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Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman

Titel: Die weißen Schatten der Nacht: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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lag, dass sie eine Frau war, oder ob es für seinen Hass persönliche Gründe gab.
    »Fährst du hin?«, fragte sie.
    »Natürlich«, blaffte er.
    »Und danach hörst du dich ein bisschen in der Nachbarschaft um, ja? Wie war die Ehe? Gab es öfter Krach? Du weißt schon.«
    »Geht klar.« Hackmann mied immer noch ihren Blick, schrieb etwas auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Was machen wir mit der Münchhausen-Geschichte?«, fragte Ingo Wirtz.
    »Der sollten wir auf jeden Fall nachgehen«, antwortete Salomon.
    »Ja, das denke ich auch«, sagte Lydia. »Es ist schon auffällig, dass sowohl Toni als auch diese Leonie öfter krank waren.«
    »Also könnte es sein, dass wir es hier mit zwei Müttern mit Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom zu tun haben?«, fragte Ruth Wiechert. »Das wäre aber ziemlich ungewöhnlich. Ist diese Krankheit nicht extrem selten?«
    »Vielleicht haben die beiden Mädchen sich deshalb gesucht und gefunden«, sagte Wirtz. »Weil sie das gleiche Elend ertragen mussten.«
    »Und diese Nora war eifersüchtig und hat deshalb die Geschichten über Leonie erfunden«, ergänzte Meier. »Dass sie die anderen zu den Diebstählen angestiftet hätte und so.«
    Schmiedel verschränkte die Arme. »Also ich habe gehört, dass es diese Krankheit gar nicht gibt. Irgend so ein englischer Arzt soll sie erfunden haben, und aufgrund seiner Diagnose sind Dutzende von Müttern in den Knast gewandert, die man nachher wieder freilassen musste.«
    »Das höre ich zum ersten Mal«, rief Ruth Wiechert.
    »Ich habe das auch irgendwo gelesen«, sagte Wirtz nachdenklich. »Aber ich erinnere mich nicht mehr so genau, was da stand.«
    »Gut«, sagte Lydia, »dann hast du jetzt die Gelegenheit, deine Erinnerung aufzufrischen. Ihr zwei, Wirtz und Wiechert, recherchiert zum Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom. Und ihr sprecht mit den Kinderärzten von Antonia und Leonie. Gut wäre, wenn ihr auch mit Tonis früherem Arzt in Münster sprechen könntet. Und vielleicht noch mal mit den jeweiligen Lehrern.«
    »Machen wir.« Wirtz machte sich Notizen.
    »Gut.« Lydia nickte zufrieden. Nach den anfänglichen Schwierigkeiten lief die Besprechung besser als gedacht. Wenn man mit Männern arbeitete, musste man immer erst mühsam die Hackordnung festlegen. Das kostete Kraft, aber anders ging es nicht, das hatte sie inzwischen begriffen. Sie warf einen Blick auf ihre Unterlagen, um zu überprüfen, ob sie nichts vergessen hatte. »Salomon und ich werden versuchen, endlich diese Leonie aufzutreiben und mit ihr zu sprechen«, fuhr sie fort. »Sie ist im Augenblick unsere wichtigste Spur. Danach reden wir noch mal mit ihrem Vater.«
    Hackmann schnaubte und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Das gehört doch wohl zu meinem Fall! Olaf Schwarzbach ist mein Hauptverdächtiger.«
    »Verdächtige sind kein Privatbesitz«, gab Lydia zurück. »Und deinen Fall gibt es nicht mehr. Wir arbeiten alle an einem Fall, bei dem ich die Ermittlungen leite. Ich dachte, das sei geklärt.« Lydia unterdrückte ein Seufzen. So viel zum Thema Hackordnung.
    Hackmann murmelte etwas, das sie nicht verstand, und sie ignorierte ihn. Natürlich war der angebliche Suizid von Melanie Schwarzbach in erster Linie sein Fall, doch Lydia hatte mit den Schwarzbachs gesprochen, als Melanie noch gelebt hatte. Ihr fiel womöglich etwas auf, das Hackmann gar nicht auffallen konnte. Außerdem wollte sie keinen Zweifel daran aufkommen lassen, wer die Moko leitete.
    »Noch Fragen?« Sie wartete ein paar Sekunden.
    Alle schüttelten den Kopf, Hackmann blickte starr vor sich hin.
    »Gut, dann treffen wir uns morgen früh um zehn Uhr wieder hier. Alle Ermittlungsergebnisse gehen an mich und an unseren Aktenführer Köster.«
    Die Mitglieder der Moko erhoben sich, Ruth Wiechert und Ingo Wirtz waren bereits in eine angeregte Diskussion über psychische Krankheiten vertieft. Lydia verließ den Raum als Erste, sie wollte Hackmann keine Gelegenheit bieten, ihr unter vier Augen die Meinung zu sagen.
    Als sie wieder im Büro waren, grinste Salomon. »Sehr clever eingefädelt.«
    »Was?«
    »Die Domestizierung des Thomas Hackmann.«
    Lydia lächelte zufrieden.
    Salomon griff nach seiner Lederjacke. »Und? Brechen wir gleich auf? Ich gebe zu, ich war schon lange nicht mehr so neugierig darauf, eine Zeugin kennenzulernen.«
    »Mir geht es genauso.« Lydia stopfte Schlüssel und Handy in ihre Parkatasche. »Dieses Mädchen hat wahre Starqualitäten.«
    »Dann wollen wir doch

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