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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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offenbar
als Reserve. Jetzt griffen sie ein, stürmten heran und hatten keineswegs leere
Hände, sondern waren mit Totschlägern bewaffnet.

    Tim sah noch, wie der Narbige fluchend
aus dem Meer stieg — dann sprintete er den Strand hinauf zur Treppe.
    Die drei Männer kamen von rechts.
Offensichtlich wollten sie ihm den Weg abschneiden. Aber er war schneller,
obwohl er die längere Strecke zurücklegen mußte, jagte die Stufen zur Straße
hinauf und blieb stehen.
    „Hier ist euer Stoff“, rief er und
schleuderte das Päckchen über sie hinweg.
    Es klatschte auf feuchten, vom Meer
überspülten Sand. Sofort rannte der Narbige hin. Auch einer aus der Dreier-Gruppe
machte kehrt, hechtete den Strand hinunter, stolperte und knallte in den Sand.
Aber er war sofort wieder senkrecht und hetzte weiter — galt es doch, das
wertvolle Zeug zu retten. Wie er glaubte.
    Die beiden andern hatten es auf Tim
abgesehen und sprangen die Steinstufen herauf. Es waren stämmige Typen. Gesehen
hatte er sie noch nicht. Den ersten empfing er mit einem Sprungtritt vor die
Brust. Aus dem Kerl pfiff der Atem raus wie aus einer Düse. Rücklings stürzte
er seinem Kumpel in die Arme. Der verlor das Gleichgewicht, und beide kegelten
die Treppe hinunter. Brüllend vor Schmerz, denn offenbar prellten sie sich
Knochen und Köpfe.
    Tim lief über die Straße zum Hotel. Der
Seewind wehte Wutschreie zu ihm her. Hatten sie das Päckchen geöffnet und die
Schokolade entdeckt?
    Lautlos lachte er in sich hinein. Er
lachte noch, als er durch die Hotelhalle eilte.
    Als er an die verschlossene Zimmertür
klopfte, fragte Klößchen, wer es sei. Dann ließen sie ihn ein.
    Verwundert sah er, daß Gaby im
Schneidersitz auf seinem Bett hockte. Was für ein Nachtgewand sie trug, ließ
sich nicht ausmachen. Sie hatte sich in ihren weißen Bademantel gehüllt und
zeigte nur gebräunte Waden und rosige Fußsohlen.
    „Ist wohl doch zu heiß drüben?“ fragte
er lachend.
    „Ich bin rüber gekommen, weil ich meine
Zahncreme vergessen habe und bei euch borgen wollte. Da hörte ich, was
inzwischen läuft. Ich finde es enorm rücksichtslos, daß ihr so rücksichtsvoll
seid, mich nicht zu stören. Gehöre ich nun zur TKKG-Bande, oder bin ich aus
Zucker?“
    „Beides“, versicherte er. „Aber um
diese Zeit sollten minderjährige Mädchen nicht nur Zahn-, sondern auch
Augenpflege treiben, nämlich pofen.“
    Als er sah, wie sie nach Luft
schnappte, fuhr er rasch fort: „Ich hatte inzwischen meinen Spaß. Das war
nämlich so...“
    Er berichtete.
    Klößchen schüttelte den Kopf. „Meine
Schokolade ins Meer zu werfen, ist ein Fall von Sünde. Nur deine bedrängte Lage
entschuldigt das.“
    Karl sagte: „Der Narbige hat also
Nancys Brief gebracht, und jetzt wollte er das Rauschgift abholen. Ich meine,
der tanzt nicht auf zwei Hochzeiten, sondern sein Auftraggeber ist in beiden
Fällen derselbe. Nicht Nancy, nein! Aber ihr heißgeliebter Athanase Mitilini.
Der gehört zu Dragoumi oder Dragoumi zu ihm. Hat nicht Bakers Detektiv
Maplewood rausgefunden, das Mitilini in Rauschgiftgeschäfte verwickelt war? Na,
also. Da besteht nicht nur ein Zusammenhang, sondern alles sprudelt aus
derselben Quelle. Nur die arme Nancy ahnt nicht, in welcher Schlinge sie
zappelt. Man müßte sie finden, mit ihr reden, sie überzeugen — dann wäre alles
gelaufen. Statt dessen versteckt sich die dumme Gans und...“
    „...suhlt sich im Liebesleid“, wurde er
von Klößchen unterbrochen.
    „Was?“ fragte Gaby.
    „Ich meine ja nur. Sicherlich tut sie
sich selbst leid und fühlt sich wie die Hauptfigur in einer griechischen
Tragödie.“
    „Iß deine Schokolade“, wies sie ihn
zurecht, „und rede nicht über Verliebtheit. Davon verstehst du noch nichts.“
    „Was soll ich denn essen?“ jaulte er. „Tim
hat alles ins Meer geworfen.“
    Tim gähnte, was ansteckend wirkte.
Allen drückte der lange, ereignisreiche Tag auf die Lider. Alle vier stimmten
darin überein, daß weitere Aktionen erst morgen stattfinden sollten. Die
Rauschgift-Schmuggler würden sich ganz bestimmt abermals melden.
    „Dann bieten wir ihnen ein
Tauschgeschäft an“, sagte Tim. „Das Heroin gegen Nancy. Zumindest gegen die
Möglichkeit, mit ihr zu reden. Wir vereinbaren, daß sich die Bakers mit ihr
treffen können. Sonst — das drohen wir den Ganoven an — landet das Selbstmord-Pulver
tatsächlich im Meer.“
    Karl schob die Brauen zusammen. „Und
wenn die einwilligen? Wollen wir’s dann tatsächlich

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