Die weiße Schmuggler-Jacht
helfend mitreden mußten.
Klößchen verstand ohnehin nur Bahnhof und erkundigte sich dann, weshalb sie so
lange geschwatzt hätten.
Vor dem Hotel warteten Taxis. Im ersten
saß ein junger Grieche. Er hatte in Deutschland gearbeitet und schwärmte ihnen
vor, wie gut es ihm in Düsseldorf, Frankfurt und München gefallen habe. Aber
dann sei hier in Rhodos sein Onkel gestorben, und er habe dessen Taxi
übernommen.
Er kannte die Adresse, die Tim nannte.
Es war jetzt später Nachmittag.
Sonnenlicht übergoß die Stadt. Scharen von Urlaubern strömten vom Strand her.
Die Häuser waren hell und hatten flache Dächer. Jedes zweite war ein Hotel oder
eine Pension, jedes dritte ein Restaurant oder eine Imbiß-Station. In den
Gärten wuchsen riesige Palmen. Motorroller schienen das beliebteste
Verkehrsmittel zu sein.
Dies sei der neuere Teil der Stadt,
erklärte der Taxifahrer. Die geschichtlich bedeutsame Altstadt befinde sich
innerhalb der vier Kilometer langen Stadtmauer.
Sie bogen in eine Seitenstraße. Mauern
schirmten eine Villa ab, deren Fensterläden geschlossen waren. Palmen reichten
zu den Balkonen hinauf. Das Taxi hielt vor dem eisernen Gittertor.
„Wir sind da“, sagte der Fahrer.
Der Fahrpreis war gering. Tim stieg aus
und stellte den Koffer zu Boden. Seine Freunde versammelten sich um ihn. Der
Grieche winkte und fuhr ab.
„Ansehnliche Bude“, meinte Karl und spähte
durchs Gittertor. „Dort hinten plätschert ein Brunnen, und im Garten stehen
Steinfiguren. Die sehen aus, als hätten sie 2000 Jahre auf dem Buckel. Aber
dann stünden sie wohl nicht hier, sondern im nächsten Museum.“
Tim blickte zum Haus. Vielleicht sind
die Uhls schon da, dachte er, und prüfen gleich nach, ob das Heroin noch im
Koffer ist.
Eine dicke Kette sicherte das Tor. Aber
die Pforte daneben war nicht verschlossen. Über einen gepflasterten Vorplatz
stiefelten sie zum Haus. Es war wie ein kleiner Palast und nur ganz wenig
verwahrlost. Ringsum flirrte die Luft. Die Sonne brannte heiß. Tim spürte es im
Nacken.
Bevor sie klingeln konnten, wurde die
Tür geöffnet.
Es war ein Mädchen von etwa 18Jahren,
keine Griechin. Fragend sah sie die TKKG-Freunde an.
„Wahrscheinlich habe ich mit Ihnen
telefoniert“, sagte Tim. „Wir bringen den Koffer.“
„Ah! Ja“, sagte sie auf deutsch. „Sehr
nett ist das. Herr Kabála wird sich freuen.“
„Sind Sie Deutsche?“ rief Gaby.
„Ich bin Amerikanerin“, lächelte das
Mädchen. „Aber ich lerne deutsch seit Jahren und hatte viel Übung, weil meine
Stiefmutter aus Deutschland kommt.“
„Und jetzt machen Sie hier Urlaub?“
fragte Tim.
„Nicht direkt. Aber auch. Ich bin mit
meinem Verlobten hier. Er ist Grieche und zeigt mir seine herrliche Heimat.
Aber... nein, es ist kein Urlaub.“
Dabei sieht sie aus, dachte Tim, als
brauche sie dringend Erholung. Sie wirkt ja richtig gehetzt. Scheint Streß zu
sein, sich die herrliche Heimat zeigen zu lassen.
„Ich bin Tim“, sagte er, weil es an der
Zeit war, sich vorzustellen. Seine Freunde taten’s ihm nach. Das Mädchen hieß
Nancy.
Sie war nicht groß und wirkte sehr
zart, fast zerbrechlich. Hübsch konnte man das Gesicht nicht nennen, dafür war
es zu unregelmäßig und der Mund zu breit. Aber sie hatte einen lieben Ausdruck
in den Rehaugen, und ihr braunes Haar reichte bis zu den Hüften. Sie trug
Bermuda-Shorts und T-Shirt und stand mit nackten Füßen auf der Schwelle.
„Ist Herr Kabála inzwischen gekommen?“
fragte Tim.
„Nein. Ich weiß auch nicht, wann er
erwartet wird. Ich bin nur vorübergehend hier. Bis mein Verlobter mich abholt.
Herrn Kabála kenne ich gar nicht, wie ich schon sagte.“
Sie lächelte. Dabei krümmte sich das
Muttermal auf ihrer linken Wange. Es war ziemlich groß und hatte die Form einer
Mondsichel. Das zweite Mal — punktförmig und dicht daneben — konnte der
Abendstern sein.
Es gab nichts mehr zu sagen, Auch das
Maß an gegenseitigem Anlächeln war erfüllt.
Tim stellte den Koffer auf die
Schwelle.
„Ein Schloß ist kaputt. Wir merkten zu
spät, daß es nicht unser Koffer ist, und sind ihm mit Gewalt zu Leibe gerückt.
Wenn Herr Kabála uns sprechen möchte — wir wohnen, wie gesagt, im Astir Palace.
Zimmer 323. Hat uns gefreut, Sie kennenzulernen, Nancy.“
Als sie auf der Straße standen, sagte
Gaby: „Mit den Dealern hat die bestimmt nichts zu tun. Da müßte ich mich sehr
täuschen. Sie wirkt scheu, nicht wahr?“
Tim nickte. „Trotzdem habe ich das
Gefühl, daß
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