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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Passagiere über das Meer fliegen, nach Amerika, Asien, Afrika. Schon als Kind habe ich davon geträumt. Nun fliege ich Jagdmaschinen ein. Die S-01, mit der dein Bruder abgeschossen wurde, habe ich ein halbes Jahr zuvor getestet. Ich erinnere mich noch genau an sie, sogar an den Tag, an dem ich sie hochjagte. Dein Bruder war unten am Sprechgerät. Er ahnte nicht, daß es gerade diese Maschine sein würde.«
    Sie weinte, und er zog sie in seine Arme. Als sie endlich eingeschlafen war, lag er noch lange wach, lauschte auf die Atemzüge des Jungen und grübelte. Aber alles Grübeln führte zu nichts. Am nächsten Morgen mußte er wieder hinter dem Steuerknüppel sitzen.
     
    *
    Der Luftangriff traf Kobe überraschend wie ein Taifun,
    der urplötzlich über eine Stadt hereinbricht. Es war eine der ersten, großen Aktionen der Amerikaner mit den neuen Superfestungen.
    Als Alarm gegeben wurde, befand sich Fred Kolberg mit einer S-01 in der Luft. Er sah den Pulk von Osten herankommen, riesige, glänzende Raubvögel, die lange Kondensstreifen hinter sich ließen. Kolbergs Maschine hatte gerade das Fließband verlassen. Noch waren keine Bordwaffen eingebaut. Dank der Schnelligkeit der S-01 konnte er sich den Begleitjägern der Amerikaner entziehen. Aber er sah die Stadt unter den Einschlägen der Bomben gleichsam auseinanderbersten. Er sah, wie die Flammen aufzuckten, und als die Angreifer abgeflogen waren, zog er einen Kreis über dem rauchenden Trümmerfeld, das sie hinterlassen hatten.
    Er setzte die Maschine auf der von Bomben umgepflügten Landebahn auf, ohne daß sie beschädigt wurde. Eine böse Vorahnung hatte ihn gepackt. Er warf sich in einen Wagen und raste zu seinem Haus. Mit Hilfe der Nachbarn gelang es ihm, den Jungen lebend unter den Trümmern zu bergen. Tamiko war tot.
    Die Amerikaner internierten ihn; Fred Kolberg war ein stiller, verbitterter Mann. Er mußte zusehen, wie der Junge in ein anderes Lager gebracht wurde. Eine Zeitlang lebte er wie betäubt, ohne einen Funken Hoffnung. In den Nächten hinter dem elektrisch geladenen Stacheldraht überlegte er, ob es nicht besser wäre, einfach Schluß zu machen. Mit Tamiko war alles gestorben, woran er Freude gehabt hatte. Aber da war noch der Junge.
    Wenig später besuchte eine Kommission das Lager, ein hagerer General in der Uniform der US Air Force und einige andere Offiziere. Dieser General hatte die Akten der Internierten genau studiert. Kolberg wurde zu ihm gerufen.
    »Sie sind Pilot gewesen?«
    »Testflieger.«
    »Ich weiß. Wo ist Ihr Sohn?«
    »Keine Ahnung.«
    Der General machte sich eine Notiz. »Hören Sie genau zu«, forderte er Kolberg auf. Seine Stimme war heiser, befehlsgewohnt, sie duldete keinen Widerspruch. »Ich habe Sie rufen lassen, weil ich einen Job für Sie habe. Ich kommandiere eine Fliegereinheit, deren Personal international ist. Wir brauchen Piloten. Flieger mit Ihren Kenntnissen. Hätten Sie Lust?«
    Kolberg schüttelte müde den Kopf. »Ich habe keine Lust mehr zu fliegen, General.«
    Der Hagere winkte ab. »Ich weiß. Ihr Deutschen seid ein eigenartiges Volk. Nie erkennt ihr die Chance, die sich euch bietet. Nehmen Sie die Niederlage nicht so tragisch, Mann. Übrigens bin ich nicht hier, um Sie zu bitten. Ich biete Ihnen eine Möglichkeit, dem Stacheldraht zu entrinnen. Sie können Ihren Sohn zurückbekommen. Überlegen Sie sich das gut. Sie haben zwei Stunden Zeit. Sie verpflichten sich für zehn Jahre zu meiner Einheit. Als Pilot. Sie gelten als staatenlos, während Sie bei mir fliegen. Danach können Sie entweder Bürger der USA werden oder nach Deutschland zurückgehen. Das ist ein Angebot, wie Sie es nicht so bald wieder bekommen.«
    »Und ich soll fliegen?«
    »Genau das sollen Sie tun.«
    Kolberg schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Lust, jemals wieder zu fliegen.«
    Der General lachte. »Was für ein sentimentaler Kerl Sie doch sind! Man hat Sie nicht eingesperrt, weil Sie geflogen sind, sondern weil Sie das für die falsche Seite taten. Jetzt sollen Sie für die richtige Seite fliegen.«
    »Und wer sagt, daß Ihre Seite die richtige ist?«
    »Ich«, antwortete der General kurz. »Mein Name ist Claire Lee Chennault. Wer bei mir fliegt, ist auf der richtigen Seite.« Er sah auf die Uhr. »In zwei Stunden erwarte ich Ihre Entscheidung. Denken Sie an Ihren Sohn. Wenn Sie nein sagen, verrotten Sie hier und er in einem anderen Lager. Es ist angenehmer, ein staatenloser Pilot zu sein als eine deutsche

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