum 14 . d.M. käme, müsse sie mich laufen lassen.
    Es kam keine. Ich wurde entlassen, blieb einige Tage in München, einen Tag in Ulm und fuhr dann nach Hamburg. Am Abend, als ich zu Haus ankam, erzählte meine Mutter mir, daß sie den Hamburger Studentenkreis verhaftet hätten.
    Jetzt begann für mich eine qualvolle Zeit. Voller Unruhe. Ich fuhr zurück nach München, weil ich mich dort sicherer glaubte. Kurz darauf hatten meine Eltern erneut Haussuchung. Und wenige Tage später war die Gestapo bei mir. Derselbe Kerl, höhnisch grinsend: »Los, los, packen Sie Ihre Effekten, es geht zurück ins Kittchen.« Drei Wochen in der Ettstraße ohne Verhör, ohne daß sich jemand um mich kümmerte. Eines Tages holt mich wieder so ein

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