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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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als wäre er seit 100 Jahren tot. Den Typ, den ich da unten
treffe, den kaufe ich mir. Ihr bleibt hier, weil... doch!... Wegen Gaby! Es
geht einfach nicht, daß wir sie in diesem Riesenschuppen allein lassen. Ihr
müßt in ihrer Nähe sein.“
    „Willst du das Heroin mitnehmen?“
fragte Karl.
    „Bin doch nicht bescheuert. Das bleibt,
wo es ist. Wenn wir die Ganoven entlarvt haben, dann kriegt es die Polizei.
Jetzt nehme ich ein Päckchen mit, in dem nichts ist. Die beobachten mich
natürlich und sollen nicht denken, ich käme mit leeren Händen. Was packen wir
rein? Ah! Ich weiß! Fünf Tafeln, Willi, von deiner Schokolade.“
    „Nur über meine Leiche!“ rief Klößchen.
    „Stell dich nicht an! Kannst morgen
neue kaufen — unten am Kiosk. Jetzt brauche ich ein Päckchen, das soviel wiegt
wie das Heroin. Willi! Hör sofort auf zu futtern!“

11. Keilerei am Strand
     
    Er trug das Päckchen in der linken
Hand: Fünf Tafeln Schokolade, gehüllt in Zeitungspapier und mit einem
Schuhriemen umschnürt. Als er durchs Portal in die Nacht trat, blieb die
Geschäftigkeit des Grand-Hotels hinter ihm zurück: Die Klaviermusik aus der
Bar, die Gespräche der Müßiggänger, die lautstarken Beschwerden an der
Reception, das Stimmengesumm aus dem Spielcasino.
    Die Straße war dunkel. Nur wenige
Passanten schlenderten stadteinwärts.
    Tim trabte in die andere Richtung. Auf
der Strandstraße blies der Wind an den Häusern, unschönen Betonklötzen,
entlang. Ein Sportwagen raste vorbei. Ein einsamer Jogger hechelte zur
Nordspitze. Das Meer gischtete den Strand herauf. Aber das Licht der Laternen
reichte nicht bis zum Wasser.
    An der Steintreppe blieb er stehen. Die
Luft roch nach Salz und nach Resten von Sonnenöl. Sternenschein überzog das
Meer mit Silber.
    Tim spähte den Strand entlang — in
beide Richtungen. Er konnte niemanden entdecken. Aber es gab Verstecke genug:
einen Kiosk, einen Stapel angeschwemmter Bohlen, zwei riesige Abfalltonnen und
mehrere Boote, die kieloben auf dem Kies lagen.
    Er lief die Stufen hinunter. Behaglich
fühlte er sich nicht. Wenn nur einer kam — vor dem hatte er keine Angst. Eine
Übermacht würde die Situation verschärfen. Andererseits konnte er seinen
schnellen Beinen vertrauen.
    Er stand jetzt bis zum Knöchel im Sand.
Der Strand fiel ab, war teilweise steil wie ein Hang. Tim wählte eine flache
Stelle. Als die schaumigen Ausläufer der Wellen seine Turnschuhe berührten,
machte er Halt.
    Hinter einem der Boote richtete sich
eine Gestalt auf.
    Uhl ist das nicht, dachte er. Der wäre
ja auch blöd, wenn er sich zu erkennen gibt.
    Der Mann trug helle Hosen und ein
weißes Hemd. Die Entfernung war noch zu groß, um sein Gesicht zu erkennen. Im
Laufschritt kam er heran, und seine Gangart verriet ihn.
    Der Narbige! dachte Tim. O je! Wenn der
mich erkennt, schwillt ihm sicherlich die Galle an. Aber was für ein
Gesichtspunkt! Er bringt Nancys Brief zur Jacht, und jetzt holt er das Heroin.
Zeus und Poseidon! Hier wird wohl alles in einem Topf gekocht! Die Sache mit
Nancy und die Rauschgift-Schmuggler hängen aufs Engste zusammen.
    Wenige Schritte vor Tim blieb der Mann
stehen. Mondlicht beschien sein Gesicht. Deutlich war die wulstige Narbe zu
sehen. Er musterte Tim, und seine Augen schienen zu glitzern.
    „Ich weiß, wer du bist“, knurrte er auf
englisch. „Dir bin ich vorhin schon begegnet.“
    „Ich erinnere mich“, nickte Tim. „Sie
waren der flinke Hirsch, der dann den Bretterhaufen umstieß. Mr. Baker sucht
Sie. Wenn Sie ihm sagen, wo sich Nancy versteckt, wird er Ihnen mehr Geld
geben, als Sie jemals gesehen haben. Ist das ein Angebot, heh?“
    Langsam kam der Kerl auf ihn zu.
    „Du hast mich niedergeschlagen und mir
fast das Genick gebrochen.“
    „Übertreiben Sie nicht! Das war nur ein
sanfter Doppel-Nelson. Ich schone sogar meine Feinde und vermeide Brüche — vor
allem am Genick.“
    Fühlte sich der Ganove an seiner Ehre
beschädigt? Oder war Gewalttätigkeit seine Masche? Jedenfalls blitzte Wut in
den Augen auf, und das Gesicht verzerrte sich. Blitzartig schlug er zu.
    Tim ließ die Faust an sich vorbei
zischen, hatte schon den Arm in der Zwinge und zog einen Wurf durch. Sein
Gegner flog durch die Strandluft. Er brüllte auf. Die Arme schlenkerten, und — platsch!
— lag er im Wasser. Meterhoch spritzte es.
    Sein Päckchen war ihm entglitten. Er
bückte sich und hob es auf. Im selben Moment bemerkte er die drei Männer.
    Sie hatten hinter dem Kiosk gelauert —

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