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Die Weiterbildungsluege

Titel: Die Weiterbildungsluege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gris
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im Alltag Freiräume freizuboxen, Nachtschichten einzulegen oder Wochenenden
     zu opfern. Allein diese Gedanken lassen schon Unlustzustände aufkommen. Und selbst wenn er diese Planungshürde nehmen würde:
     Er müsste dann auch immer wieder konsequent Schritt für Schritt am Ball bleiben. Also deutlich mehr Arbeitseinsatz, Konzentration
     und Energie einsetzen. Puh – nun bin ich auch schon ganz erschöpft. Und deshalb nehme ich mir jetzt erst mal eine Auszeit,
     bevor ich weiterschreibe. Sportliche Ertüchtigung im Fitnessstudio ist angesagt. Und siehe da, das Thema verfolgt mich. Mitten
     im Eingangsbereich prangt eine große schwarze Tafel, auf der in dicken weißen Lettern der Spruch der Woche steht: »Der gute
     Vorsatz ist ein Pferd, das oft gesattelt, aber selten geritten wird.« Angeblich ein mexikanisches Sprichwort. Und was lernen
     wir daraus? Auch der Mexikaner leidet am inneren Schweinehund |75| . Also wieder zurück an den Schreibtisch, damit Sie erfahren, wie es weitergeht. Weiterbildungsveranstaltungen scheitern,
     weil die Teilnehmer nicht über den Punkt der Bewusstmachung von Änderungsmöglichkeiten hinausgehen und bei ihren ersten Umsetzungsversuchen
     auf der Strecke bleiben. Denken Sie einmal an die Mitarbeiter, die zu externen Seminaren bei Weiterbildungsanbietern geschickt
     werden oder Inhouse-Trainings mitmachen. Die Themen reichen von Führung, Kommunikation, Zeitmanagement, Rhetorik, Verhalten
     am Telefon bis hin zu Fachthemen wie Arbeitsrecht, Facility Management, Praxis der betrieblichen Altersvorsorge und so weiter.
     Die Seminare dauern im Schnitt zwei Tage. Danach kehrt der Mitarbeiter frisch gestärkt mit guten Vorsätzen an seinen Arbeitsplatz
     zurück. Ob und in welcher Tiefe jemand nach solch einem Kurs die Inhalte in die Praxis umsetzt, liegt in seiner persönlichen
     Selbstverantwortung. Es heißt dranbleiben, durchhalten und sich bei Rückfällen wieder auf den Weg bringen. Egal, ob man sich
     neues Wissen, Denken oder Verhalten aneignen möchte. Doch die meisten Seminarteilnehmer haben nicht diesen Biss. Das Gegenteil
     ist der Fall.
    Frommer Wunsch: Veränderung auf Fingerschnipp
    Wie oft habe ich am Ende eines Seminars von Teilnehmern Sätze gehört wie: »Ich kann keine speziellen Vorsätze aufschreiben.
     Wenn ich im Alltag in einer bestimmten Situation bin, wird mir das Seminar schon wieder einfallen.« Die Annahme ist, dass
     die dort vorgestellten Inhalte plötzlich auf wundersame Weise im Gehirn verankert und automatisch im Alltag abrufbar sind.
     Auf jeden Fall müsse man nicht dafür arbeiten. Auch andere meiner Kollegen kennen diese frommen Wünsche, wie etwa ein interner
     Trainer aus der Finanzdienstleistungsbranche. Seine Teilnehmer sind selbstständige Handelsvertreter, die Produkte der Finanzdienstleistung
     vertreiben und denen die Firma Verkaufstrainings anbietet. Die Teilnehmer kommen schon im Konflikt an. Auf der |76| einen Seite hoffen sie, dass sie vielleicht doch noch eine gute Idee abgreifen können, die ihnen schnell großartige Umsätze
     beschert, auf der anderen Seite ist jede Seminarminute der totale Umsatzausfall, weil man nicht draußen beim Kunden ist. Am
     Ende des Seminars gibt es immer fröhliche Gesichter und alle bestätigen eifrig, wie wichtig die gelernten Verkaufstechniken
     waren und das alles »super« war. An dieser Stelle ergreift dann der Trainer das Wort und ermahnt fröhlich-burschikos: »Passt
     mal auf, Kinders, ihr müsst jetzt danach auch was tun. Ihr habt es jetzt initiiert, jetzt muss es weitergehen – dran denken,
     bewusst Situationen zum Üben suchen, Skript nacharbeiten und Feedback einholen.« Spontanes Echo: »Keine Zeit. Wir müssen unsere
     Zielvorgaben erreichen. Die sind sowieso wie immer zu hoch.« Übersetzt heißt das: Das Gelernte ist doch nicht so wichtig.
     Und in den Köpfen kursiert die Erkenntnis, dass es bisher auch so ganz gut lief. Und eigentlich hegen sie alle die Hoffnung,
     dass das neue Verhalten wie Lametta am Christbaum über sie fällt und sich irgendetwas auf Fingerschnipp einstellt. »Sie realisieren
     nicht, dass sie etwas dafür tun müssen«, meint der Verkaufstrainer. Und die Vorgesetzten haben auch keine Zeit. Sie hoffen
     auf die Selbstverantwortung ihrer Mitarbeiter. Daher ist von deren Seite auch kein Druck oder Nachhalten zu erwarten. Folglich
     ist jegliche Argumentation vergebens, weiß der Trainer aus Erfahrung.
    Teilnehmer zeigen in Seminaren gewöhnlich eine gute Disziplin,

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