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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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an Land kommen wollen. Dieser Chinese hatte aber zweifellos mit angesehen, wie die Maschine aufs Wasser niedergegangen war. Mit seiner Dschunke konnte er ziemlich schnell in Hongkong sein. Wenn er vor ihm dort ankam, würde er, reden, und die Polizei würde sich zweifellos für jenen Piloten interessieren, der seine Maschine kurz vor der Küste auf das Wasser gesetzt hatte.
    »Ich schaffe es auch allein bis Hongkong«, sagte Fred Kolberg vorsichtig. Der Alte schüttelte verwundert den Kopf. Er war ein besonnener, ruhiger Mensch, und er wunderte sich über die eigenartige Reaktion des Fliegers auf sein Hilfsangebot. Doch langsam begann er zu begreifen, weshalb dieser Mann über sein Auftauchen nicht erfreut war. Es schien, als hatte der Flieger möglichst unauffällig an Land gelangen und dort verschwinden wollen. Nun, das war seine Sache. In Hongkong tauchte so mancher unter. Trotzdem konnte er mit ihm fahren, Yen Tso-lin war der letzte, der zur Polizei gehen und ihr etwas mitteilen würde. Die Polizei war britisch, Yen Tso-lin war Chinese, das genügte, um die Fronten abzustecken.
    »Mit meiner Dschunke wären Sie schneller in Hongkong als mit diesem Gummiboot da«, sagte er. »Der Wind steht gut.«
    Er sah, daß Kolberg nach dem Tau griff, bevor es ins Wasser rutschte. Der Flieger zog das Schlauchboot mit ein paar kräftigen Bewegungen an die Dschunke heran. Sich an der Bordwand festhaltend, fragte er: »Sind Sie allein auf der Dschunke?«
    »Ganz allein.«
    »Und sie gehört Ihnen?«
    »Sie gehört mir.«
    »Sie ankern in Aberdeen?«
    Der Chinese nickte. »Ich habe meinen festen Platz dort. Kennen Sie Aberdeen?«
    Kolberg antwortete nicht darauf. Kurz entschlossen öffnete er das Ventil des Schlauchbootes, und während die Luft zischend entwich, sprang er auf die Dschunke hinüber. Er zerrte seine Schwimmweste herunter, trennte eine Naht mit dem Messer auf und warf die Weste ins Wasser.
    »Schade«, sagte der Alte mit einem bedauernden Blick auf das untergehende Schlauchboot. »Das ist gummierte Leinwand. Man kann so etwas gut als Regenschutz verwenden.«
    Er zog das Mattensegel hoch und brachte die Dschunke in Fahrt. Sie glitt leicht dahin. Kolberg lehnte sich an den Mast. Er sagte: »Ich gebe Ihnen zehn Dollar fürs Mitnehmen. Dafür können Sie in Hongkong viele Regenplanen kaufen.«
    Der Pilot beobachtete, wie die B-29 sank. Ihr Rumpf ragte nur noch wenig aus dem Wasser. Die Kanzel war bereits untergetaucht. Nun zerschlugen die Wellen schon das Höhenleitwerk. Der Chinese folgte seinem Blick.
    »Hat es wohl nicht mehr bis Kai Tak geschafft?«
    Kolberg schüttelte den Kopf, aber er erwiderte nichts. Der Chinese zog aus der Tasche seiner kaftanähnlichen Jacke eine lange Pfeife mit eisernem Kopf und dünnem Bambusmundstück. Sie war bereits gestopft. Er strich ein Zündholz an und brachte den Tabak zum Glimmen. Kolberg erinnerte sich, daß er in der Tasche seiner Kombination eine wasserdicht verpackte Schachtel Zigaretten hatte. Er zog sie hervor und riß sie auf. Der Chinese hielt ihm das Zündholz hin. Über die kleine Flamme hinweg trafen sich die Blicke der beiden Männer.
    »Offizier?« fragte Yen. Kolberg dachte erst jetzt daran, daß er immer noch die Uniform trug. Er brummte unwillig etwas zur Antwort, was der Fischer nicht verstand, trennte die Schulterstücke ab und warf sie über Bord. Der Chinese beobachtete es ruhig. Nach einer Weile sagte er: »Muß ein weiter Flug gewesen sein. Die Amerikaner haben ihren nächsten Flugplatz auf Taiwan.«
    »Hören Sie«, sprach Kolberg ihn an, »es wäre am besten, wenn Sie nicht soviel über die Sache nachdächten. Laden Sie mich an Land ab, und vergessen Sie es.«
    Der Alte erschrak nicht. Er hatte sich sein Bild von dem Flieger gemacht, und dieser bestätigte es ihm durch sein Verhalten. Gleichmütig fragte er: »Haben Sie Lust, in Aberdeen an Land zu gehen?«
    »Wieso?« Kolberg sah ihn an und runzelte die Stirn. Der Chinese verzog keine Miene. Er sagte nur, nachdem er seiner Pfeife ein paar Rauchwölkchen entlockt hatte: »Vielleicht möchten Sie lieber woanders an Land gehen. In Aberdeen gibt es Leute, die Sie sehen könnten.«
    Kolberg biß sich auf die Lippe. Dieser Fischer war klug. Es hatte wenig Sinn, ihm etwas vorzumachen. »Wo kann man, denn noch an Land gehen?« erkundigte er sich.
    Der Chinese wiegte den Kopf. »Zwischen der Repulse Bay und Aberdeen gibt es viele stille Plätze am Ufer. Um diese Zeit hat man dort kaum lästige Zuschauer.« Er sah

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