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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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hatte; nur zu seinem Bedauern waren damals durch das preußische Tuch seine Beine nicht länger, sein Bauch nicht weniger fett und seine Kopfhaut nicht behaarter geworden.
    »Ach«, bemerkte er, als Kolberg eine Pause machte und sich eine Zigarette anzündete, »Sie waren verheiratet? Schade um Ihre Frau. Sehr schade. Ja, der Krieg war auch hier in Asien hart.«
    Während Kolberg weitersprach, machte sich Brautmann Gedanken über die Ehe des Fliegers. Eine Japanerin, sieh mal an! Dieser Junge schien gar keinen schlechten Geschmack zu haben. Den Japanerinnen sagt man so manches nach. Klein und zierlich ... muß gut zu diesem breitschultrigen Bären gepaßt haben. Übrigens ist der Junge intelligent. Hat man ja öfter bei Fliegern. Er trank wieder und hörte zu, bis Kolberg am Ende seiner Erzählung war.
    »Sehr interessant«, bemerkte er dann. »In der Tat - sehr interessant. Daß Sie sozusagen staatenlos sind, macht Ihnen Kummer? Aber, ich bitte Sie, daß läßt sich doch mit einem Federstrich erledigen, wenn die Zeit dafür reif ist.«
    »Ich wollte mit Ihnen darüber sprechen, Herr Konsul«, sagte Kolberg. »Und darüber, daß ich nach Hause möchte. Mit meinem Sohn.«
    »Sie haben nicht wieder geheiratet?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Sie haben doch sicherlich eine Frau, die Ihnen nahesteht. »
    Kolberg nickte. »Das schon. Nur - kann ein Mann wie ich heiraten? Ein Mann, der nicht einmal weiß, wohin er gehört?«
    Otto Brautmann wiegte den Kopf. Er mußte das Glas absetzen, denn die Bewegung des Kopfes übertrug sich über den zu kurzen Hals sogleich auf seinen ganzen Oberkörper. »Wenn ich Sie recht verstehe, wollen Sie von der Truppe weg, der Sie angehören. Sie möchten nach Hause?«
    »Ja. Deswegen kam ich zu Ihnen, Herr Konsul.«
    »Wie lange haben Sie noch zu dienen?«
    »Ich habe neunzehnhundertfünfundvierzig für zehn Jahre unterschrieben. »
    »Dann haben Sie ja erst die Hälfte der Zeit herunter.«
    »Verstehen Sie bitte, Herr Konsul, damals nahm ich die Chance wahr, aus dem Lager zu kommen und etwas für meinen Sohn tun zu können. -Die Verhältnisse haben sich geändert. Vor fünf Jahren war die CAT ein privates Lufttransportunternehmen. Heute ist sie eine militärische Einheit.«
    Der Konsul sagte bedächtig: »In einer militärischen Einheit herrscht eine bestimmte Disziplin, Kolberg. Der kann man sich nicht so ohne weiteres entziehen.«
    »Das ist es ja. Diese Disziplin zwingt mich, spätestens übermorgen in Korea meinen ersten Fronteinsatz zu fliegen. Mit einer amerikanischen B-29.«
    Der Konsul griff nach der Flasche, er deutete auf das halbvolle Glas des Fliegers, aber der schüttelte den Kopf.
    »Diese B-29 sollen sehr leistungsfähige Maschinen sein.«
    »Bomber«, sagte Kolberg. »Ich habe keine Lust, einen Bomber zu fliegen. Mich geht diese ganze Sache nichts an. Ich bin da unversehens hineingeraten, aber jetzt merke ich, wohin ich geraten bin. Und deswegen wende ich mich an Sie. Helfen Sie mir. An Ihnen liegt es, ob ich meine deutsche Staatsangehörigkeit wiederbekomme. Wenn ich die habe, kann ich bei der CAT quittieren und nach Hause fahren. Sie sind der einzige Konsul, den Deutschland gegenwärtig in ganz Südostasien hat. Der einzige, der mir helfen kann.«
    Brautmann richtete sich auf. Ihm fiel plötzlich ein, daß seine Frau noch nicht von der Party des Christlichen Vereins junger Mädchen zurück war. Ob ich sie anrufe? Vielleicht ist etwas mit dem Wagen. Er entschied sich, erst das Gespräch mit dem Flieger zu Ende zu führen. Während er aus einer Lackschatulle eine Zigarre nahm und behutsam ihre Spitze abschnitt, sagte er zu Kolberg: »Mir scheint, Sie haben ein wenig Angst, mein lieber junger Freund.«
    Kolberg schüttelte den Kopf. »Es ist nicht Angst. Ich sehe einfach nicht ein, daß ich gegen meinen Willen in einem Krieg mitmachen muß.«
    »Wenn man Sie so sprechen hört, könnte man annehmen, Sie wären eine Art Pazifist. Verzeihen Sie, aber Sie wirken sonst nicht wie ein Pazifist. Also - schlagen Sie sich den Gedanken aus dem Kopf, einfach von Chennault wegzulaufen; er ist ein kluger Kommandeur.«
    »Das mag sein. Aber was habe ich in Korea zu suchen?«
    Brautmann stand auf und ging in dem Zimmer hin und her. Er paffte an seiner Zigarre und sagte in beinahe väterlichem Ton: »Lieber junger Freund, stellen Sie sich nicht kurzsichtiger, als Sie wirklich sind. Überall in der Welt wird der Kampf gegen den Kommunismus geführt. Auch in Deutschland. Gerade dort! Wenn Sie zu

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