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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Kolberg fragend an. »Also nicht in Aberdeen?«
    »Wäre besser«, brummte der Pilot. Beinahe entschuldigend wies er auf seine durchnäßte Bekleidung. »In diesem Aufzug ist es mir etwas unangenehm, wenn mich so viele Leute sehen.«
    Der Fischer nickte und sagte langsam: »Es wäre mir auch egal, wenn Sie aus irgend einem anderen Grunde nicht gesehen werden möchten. Es geht mich nichts an.«
    Fred Kolberg versuchte, in dem Gesicht des Alten zu lesen, aber es blieb unbeteiligt, geradezu gleichgültig.
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Nichts«, antwortete der Fischer. »Gar nichts. Nur, daß ich angeboten habe, Ihnen zu helfen. Und was ich sage, das halte ich. Ich bin nämlich kein Engländer.«
    »Wieso Engländer?«
    »Denken Sie selbst darüber nach«, forderte der Fischer ihn auf. »Und schlagen Sie sich den Gedanken aus dem Kopf, daß ich Sie hineinlegen will.« Er drehte sich um und beschäftigte sich mit dem Segel. Dann hockte er sich schweigend hinter das Steuerholz, bis Kolberg sich ihm nach einer Weile näherte und ihn fragte: »Haben Sie eigentlich überlegt, wie es kommt, daß sich aus einer so großen Maschine nur ein einziger Mann rettet?«
    »Ja«, antwortete der Fischer einsilbig.
    »Und?«
    »Es ist mir nichts eingefallen.«
    »Aber Sie werden sich weiter den Kopf darüber zerbrechen?«
    Der Fischer zuckte mit den Schultern. »Möglich. Ein alter Mann grübelt häufig. Das hat nichts zu bedeuten. Ein alter Mann hat ein langes Leben hinter sich, und manchmal weiß er einen Rat für einen jüngeren.«
    Der Flieger verstand diese Anspielung sehr gut. Der Fischer gehörte offenbar nicht zu den Leuten, die das Vertrauen eines anderen mißbrauchten. Solchen Menschen war Fred Kolberg in den letzten Jahren nur selten begegnet. Die CAT und die Flugplätze in den kleinen, halbkolonialen Ländern waren nicht die Orte, an denen man sie fand. Er überlegte eine Weile, ob er dem Alten die Wahrheit sagen sollte. Doch dazu hatte er keinen Grund. Der Fischer würde ihn am Strand absetzen, damit war diese Begegnung vorbei. Der eine würde den anderen vergessen; es war am besten so.
    Die Dschunke glitt schnell über das leicht bewegte Wasser. Ihr Segel blähte sich unter der Brise. Dort, wo Hongkong lag, wurde der Himmel immer heller. Es dauerte nicht lange, da erschienen die ersten Lichtpunkte am Horizont, unstet flackernde Flämmchen. Noch schlief die Kolonie nicht. In den Straßen würde man Rikschas und verspätete Fußgänger antreffen. Aus den Türen der Nachtlokale würde Musik dringen. Und die Einheimischen würden auf Bambusmatten vor den Türen ihrer Häuser liegen, die Kühle der Nacht zu einem gesunden Schlaf nützend.
    Kolberg fröstelte. Er streifte seine Kleidung ab und wrang sie aus. Der Fischer warf ihm wortlos eine alte Decke zu, in die er sich einhüllen konnte, solange seine Uniform an der Segelstange hing und im Fahrtwind flatterte. Er rauchte und blickte dem Land entgegen, das sich immer weiter über den Horizont hob. Als die Dschunke in die Repulse Bay glitt, war das dünne Tuch des Anzugs so gut wie trocken. Nur die Kombination war noch naß und steif. Kolberg leerte die Knietaschen aus und verstaute ihren Inhalt in den Taschen seines Jacketts. Die Kombination ließ er liegen, mochte der Fischer sie für sich verwenden. Sie trug keine Abzeichen mehr, und der Flieger würde sie ohnehin nicht mehr brauchen.
    In der Bucht waren noch ein paar Motorboote unterwegs. Sie hinterließen silbersprühende Spuren im Wasser. Hier und da ankerte ein SegeIboot. Der Strand war verlassen, selbst die Golfplätze lagen ausgestorben. Nur die Terrassen der Hotels waren hell erleuchtet, von dort klang Musik herüber. Yen Tso-lin steuerte die Dschunke am Ufer entlang. Niemand kümmerte sich um sie. Auf eine Dschunke, die von See heimkam und längs des Ufers bis nach Aberdeen segelte, verwandte man kaum einen Blick.
    Wo der Strand am südlichen Ende der Bucht dicht mit
    Büschen und Ufergras bewachsen war, lenkte der Fischer die Dschunke ins seichte Wasser und zog das Segel ein. Er achtete darauf, daß der Kiel nicht auf den Schwemmsand geriet. Als das kleine Fahrzeug ruhig lag, machte er eine einladende Handbewegung zu Kolberg hin. »Wir sind da. Streifen Sie Ihre Hosenbeine hoch, Sie werden bis an die Waden einsinken. «
    Kolberg hatte seine Schuhe bereits ausgezogen. Er trat zu dem Fischer und gab ihm die Hand. »Danke.« Als er aus der Brusttasche einen Geldschein zog, sah Yen ihn lächelnd an.
    Er erwiderte

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