Die weissen Feuer von Hongkong
Flugplatz ... «
Aber Brautmann winkte nur ab und fiel ihm ins Wort: »Setzen Sie sich. Lassen wir die Märchen. Ich weiß, daß Sie versucht haben, mit falschen Pässen nach Deutschland zu gelangen. Und für Sie ist interessant zu wissen, daß die Registriernummer nur ein Vorwand war, um Sie ohne Aufhebens hierherzubringen. Also ... «
»Ein Vorwand?« Kolberg runzelte die Stirn.
»Ja. Haben Sie keine Angst. Die Polizei ist wieder weggefahren. Was wir miteinander zu erledigen haben, werden wir ohne die Engländer tun, das ist ganz allein unsere Sache.«
»So ist das!« sagte Kolberg überrascht zu Judith. »Jetzt begreife ich, was hier vorgeht.« Er wandte sich an den Konsul: »Warum lassen Sie mich nicht nach Hause fliegen?«
»Setzen Sie sich«, forderte Brautmann ihn auf. Er deutete auf ein paar Sessel und ließ sich selbst auf einer Couch nieder. »Ich entsinne mich, Ihnen ausführlich beschrieben zu haben, auf welche Weise Sie nach Deutschland heimkehren können. Warum haben Sie sich nicht daran gehalten?«
»Wir haben alle drei einen Paß und eine Flugkarte nach Frankfurt am Main. Wenn Sie uns schon nicht geholfen
haben, nach Hause zu kommen, warum halten Sie uns auch
noch auf?«
Brautmann schlug ein Bein über das andere. Er hatte das Verlangen, etwas zu trinken, aber der Hausdiener würde erst am Nachmittag kommen, und seine Frau saß vermutlich auf der Terrasse des Repulse-Bay-Hotels bei einem Eissoda. Es schien nicht ratsam zu sein, jetzt hinauszugehen. »Lassen wir Ihre Pässe aus dem Spiel«, sagte er. »Wenn Sie wissen wollen, wie ich davon Kenntnis bekam, müssen Sie sich an die Überwachungsabteilung der britischen Auswanderungsbehörde wenden. Wir wollen über Sie sprechen, Kolberg. Sie haben Ihre Einheit eigenmächtig verlassen?«
»Ja«, erwiderte Kolberg gedehnt. Er überlegte. Der Polizeiwagen war weggefahren. Brautmann rechnete offensichtlich nicht damit, daß der Pilot sich ihm widersetzte, nachdem sein Versuch, die Kolonie mit falschen Papieren zu verlassen, gescheitert war. Wir müssen hier herauskommen, dachte Kolberg. Wir müssen in der Stadt so lange untertauchen, bis sich ein neuer Weg findet. Er war nach wie vor entschlossen, die Flucht fortzusetzen. Auch Brautmann sollte ihn daran nicht mehr hindern. Er sah ihn nach einer Zigarre greifen, sie beschneiden und anbrennen.
»Mit etwas Bosheit könnte man Sie als Deserteur bezeichnen, Kolberg. Sie sind sich hoffentlich darüber klar, daß nur ich das wieder einigermaßen für Sie in Ordnung bringen kann.«
Kolberg antwortete nicht. Er warf einen Seitenblick auf Judith, die sich mit dem Jungen in einen sehr breiten, bequemen Sessel gesetzt hatte und die Unterhaltung gespannt verfolgte. Er zündete sich eine Zigarette an und wartete.
Das Flugzeug würden sie nicht mehr erreichen. Dann werden wir eine andere Möglichkeit finden, dachte er. Brautmanns Stimme klang höflich, beinahe freundlich, als er fortfuhr: »Ich werte Ihr Schweigen als das Eingeständnis Ihres Fehlers. Wie sind Sie von Korea hierhergekommen? Oder waren Sie noch nicht in Korea?«
»Doch«, gab Kolberg vorsichtig zurück. »Ich benutzte einen Dienstflug. » Als der kleine, rundliche Diplomat darauf leicht den Kopf wiegte, sagte er sich: Er weiß nichts von der B-29 und auch nichts von der abgeschossenen Düsenmaschine. Er hat es noch nicht erfahren.
Brautmann bestätigte seine Gedanken, indem er feststellte: »Nun gut. Dann läßt sich das alles leichter reparieren. Ich biete Ihnen eine Chance, Kolberg, weil ich nicht will, daß Sie bei Ihrer Einheit bestraft werden. Sie sind Deutscher, und ich fühle mich für Sie verantwortlich. Sie werden jetzt zu Ihrer Einheit zurückfliegen und die ganze Sache vergessen. Einverstanden?«
»Dazu ist es zu spät«, sagte der Pilot. Der Diplomat lächelte.
»Nein, mein Lieber. Ich werde mit dem amerikanischen Konsul sprechen. Er ist mein Freund. Ich bin sogar dazu bereit, Sie Ihrer Truppe gegenüber in Schutz zu nehmen und General Chennault zu erklären, daß eine Angelegenheit von größter Wichtigkeit mich veranlaßte, Sie hier in Hongkong einige Zeit aufzuhalten. Man wird Ihnen nichts anhaben können. Sagen Sie selbst - ist das nicht ein vernünftiger Vorschlag?«
»Sehr vernünftig. Nur nützt er mir nichts.«
»Warum?«
»Weil er davon ausgeht, daß ich weiter bei Chennault fliege, und das werde ich nicht tun.«
Brautmann schüttelte mißbilligend den Kopf. »Was, zum Teufel, wollen Sie denn eigentlich?«
»Nach
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