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Die weissen Feuer von Hongkong

Die weissen Feuer von Hongkong

Titel: Die weissen Feuer von Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Hause«, gab Kolberg ruhig zurück. Er deutete auf Judith und Bert. »Hier sehen Sie meine Familie. Ich habe ein Recht, mit meiner Familie dorthin zu gehen, wo ich hergekommen bin. Sie müssen ein Diplomat ganz besonderer Art sein, wenn Sie mir dieses Recht verweigern wollen.«
    Brautmann klopfte unwillig die Asche von der Zigarre. Im selben Augenblick ärgerte er sich darüber, die helle Aschenkuppe war noch ziemlich klein gewesen. Ich werde nervös, dachte er, das ist nicht gut. Diese Angelegenheit muß mit viel Fingerspitzengefühl erledigt werden, sie ist delikat. Sie könnte sonst ein gefundenes Fressen für jedes kommunistische Hetzblättchen werden.
    »Aber, aber«, sagte er versöhnlich. »Ich versuche doch gerade, Ihnen meinen Schutz angedeihen zu lassen, obwohl Sie dem Papier nach gar nicht deutscher Staatsbürger sind. Es ist eine schwierige Situation, in die Sie da geraten sind, das müssen Sie zugeben. Jedenfalls können Sie auf keinen Fall so einfach davonlaufen.«
    »Warum nicht?« warf Kolberg ein. »Meinen Sie, die Engländer würden Anstoß an meinem Paß nehmen?«
    Brautmann war unvorsichtig, aber er merkte es erst, als er gesagt hatte, was besser ungesagt geblieben wäre. »Das nicht. Nur auf meine Intervention würde man Sie festhalten. Sie sind auch nur auf meine Intervention hierhergebracht worden.«
    »Ach! Und warum haben Sie interveniert? Ist Ihnen ein Landsmann nicht mehr wert als der Segen irgendeines ausländischen Fliegergeschwaders?«
    »Kolberg!« rief Brautmann ärgerlich. »Sie machen es mir schwer. Habe ich Ihnen nicht bei Ihrem ersten Besuch erklärt, daß Sie als Deutscher die Pflicht haben, Ihre Aufgaben in einer militärischen Einheit unserer Verbündeten vorbildlich zu erfüllen? Der Korea-Krieg ist nicht irgend eine bedeutungslose Plänkelei. Dort führt Amerika den entscheidenden Schlag um die Wiedergewinnung ganz Asiens. Das muß man doch berücksichtigen.«
    »Ich berücksichtige es eben nicht«, sagte Kolberg starrsinnig. »Verbündeter oder nicht - ich bin durch einen billigen Trick Chennaults in dessen Geschwader schanghait worden. Mich gehen weder dieses Geschwader noch der Korea-Krieg etwas an. Die Leute, die mich einst nach Japan schickten, haben keine Hand meinetwegen gerührt, als der zweite Weltkrieg zu Ende war. Fünf Jahre danach gibt es hier in Hongkong zwar einen deutschen Konsul, aber er rührt auch keinen Finger, um mich endlich aus der Misere zu befreien, in der ich stecke. Also helfe ich mir selbst. Das ist mein letztes Wort.«
    Er drehte sich zu Judith um und sagte gedämpft: »Geh mit Bert hinaus und besorge eine Rikscha. Wartet mit ihr dort, wo uns vorhin der Polizeiwagen abgesetzt hat.«
    Judith zögerte einen Augenblick. Aber Kolberg flüsterte ihr zu: »Schnell! Ich komme sofort nach!« Da nahm sie den Jungen bei der Hand und verließ das Haus, ohne Brautmann noch einen Blick zu schenken. Dieser hatte sich von seiner Couch erhoben und war auf Kolberg zugetreten.
    »Kolberg, ich bin überzeugt, daß wir uns einigen. Sie werden zu der Einsicht kommen, daß mein Vorschlag richtig ist. Gehen Sie doch in Ihren Überlegungen einen Schritt weiter. Sie sind Luftfahrtspezialist, und Sie haben die einmalige Chance, an der Seite der Amerikaner in Korea Kampferfahrungen gegen die Kommunisten zu sammeln. Diese Erfahrungen werden für uns in Deutschland von unschätzbarem Wert sein, wenn unsere eigene Luftwaffe wieder steht. Man würde Ihnen eine hohe Position anbieten, eine Schlüsselposition. Für uns sind Männer mit Kampferfahrungen äußerst wichtig, weil wir in Deutschland den Kommunismus östlich der EIbe eines Tages auch mit Waffengewalt werden ausrotten müssen. Verstehen Sie, was ich will, wenn ich Sie veranlasse, in Korea zu bleiben? Ich möchte mithelfen, einen zukünftigen hohen Offizier unserer Luftwaffe heranzubilden. Betrachten Sie die ganze Sache aus diesem Blickwinkel, dann wird Ihnen die restliche Zeit bei Chennault wie eine Ausbildung mit goldener Perspektive vorkommen. Also - die Sache mit Ihrem Fernbleiben regle ich. Ich rufe Konsul Bedley an, und er informiert General Chennault, daß ich Sie hier aufgehalten habe. Nichts von Ihrem Fluchtversuch! Kein Wort! Sie können ohne weiteres zu Ihrer Einheit zurückkehren. Die Geschichte mit den Pässen bleibt unter uns. Und wenn Sie Ihren Dienst bei General Chennault ordnungsgemäß beendet haben, kommen Sie zu mir. Dann regeln wir Ihre Heimkehr und alles, was mit Ihrer weiteren militärischen

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