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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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alle um ein homerisches Gelächter (fröhliches
Gelächter — benannt nach Homer, dem ersten großen Dichter Griechenlands,
der im 8.Jahrhundert v. Chr. die Ilias und die Odyssee verfaßte).
     
    *
     
    Gäste bevölkerten die Halle des Grand-Hotels.
Die Akandia-Bar war gefüllt bis auf den letzten Platz. Ein Piano-Spieler
klimperte. Die Hotelgäste saßen an der Bar oder in gemütlichen Sesselgruppen
und schlürften griechischen Wein oder Cocktails. Besucher strömten durch die
Halle ins Spielcasino. Durch das weit geöffnete Portal sah Tim, daß es dort
hoch herging. Sicherlich wurden auch hohe Einsätze gemacht — an den
Spieltischen, und manch einer ruinierte sein Bankkonto und ging heim als armer
Mann.
    „Sieht jemand die Uhls?“ fragte Gaby
halblaut.
    „Scheinen nicht da zu sein“, meinte
Karl. „Vielleicht sind sie in unser Zimmer eingebrochen und suchen nach dem
Heroin.“
    „Hähähä“, machte Klößchen. „Da können
sie lange suchen, diese Koffer-Verwechsler.“
    „Was dir nie passieren könnte“, stellte
Gaby fest.
    „Nie! Wie? Ach so. Das war nur, weil
ich mich stark auf die Tüte mit meinem Messer konzentriert habe.“
    Sie holten die Zimmerschlüssel. Mit dem
Lift fuhren sie hinauf. Gaby öffnete ihre Tür.
    „Ich sehe erstmal nach“, sagte Tim und
ging hinein.
    Alles war in Ordnung.
    Aber die Hitze des Tages hatte sich
zwischen Gabys vier Wänden gesammelt. Er schaltete die Klima-Anlage ein. Nichts
rührte sich. Kein Lufthauch brachte Linderung.
    „Habe ich vorhin schon probiert“, sagte
Gaby. „Geht nicht. Ist kaputt. Hoffentlich wird das morgen repariert. Sonst
verlange ich ein anderes Zimmer. Ich weiß nicht, ob ich schlafen kann bei
dieser Glut.“
    „Ich würde ja mit dir tauschen. Aber
Karl und Willi genieren sich, wenn du in meinem Bett pennst.“
    „Na, und ich erstmal! Was meinst du,
wie ich mich genieren würde. Außerdem weiß ich von damals im Zeltlager, daß
Willi schnarcht. Laß nur! Ich lüfte die Hitze raus. Dann geht’s.“
    An der Tür küßte er sie auf den Mund — was
absolut das Beste des heutigen Tages war. Draußen wartete er dann, bis sie
abgeschlossen hatte.
    Klößchen war schon im Schlafanzug. Er
saß auf dem Bett, kaute Schokolade. Karl putzte sich die Zähne.
    „Bin gespannt“, sagte Tim, „wann uns
die Heroin-Haie auf den Pelz rücken. Ich glaube nicht, daß sie die ganze
Sendung abschreiben. Wer wird uns drohen? Dieser Dragoumi? Die Uhls? Wenn...“
    Das Telefon klingelte.
    „Vielleicht sind sie das“, feixte
Klößchen.
    Tim nahm den Hörer und meldete sich.
    Für einen Moment war kein Laut in der
Leitung.
    „Hallo? Wer ist da?“ fragte er.
    „Sperr deine Ohren auf!“ befahl eine
dumpfe Stimme. Sie war offensichtlich verstellt. Der Mann sprach Deutsch. „In
genau zehn Minuten bist du am Strand. Du allein! Du bringst den Stoff, den ihr
in den Schuhen gefunden habt. Wenn du nicht gehorchst, geschieht Schreckliches
mit euch allen. Verstanden?“
    „Jedes Wort — da Sie Deutsch sprechen.“
    „Bist du der Große mit den dunklen
Locken?“
    „Ich bin der Kleine mit der Glatze.“

    „Deine Frechheit wird dir vergehen, du
Lümmel. Wenn...“
    „Hauptsache, ich behalte meinen Humor“,
fiel Tim ihm ins Wort. „Von welchem Stoff reden Sie eigentlich, großer Meister?
Vom Lesestoff? Den geben wir nicht her. Stoff für Anzüge? Wir sind doch keine
reisenden Schneider. Oder... ach, so! Sie wollen das Rauschgift haben, was? Ist
leider unmöglich. Wir haben schon alles verbraucht.“
    „Du begreifst wohl nicht, du
Klugscheißer. Oder würde es dir gefallen, wenn einer von euch bei einem Unfall
umkommt. Heh? Na, das verschlägt dir die Sprache. Merk dir jetzt, was ich sage!
Du verläßt das Hotel durch das Hauptportal, wendest dich nach links und gehst
hinunter zum Weststrand. Sind nur 150 Meter bis dorthin. Du überquerst die
Küstenstraße. Eine Steintreppe führt von der Mole zum Strand hinunter. Um diese
Zeit ist dort kein Mensch. Du gehst bis ans Wasser. Dort ist es dunkel. Dort
wartest du. Verstanden?“
    „Und was kriege ich, wenn ich artig
bin?“
    „Du bleibst am Leben“, sagte der Kerl. „Sieh
auf die Uhr. Du hast zehn Minuten Zeit.“
    „Dann bis gleich“, erwiderte Tim — und
hätte beinahe hinzugefügt: „Herr Uhl!“ Er legte auf.
    „Uiiih!“ meinte Klößchen. „Jetzt wird
ja der Hund in der Pfanne verrückt.“
    „Hast du die Stimme erkannt?“ fragte
Karl.
    „Ich wette, es war Uhl. Aber er sprach
mit Grabesstimme,

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