Die weissen Feuer von Hongkong
Start noch einmal zum Konsulat zurück?«
Der Beamte winkte ab. »Keine Sorge, Mister Kolberg. Es ist nicht Ihre Schuld. Wir haben eine ganze Anzahl solcher Fälle und sind deshalb darauf vorbereitet. Man wird Sie auf dem allerschnellsten Wege zu Ihrem Konsul befördern. Sie werden die Maschine nicht versäumen. Die Polizei hilft uns dabei. Bitte ... «
Er winkte dem eintretenden Polizisten und sagte ihm ein paar Worte. Der Polizist nickte und nahm die zwei Pässe an sich. Er trat aus dem Büro heraus und tippte vor Kolberg an die Mütze. »Kommen Sie, Mister. Ich fahre Sie mit dem Streifenwagen zu Ihrem Konsul. Verlieren wir keine Zeit, dann erreichen Sie Ihre Maschine noch.« Er ging voraus, Kolberg blieb nichts übrig, als ihm zu folgen. Judith und Bert schlossen sich verwirrt an.
»Irgend etwas gefällt mir daran nicht«, bemerkte Kolberg leise zu Judith. »Außerdem kennt mich dieser Konsul doch. Wenn er mich sieht ... «
»Soll ich mit Bert hierbleiben?«
»Keinesfalls!« Er spürte, daß jetzt alles auf des Messers Schneide stand. Der Polizist ließ die drei in den Streifenwagen steigen, der sofort anfuhr. Vergeblich versuchte der Flieger einen Ausweg aus dieser unvorhergesehenen Situation zu finden, aber alles Überlegen blieb fruchtlos. Schließlich fragte er den Polizisten, der vorn neben dem Fahrer saß: »Werden wir den Konsul überhaupt antreffen?«
Der Polizist nickte gelangweilt. »Mit Sicherheit, Mister. Und zwar in seiner Privatwohnung. Er hat jetzt Mittagspause.« Er drehte sich halb um und grinste. »Dem geht es besser als uns, er kann sich in der heißen Tageszeit aufs Ohr legen.« Umständlich wischte er sich den Schweiß ab, der ihm in den Uniformkragen rann. Der Wagen fuhr ohne Aufenthalt auf die Polizeifähre, die ihn im Handumdrehen von Kowloon nach Hongkong übersetzte. Wenige Minuten später rollte er langsam dort aus, wo am Peak die Fahrstraße endete. Es waren noch ein paar Schritte bis zu Brautmanns Bungalow zu gehen. Der Polizist beauftragte den Fahrer zu warten. Er ging voraus.
Fred Kolberg überlegte immer noch verzweifelt, aber er fand keinen Ausweg. Wenn Brautmann die Pässe in die Hand bekam, würde er sofort Verdacht schöpfen. Nach der Unterredung, die Kolberg mit ihm geführt hatte, wußte er, daß dieser keinen Paß der Bundesrepublik besitzen konnte. Mochten die Dokumente noch so gut nachgemacht sein, er würde merken, daß sie nicht echt waren. Ob er soviel Verständnis aufbringt zu schweigen? fragte sich Kolberg. Er kennt meine Lage, ich habe sie ihm geschildert. Immerhin bin ich Deutscher, und er ist es auch, also wäre es nicht zuviel verlangt, von ihm Stillschweigen zu erwarten und diese verdammte Registriernummer, sonst nichts.
»Da sind wir«, sagte der Polizist erleichtert. Er holte ein großes, kariertes Taschentuch hervor, nahm die Mütze ab und trocknete sich die Stirn, bevor er auf den Klingelknopf drückte.
Otto Brautmann öffnete selbst. Er war vom Flugplatz benachrichtigt worden. Das Gespräch hatte ihn während der mittäglichen Ruhepause erreicht, die er streng einhielt. Nichts war schädlicher als Überanstrengung in dieser mörderischen Hitze. Mit Kolbergs Auftauchen rechnete er seit Murrays Hinweis. Er war zufrieden, weil die Sache so planmäßig lief. Als er sah, daß der englische Polizist die drei offenbar keineswegs mit Gewalt hierhergebracht hatte, schmunzelte er anerkennend. Die Engländer hatten eine Art, unangenehme Sachen mit erstaunlich viel Fingerspitzengefühl zu erledigen. Er trat aus der Tür und rief: »Oh, das freut mich aber! Kommen Sie!«
Der Polizist salutierte und übergab ihm wortlos die Pässe, die Brautmann einsteckte. Dann entließ er den Beamten, indem er ihm jovial zuwinkte und ihm nachrief: »Herzlichen Dank!« Armes Volk, dachte der Polizist, als er zum Wagen zurückging. Da wollten sie nun durchbrennen, wer weiß warum, und das feine Netz der Hongkonger Polizei fing sie ein, ohne daß sie es merkten. Er ließ sich neben den Fahrer in den Sitz fallen und brummte: »Zurück nach Kai Tak.«
»Ich denke«, sagte der Fahrer, der noch nicht lange bei diesem Kommando war, »die Leute fahren mit uns wieder zum Flugplatz?« Der andere maß ihn nur mit einem gelangweilten Blick. »Die sind versorgt. Auch ohne Flugzeug. Halt vor der Fähre mal an einer Limonadenbude.«
Brautmann ließ die drei eintreten. Noch bevor er etwas sagen konnte, begann Kolberg: »Es handelt sich um eine Registriernummer, Herr Generalkonsul. Auf dem
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