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Die weiße Schmuggler-Jacht

Die weiße Schmuggler-Jacht

Titel: Die weiße Schmuggler-Jacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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kenne
niemanden, der ihn sympathisch findet.“
    „Ein massiger Mensch, wie? Mit
Bulldoggen-Gesicht und Vierkant-Schädel. Trägt mit Vorliebe einen Cowboy-Hut — Stetson,
oder wie man den nennt.“
    Baker war verblüfft. „Du hast ihn
richtig beschrieben. Woher kennst du ihn? Ist er hier?“
    „In voller Lebensgröße. Vorhin war er
auf der Mole. Er fiel mir auf, weil er die All-Star beglotzte. Aber das tun
viele. Dabei dachte ich mir nichts. Jetzt steht er dort hinten am Ende der
Seitenstraße. In einem Hauseingang, falls er nicht inzwischen im Haus ist.
Könnte sein, er beobachtet uns. Oder er... Himmel! Ob der schon bei Leofóros war?“
    In diesem Moment wurde geöffnet. Aber
nicht die Tür, sondern ein Fenster im Obergeschoß. Eine junge Frau beugte sich
heraus, eine Griechin. Sie schien sofort zu sehen, daß es sich nicht um
Landsleute handelte.
    In gebrochenem Englisch fragte sie: „Ja,
bitte? Zu wem möchten Sie?“

    „Zu Mr. Leofóros“, antwortete Baker. „Ich
komme aus New York und werde von ihm erwartet. Mein Name ist Baker.“
    „Ja, mein Vater hat Ihren Namen erwähnt“,
nickte sie. „Aber er ist zur Zeit nicht hier. Er ist nach Athen geflogen. Morgen
abend erwarte ich ihn zurück. Können Sie nach 18 Uhr wiederkommen?“
    „Ich komme. Aber sagen Sie ihm, daß ich
hier war. Und daß er die Ware, die ich von ihm erstehen will, niemandem
verkaufen soll. Weil ich den höchsten Preis zahle.“
    Sie nickte. Dunkles Haar fiel über ihre
Schultern nach vorn. Sie mochte Anfang Zwanzig sein. Im Schein der
Straßenlaterne sah Tim, daß sie ungewöhnlich hübsch war — mit schwarzen
Glutaugen und einem schön geschwungenen Mund, um den allerdings ein etwas
verächtlicher Zug lag. Vielleicht arbeitete sie im Andenkenladen ihres Vaters
und mußte oft fertig werden mit pöbelhaften Touristen.
    „Habe ich richtig verstanden“,
vergewisserte sich Baker. „Sie sind die Tochter?“
    „Ich bin Sadra Leofóros“, bestätigte
sie und zog den Kopf zurück. Das Fenster wurde geschlossen.
    „Was du vorgeschlagen hast“, sagte
Baker zu Tim, „möchte ich nur mit Leofóros durchziehen. Wer weiß, wie seine
Tochter dazu steht. Ob sie von seinen dunklen Geschäften überhaupt etwas ahnt.
Das heißt, wir schieben es auf bis morgen abend. Hilft nichts. Jedenfalls
kümmere ich mich morgen um das Inserat. Außerdem werden Joe, Brad und Arnos
ausschwärmen und die Stadt durchkämmen. Vielleicht stoßen sie zufällig auf
Nancy.“
    „Das gleiche werden wir morgen machen“,
sagte Tim. „Wir kommen in aller Frühe zur Jacht — sagen wir: noch vor dem
Frühstück. Okay?“
    „Ich erwarte euch. Jetzt wird’s höchste
Zeit, daß ihr ins Bett geht. Wäre es nicht besser, wenn euch Joe zum Hotel
bringt und...“ Aber dann mußte er lachen über seinen Vorschlag. „Ich rede
Unsinn. Ihr könnt auf euch aufpassen.“
    „Na, und ob!“ rief Klößchen. „Schließlich
habe ich mein Messer bei mir.“
    Nachdenklich blickte Baker in die
Seitenstraße, wo allerdings niemand zu sehen war.
    „Falls du dich nicht getäuscht hast,
Tim, und das wirklich Pritchett war — frage ich mich, was der hier will! Nur
von Dr. Johnson könnte er Leofóros’ Namen erfahren haben. Oder ist er zufällig
hier? Weil er mich beschattet und uns hierher verfolgt hat? Hm. Wie dem auch
sei — er kann erst mit dem Griechen verhandeln, wenn der zurück ist. Aber dann
sind wir die ersten.“
    Er gab allen die Hand. Sie richteten
ihm Grüße aus an Tante Suzy. Dann stiefelte er zum Hafen hinunter, und die
TKKG-Bande bog um die Ecke. Aber schon stoppte Tim seine Freunde.
    „Wollen wir nicht mal sehen, ob
Pritchett in der Nähe ist?“
    Sie warteten. Als Baker außer Sicht
war, liefen sie zurück und in die Seitenstraße. Es war der richtige Moment,
denn aus dem Hauseingang löste sich eine bullige Gestalt. Auf dem Schädel
thronte ein Cowboy-Hut. Pritchett entfernte sich, ohne die TKKG-Freunde zu
bemerken.
    „Der soll wissen, daß er erkannt ist“,
murmelte Tim und legte die Hände trichterförmig an den Mund. Auf englisch rief
er: „Gute Nacht, Mr. Pritchett! Aber falls Sie nicht schlafen können, empfehlen
wir eine andere Insel. Für Sie ist das Klima viel besser auf: Kreta, Kos,
Santorin, Naxos, Mykonos, Samos, Korfu. Am besten allerdings auf Long Island (Halbinsel
vor New York).’ 1
    Der Bullige hatte sich umgedreht.
Drohend schüttelte er die Faust.
    Gelächter antwortete ihm. Und weil sie
sich in Griechenland befanden, bemühten sich

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