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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Dragoumi
lehnte sich zurück.
    Auf der Bühne schluchzte ein
griechischer Sänger ins Mikrofon. Die Uhls konnten dem nichts abgewinnen und
fühlten sich genervt. Aber der Künstler war bereits fertig, hörte sozusagen
mitten im Ton auf; und nach tröpfelndem Beifall spielte ein Bouzuki-Musiker (Bouzuki = gitarreähnliches Seiteninstrument) geradezu entfesselt.
    Dragoumi wetzte mit seinem fetten
Hintern auf dem Sitz rum und hätte beinahe geschluchzt. Die Musik sei so
wunderbar, erklärte er. Und sein verschlagener Blick wurde feucht.
    „Der Chef ist im Casino“, sagte
Nikolaou. „Er zockt. Seine Verlobte ist dabei. Sie zockt auch. Er spielt Black
Jack, sie am liebsten Roulette. Sie verliert, er gewinnt — unterm Strich machen
sie plus/minus null. Ich gehe ihn holen. Damit was geschieht und wir — zum
Satan! — das H (Heroin) wiederkriegen.“
    Er stand auf. Nach fünf Minuten kam er
mit Athanase Mitilini zurück.
    Der Ober-Ganove zählte 29 Jahre, sah
zwar ein bißchen abgenutzt aus, war aber immer noch ein schöner Mensch: mit
griechischem Edelprofil, schwarzen Locken und geschmeidiger Figur. Für einen
Griechen war er ungewöhnlich groß, der weiße Seidenanzug Maßarbeit. Er trug
außer seiner Goldglieder-Armbanduhr ein goldenes Handgelenk-Kettchen, drei
goldene Ringe, einen kleinen goldenen Ohrring und auf nackter Brust einen
goldenen Delphin. Das Goldkettchen, an dem der hing, war offenbar die Angelschnur.
    Er ließ sich nieder, nahm Kathrins
Glas, füllte es mit Whisky auf und trank.
    „Bis jetzt“, sagte er, „habe ich 100 000
Drachmen (3000 DM) verloren. Aber Sadra gewinnt unentwegt. Verrückt!
Also, wir machen folgendes: Sie Dietmar“, wandte er sich an Uhl, „steigen über
den Balkon ins Zimmer des Mädchens ein. Die Balkontür läßt sich knacken.
Chloroform habe ich im Wagen. Das nehmen Sie mit. Sie betäuben die Göre.
Nikolaou wartet auf ihrem Balkon und nimmt die Bewußtlose in Empfang. Per Seil
lassen wir sie in den Garten hinab. Die Zimmer unter Ihnen, also im zweiten und
ersten Stock, sind nicht belegt. Das habe ich bereits festgestellt. Im übrigen —
wer nicht hier oder im Casino ist, schläft längst. Niemand wird uns also
stören. Unten im Palmengarten fängt Dragoumi das Mädchen auf. Ich warte mit dem
Wagen hinter der Mauer — und ab geht’s. Später rufen wir die drei Knaben an.
Her mit dem H! Sonst ist es aus mit dem Blondinchen.“
    Er stand auf, besann sich aber und
griff abermals zum Glas. „Alles klar?“
    Die vier am Tisch nickten.
    „Bin gleich zurück. Gebe nur Sadra
Bescheid.“ Er schob ab, verließ den Nightclub und eilte die Treppe hinauf.
    In Casino kochte die Luft. Halb Rhodos
schien sich zu drängen in dem schmucklosen Saal. Fiebrige Augen verfolgten den Lauf
der Roulette-Kugel im Kessel oder die flinken Hände der Kartengeber. Wer sein
Geld verspielt hatte, stand erschöpft an der Bar. Was die Garderobe betraf, war
alles vertreten: Smoking und Abendkleid ebenso wie T-Shirt und Jeans.
    An einem der Black-Jack-Tische machte
Sadra Leofóros eben ihren Platz frei. Sie war seit einem Jahr Militinis
Verlobte. Spätestens Weihnachten wollten sie heiraten. Die Tochter des
Andenkenhändlers war auch bei vollem Licht eine auffallende Schönheit. Mit
langem dunklen Haar und Glutaugen, in denen jetzt noch die Gier flackerte.
Geldgier — denn sie hatte eine Menge gewonnen.
    Mitilini küßte sie auf den Hals. „Gratuliere
dir, meine Aphrodite (griechische Liebesgöttin) !“
    Sie lächelte. „Ich bin reicher um 50 000
Drachmen.“
    „Wunderbar! Aber“, er beugte sich zu
ihrem Ohr, „bald werden wir beide um 100 000 Dollar reicher sein. Um 100 000
amerikanische Dollar. Aus Baker presse ich die raus. Er wird zahlen. Damit er
seine reizlose Tochter unbeschadet zurückbekommt. Hahah! Dann, Sadra, haben wir
bald genug zusammen, um heiraten zu können.“
    „Wir haben auch so genug. Aber du hast
recht. Besser, wir nehmen alles. Man kann nicht genug haben. Was ist jetzt
eigentlich mit der Kuh?“
    „Sie schläft. Ich habe ihr Schlafpulver
in den Wein geschüttet. Sie schläft wie betäubt. Vor morgen früh wird sie nicht
aufwachen. Und das ist gut so. Heute nacht wäre sie nur im Wege. Denn heute
nacht läuft noch was.“
    Er zog sie mit sich und erläuterte ihr
den Plan.
     
    *
     
    Das Meer stieg. Haushohe Wellen
überspülten den Strand. Der Palmengarten stand bereits unter Wasser. Über dem
Hotel schlugen die Wellen zusammen. Tim sah, wie Gaby weggerissen wurde, und —

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