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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Deutschland braucht eine Luftflotte, vor der die ganze Welt zittert. Also: entscheiden Sie sich!«
    Er überlegte nicht lange. Vierundzwanzig Stunden später sagte er zu. Es war um die Zeit, da der Staat die Ausgaben für die Luftrüstung auf das Dreifache erhöhte. Nach dem Spanienkrieg arbeiteten die Konstrukteure fieberhaft an neuen, schnelleren, wendigeren und leistungsfähigeren Typen. Die Tests an der Me 109 wurden abgeschlossen. Sie war einsatzfähig, als Hitler seine Truppen in Polen einfallen ließ.
    Im selben Jahr absolvierte Kolberg einen Flug nach dem anderen mit einem neuen Typ, der zweimotorigen Me 110. Er lebte in einer kleinen, vom Werk gebauten Wohnung, und wenn er dienstfrei hatte, ging er mit diesem oder jenem Mädchen aus.
    Noch auf der Fliegerschule hatte er mit dem Gedanken gespielt, sich um eine Arbeitsstelle bei der Zivilfliegerei zu bewerben. Der Krieg war dazwischengekommen. Nun gab es vorerst keine Möglichkeit, etwas zu ändern.
    Als die Serienproduktion der Me 110 begann, nahm Kolberg ein paar Tage Urlaub. Er fuhr ins Alpenvorland, wo einer der anderen Piloten eine kleine Jagdhütte besaß. Dort streifte er mit dem Gewehr durch den Wald, allerdings ohne die Absicht, auf irgendein Tier zu schießen. Zumeist brachte er eine Tasche voll Pilze mit nach Hause, die er zum Abendessen briet.
    Als er nach dem Urlaub wieder ins Werk kam, wartete der Chefpilot auf ihn. Zu ihm gesellten sich zwei hohe Offiziere der Luftwaffe, die den Flieger mit einem gewissen Wohlwollen musterten.
    »Machen wir es kurz, Kolberg«, begann der Chefpilot, ein Mann mit bereits ergrauendem Haar und ledernem, faltigem Gesicht. Er stellte ihm die beiden Offiziere vor, dann kam er ohne Umschweife zur Sache. »Sie sind einer unserer besten Piloten. Sie haben sich mit der 109 herumgeschlagen, und den größten Anteil an der Erprobung der 110 haben ebenfalls Sie. Wären Sie einverstanden, für längere Zeit ins Ausland zu gehen?«
    Fred Kolberg war verblüfft. Das war ein Angebot, mit dem er seit Ausbruch des Krieges nicht mehr gerechnet hatte. Langsam war der Jugendtraum von den fernen Ländern hinter den sieben Meeren in Vergessenheit geraten. Nun stand er plötzlich neu vor ihm. Er wußte bereits in diesem Augenblick, daß er zusagen würde, was immer auch damit zusammenhing.
    Der eine der Offiziere, ein Major, nickte zufrieden, als er Kolbergs Reaktion sah. Er teilte ihm die notwendigen Einzelheiten mit. »Der Krieg wird bald in ein neues, entscheidendes Stadium eintreten. Dann werden leistungsfähige Flugzeuge gebraucht; nicht nur bei uns, sondern auch bei unseren Verbündeten. Die Firma Mitsubishi in Japan hat die Lizenzproduktion der Me 109 aufgenommen. Sie braucht einen mit dieser Maschine vertrauten Testflieger. Nach eingehenden Überlegungen haben wir Sie dafür vorgesehen. Sind Sie damit einverstanden? «
    Kolberg zögerte nicht. Es hielt ihn nichts hier. Und Japan war eines der fernen, rätselvollen Länder hinter dem Ozean.
     
    *
    Er hatte keine Gelegenheit, eine Reise durch Japan zu machen, bevor er seine Arbeit in Kobe anfing. Die Zeit drängte. Japans Konstrukteure hatten die Me 109 getreulich nach den ihnen überlassenen Plänen gebaut. Trotzdem stellten sich die verschiedensten Mängel ein, die aus der Verwendung unterschiedlichen Materials, aus Gewichtsüberschreitungen, Maßabweichungen und dergleichen herrührten. Fred Kolberg flog Tag und Nacht. Er vergaß darüber sogar, seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag zu feiern. Wenn nicht an jenem Abend Saburo Kagawe in dem kleinen Haus erschienen wäre, das der Deutsche bewohnte, wäre ihm nicht einmal aufgefallen, daß er wieder ein Lebensjahr hinter sich hatte.
    Kawage war der einzige Pilot aus seinem Arbeitsteam, mit dem sich Fred Kolberg vollkommen verständigen konnte. Der kleine, drahtige Fliegerleutnant mit dem ewig freundlichen Gesicht und dem widerspenstigen schwarzen Haarschopf hatte sich ihm als Dolmetscher angeboten. Heute waren sie bereits Freunde. Er kam mit einem Strauß Chrysanthemen und einer Stange holländischer Zigaretten. Beides drückte er dem verdutzt dreinblickenden Kolberg in die Hand. »Ihr Deutschen«, sagte er kopfschüttelnd, »vergeßt über der Fliegerei noch, daß ihr geboren seid.«
    Sie tranken ein paar Gläser Sake und rauchten die süßlichen, nach Gewürzen duftenden Zigaretten. Nach einer Weile erst rückte Kagawe mit seiner Einladung heraus. »Wir wollen ein Hausfest nach unserer Sitte feiern. Du wirst einiges eigenartig

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